Sophienlust 312 – Familienroman. Bettina Clausen

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Sophienlust 312 – Familienroman - Bettina Clausen Sophienlust

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gar nicht. Erst als Rosenrots Löffel sein Ohr streifte, öffnete Chris die Augen. Er sah das Kaninchen und stieß es von sich.

      »Was fällt dir ein?«, rief Heidi aufgebracht. »Du tust ihm doch weh!« Sie bückte sich und nahm Rosenrot auf den Arm.

      »Verschwinde mit deinem blöden Karnickel.«

      Heidi schluckte. »Du bist gemein!« Sie drehte sich um und lief davon.

      »Chris hat mein Rosenrot ein blödes Karnickel genannt«, erzählte sie den beiden Mädchen, die sie bei der Schaukel antraf.

      »Warum?«, fragte Vicky. »Habt ihr gestritten?«

      »Überhaupt nicht. Ich wollte nett sein und ihn mit Rosenrot spielen lassen. Rosenrot hat ihm nichts getan.«

      Am Rande des Spielplatzes, auf einer Bank, saß die Kinderschwester.

      Zufällig hatte sie das Gespräch der Mädchen gehört und mischte sich jetzt ein: »Du darfst es Chris nicht verübeln, Heidi. Ich glaube, er ist sehr unglücklich und benimmt sich deshalb so bockig.« Sie legte ihre Häkelarbeit beiseite.

      »Schwester Regine.« Pünktchen sprang so plötzlich von der Wippe, dass Vicky auf der anderen Seite zuerst einen Satz in die Luft machte und dann hart auf dem Boden landete.

      »Spinnst du?« Vicky rieb sich ihr Hinterteil. »Du kannst doch vorher etwas sagen, wenn du schon abspringen musst.«

      Pünktchen entschuldigte sich. »Das wollte ich nicht.«

      »Das kann man hinterher leicht sagen«, nuschelte Vicky und kam ebenfalls zu der Bank, auf der die Kinderschwester saß, Schwester Regine versuchte den Mädchen Christians Situation zu erklären: »Jahrelang war Chris mit seinem Vater allein. Seine Mutter ist schon lange tot. Jetzt hat der Vater eine Frau kennen gelernt und will wieder heiraten. Das fängt schon damit an, dass er Chris allein lässt und nach Amerika fliegt.«

      »Das würde mich auch ärgern«, meinte Vicky.

      »Chris ist eifersüchtig auf die Frau«, vermutete Pünktchen.

      Schwester Regine gab ihr recht. »Er befürchtet, dass sich die ganze Zuneigung seines Vaters nun auf diese Frau konzentrieren werde, dass er seinen Sohn nicht mehr lieben werde, was natürlich nicht stimmt.«

      »Aber dafür können wir doch nichts.« Heidi schob einen Finger in den Mund. »Wir sind alle nett zu ihm. Da braucht er nicht so patzig zu sein und Rosenrot ein ›blödes Karnickel‹ schimpfen. Rosenrot kann doch nichts dafür, dass Chris’ Vati wieder heiraten will.«

      Schwester Regine unterdrückte ein Schmunzeln.

      »Nein, Rosenrot kann wirklich nichts dafür. Ich habe euch das auch nur erzählt, weil ich euch bitten wollte, ein bisschen nachsichtig mit Chris zu sein.«

      »Will Chris’ Vati eine Amerikanerin heiraten?«, fragte Pünktchen.

      »Soviel ich weiß, ist sie Deutsche und lebt nur in den Vereinigten Staaten.« Schwester Regine griff wieder nach ihrer Häkelarbeit. »Sie hat vor einiger Zeit Deutschland besucht und dabei Christians Vater kennen gelernt.«

      »Ob er sich in sie verliebt hat?«, überlegte Vicky laut.

      Pünktchen schüttelte den Kopf. »Das ist doch wohl klar. Sonst würde er sie doch nicht heiraten wollen.«

      Vicky verteidigte sich: »So klar ist das nun auch wieder nicht. Es gibt schließlich auch Leute, die einander heiraten, obwohl sie einander nicht mögen.«

      »Das gibt es nicht.«

      »Das gibt es doch.« Vicky stampfte mit dem Fuß auf. »Stimmt es, Schwester Regine?«

      »So etwas mag schon vorkommen. Nur glaube ich nicht, dass Herr Schubert aus Berechnung heiraten will.«

      »Wer ist Herr Schubert?«, fragte Heidi.

      »Chris’ Vater«, antwortete Vicky ungeduldig.

      Heidi nahm ihr Kaninchen auf den Arm. »Ich gehe mit Rosenrot zum Haus.«

      »Das sollten wir alle tun«, schlug die Kinderschwester vor. »In einer halben Stunde gibt es Abendessen.«

      Sie packte ihre Handarbeit zusammen. Pünktchen und Vicky gingen nebeneinander.

      »Eigentlich müsste sich Chris doch freuen, dass er wieder eine Mutti kriegt«, meinte Vicky. »Ich würde mich freuen.«

      »Du weißt ja nicht, wie sie ist. Vielleicht mag sie keine Kinder.«

      »Hm, das kann sein.« Vicky seufzte. »Am schlimmsten ist, dass wir morgen wieder in die Schule gehen müssen. Warum vergehen die Sonntage bloß immer so schnell?«

      »Weil es Sonntage sind.«

      Vicky blieb stehen. »Das ist vielleicht ’ne Antwort.«

      »Es stimmt doch. Außerdem brauchst du nicht zu jammern. In drei Wochen fangen doch die großen Ferien an.«

      »Gott sei Dank!« Vicky legte den Kopf in den Nacken und breitete die Arme aus. »Jeden Tag baden gehen …«

      »Wenn schönes Wetter ist.«

      »Du kannst einem aber auch die ganze Freude verderben, Pünktchen.«

      »Wieso? Ich habe nur das gesagt, was stimmt. Es könnte doch sein, dass es den ganzen Sommer verregnet.«

      »Hör bloß auf!« Vickys Arme fielen herab. »Daran mag ich nicht einmal denken. Das wäre hundsgemein.«

      »Wäre es auch.« Pünktchen musterte Vickys Arme. »Du bist schon wieder viel brauner als ich.«

      »Wirklich?« Vicky streckte beide Arme von sich, um sie zu betrachten. »Ich werde immer schneller braun als du.«

      »Warum werde ich bloß immer rot?«

      »Weil du blond bist und Sommersprossen hast.«

      Pünktchen blieb stehen. »Was haben denn die Sommersprossen mit dem Braunwerden zu tun?«

      »Ganz einfach: Rothaarige werden schwer braun und haben außerdem Sommersprossen. Und du hast auch Sommersprossen.«

      »Ich bin aber nicht rothaarig«, widersprach Pünktchen ihr entrüstet.

      »Nun rege dich nicht gleich auf. Ich habe ja nicht gesagt, dass du rothaarig bist. Nur, dass du Sommersprossen hast. Und ein bisschen rötlich sind deine blonden Haare doch.«

      »Das finde ich nicht«, widersprach Pünktchen ihr erneut. Sie wollte nicht rothaarig sein, und ihre Sommersprossen mochte sie auch nicht. »Ich möchte einmal so braun werden wie Nick.« Sie verdrehte die Augen.

      »Das wirst du nie. Nick ist mit seinen schwarzen Haaren ein ganz anderer Typ.«

      »Das weiß ich.« Sie hatten das Herrenhaus erreicht. Pünktchen sprang als Erste die Stufen empor. Die etwas rundliche Vicky kam langsam nach.

      Die meisten Kinder

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