Sophienlust 312 – Familienroman. Bettina Clausen

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Sophienlust 312 – Familienroman - Bettina Clausen Sophienlust

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und das kann schließlich jedem von uns passieren.«

      Fast hatte Nick die Kinder überzeugt. Da rief Pünktchen: »Also gut, dann soll Chris sich bei Barri entschuldigen.«

      »Was?« Chris fuhr herum. »Ich soll den Hund …?«

      »Um Entschuldigung bitten!«, bestätigte Nick. »Schließlich hast du ihm ja weh getan. Hätte dich jemand getreten, würdest du auch erwarten, dass er sich entschuldigt.«

      »Natürlich, aber ich bin auch kein Hund!« Böse schaute Chris den Bernhardiner an.

      »Was hat das denn damit zu tun?«, fragte Irmela, das älteste Mädchen, aufgebracht. »Du sollst doch nur zeigen, dass es dir leid tut.«

      »Ich entschuldige mich nicht bei einem Köter.«

      »Barri ist kein Köter.« Auf einmal redeten alle durcheinander.

      Henrik wollte sich auf Chris stürzen. Im letzten Moment konnte Nick ihn zurückreißen. »Achtung! Tante Ma kommt!«

      Die Heimleiterin hatte den Tumult vom Küchenfenster aus gehört. »Was ist los?«, fragte sie sachlich.

      »Nichts Besonderes«, antwortete Nick.

      »Dafür, dass nichts Besonderes los ist, macht ihr ganz schön viel Krach«, sagte Else Rennert. Und das war alles. Keine weiteren Fragen, kein Tadel. Die Heimleiterin hatte ihre besondere Art im Umgang mit den Kindern. Eine sehr erfolgreiche Art, wie jeder wusste.

      Als sie wieder gegangen war und sich die Kinder nach Chris umdrehten, war der ebenfalls verschwunden.

      »Lasst ihn«, meinte Nick.

      Doch Henrik drohte: »Wenn er das noch einmal macht, verprügle ich ihn.«

      »Ich weiß nicht, ob das viel helfen würde.« Nachdenklich nagte Nick an seiner Unterlippe. »Außerdem ist es nicht fair, einen Jüngeren zu verprügeln.«

      »Das eine Jahr, das er jünger ist!« Henrik winkte ab.

      Pünktchen kniete neben dem Bernhardiner nieder und legte ihre Arme um dessen Hals. »Tut’s noch weh, Barri?«

      Der Hund schaute sie treuherzig an mit seinen hellen Augen.

      Nicht umsonst war der gutmütige Bernhardiner-Rüde der Liebling aller Kinder.

      »Wenn er das wieder macht, dann beißt du ihn«, flüsterte Heidi ihm ins Ohr.

      »Also los, spielen wir weiter«, rief Nick.

      Chris beobachtete die Kinder von seinem Zimmerfenster aus. Was für ein Getue wegen eines Hundes, dachte er. Mit mir machen sie nicht so viel Faxen.

      Er beobachtete, wie sich die Kinder über den Spielplatz verteilten. Er konnte nicht verstehen, was sie einander zuriefen und worüber sie lachten, aber dass sie Spaß hatten, ärgerte ihn. Jetzt müsste es anfangen zu regnen, dachte er. Richtig schütten müsste es, damit sie patschnass werden. Dann würde ihnen das Lachen schon vergehen.

      Chris knallte das Fenster zu, obwohl er sich selbst ausgeschlossen und abgesondert hatte, verübelte er den Kindern, dass er ein Außenseiter war. Dafür wollte er die Kinder bestrafen. Und dafür, dass sie so fröhlich waren und gar nicht mehr an ihn dachten.

      Natürlich hatte er Barri absichtlich getreten. Und er würde es wieder tun. Sollten sie sich doch aufregen und ärgern. Er ärgerte sich ja schließlich auch. Darüber, dass sein Vater ihn in dieses Heim gebracht hatte. Dar­über, dass sein Vater wieder heiraten wollte und …

      Eine Idee unterbrach den Gedankengang des Jungen. Im Gras hatte er Heidis Kaninchen entdeckt.

      Schneeweißchen und Rosenrot. Dumme Namen, fand er. Genauso dumm wie das Getue der Kinder mit den Viechern. Die Kaninchen saßen in einem Laufstall aus Draht. Dieses Maschengeflecht brauchte er nur anzuheben, dann konnten die Kaninchen davonlaufen.

      Chris rannte in den Park hinein. Zuerst umrundete er den Kaninchenstall ein paarmal und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war. Dann hob er mit einem Ruck das Maschengitter hoch. Sofort hoppelten die Kaninchen davon. Das Gitter wieder abzusetzen und davonzulaufen, war das nächste. So einfach war das.

      Hoffentlich rennen die Karnickel in den Wald, wo man sie nicht so schnell findet, dachte Chris. Er zuckte zusammen, als ein Schatten auf ihn fiel. Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich Denise von Schoenecker, die Mutter von Nick und Henrik, vor ihm.

      Ihr Gesicht war ernst. »Ich habe dich beobachtet, Chris.«

      Es wurde ihm zuerst heiß, dann kalt. Keine Ausrede wollte ihm einfallen.

      Doch Denise wartete gar nicht erst auf eine Erklärung. »Komm!«, sagte sie und ging voraus.

      Chris trottete hinter ihr her. Dabei fragte er sich ängstlich, was sie vorhatte. Wollte sie die Kinder zusammenrufen?

      »Du wirst jetzt mit mir zusammen die Kaninchen wieder einfangen«, sagte Denise.

      Schneeweißchen und Rosenrot waren nicht ausgerissen. Sie saßen friedlich in der Nähe ihres Gitters. Als Denise und Chris kamen, hob Rosenrot schnuppernd die Nase. Denise hob es auf und befahl:

      »Nimm das andere.«

      Chris gehorchte.

      Die beiden trugen die Kaninchen zurück und setzten sie wieder in ihre luftige Behausung. Mit gesenktem Kopf blieb Chris neben dem Gitter stehen. Jetzt musste die Bestrafung kommen.

      »Ich werde vergessen, was ich gesehen habe«, sagte Denise.

      Sprachlos schaute Chris zu ihr empor. Sie wollte es wirklich nicht den anderen erzählen?

      »Natürlich nur, wenn du mir versprichst, so etwas nie wieder zu machen«, fuhr Denise fort.

      »Ich verspreche es.«

      »Gut, damit ist die Sache erledigt.« Denise klopfte ihm leicht auf die Schulter und ging zurück zum Haus.

      Über den Zwischenfall sprach Denise mit keinem. Sie kannte Christians Beweggründe. Der Junge wollte seiner Umwelt wehtun, weil ihm weh getan worden war. Dagegen richtete man auch mit Strenge und Strafe nichts aus. Nur die Zeit konnte ihm darüber hinweghelfen.

      Chris ging zum Spielplatz.

      Heidi saß im Sandkasten und baute Burgen. Pünktchen, Angelika und Vicky flochten Kränze aus Wiesenblumen. Hauptsächlich aus Gänseblümchen. Henrik schlug Purzelbäume auf dem Rasen und forderte Fabian auf, es ihm nachzumachen.

      Chris setzte sich auf den Rand des Sandkastens.

      »Willst du mitmachen?«, fragte Heidi.

      »Nein.«

      »Dann eben nicht.« Heidi klatschte eine Handvoll feuchten Sand an einen Turm, der daraufhin zusammenfiel.

      »Das musst du anders machen«, sagte Chris. Er stellte fest, dass er eigentlich doch gern mitspielen wollte.

      Unbewusst erstickte Heidi seinen Versuch mitzuspielen. »Wenn du nicht mitspielst,

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