Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai
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Wer? Ich kann mich gerade noch beherrschen, die Frage nicht laut zu stellen. Flüchtig schießt mir der Gedanke durch den Kopf, wie schön es doch war, als Kyo die Welt nach einer Tabula rasa vollkommen ahnungslos kennenzulernen. Jetzt, mit dem Wissen über mein altes Universum und die Mittelalter-Welt, ist es viel anstrengender.
Scheißgötter! Ich hasse euch!
„Hast du dich denn verirrt?“, fragte jetzt der andere ältere.
„Ich glaube schon. Wo bin ich überhaupt?“
„Im Wartungstunnel der A-Plattform“, antwortet er. „Eigentlich dürfen hier nur Wartungstechniker sein, also wir.“
„Ich würde ja gerne gehen, aber wie komme ich hier weg?“
„Du musst doch irgendwie hergekommen sein“, meint der Dicke.
„Ich weiß aber nicht, wie.“ Die Nummer, sich an nichts zu erinnern, hat ja schon mal gut funktioniert. Allerdings war sie in der anderen Welt echt.
„Du weißt nicht, wie?“
Ich schüttele den Kopf.
Der Schlanke sieht den Dicken an und sagt: „Ich bringe sie nach oben. Ihr kommt sicher auch allein zurecht.“
„Klar, Omar“, sagt der Dicke und winkt dann dem Kleinen zu. „Komm, Kid. Wir lassen Omar mit seiner neuen Flamme allein.“
„Ich könnte sie doch auch nach oben bringen, Danny“, meint Kid.
Danny? Das auch noch!
Danny legt ihm freundschaftlich die Pranke auf die Schulter und zieht ihn mit sich. „Werde du erst mal erwachsen, Kleiner. Komm jetzt!“
Die beiden trotten Richtung Treppe davon, wobei Kid noch nicht ganz so überzeugt ist, dass es so richtig ist, denn er blickt mehrmals zurück.
„Mein Name ist Omar Caruso“, sagt der dritte Mann. „Komm in den Aufzug. Ich bringe dich zum Ausgang. Danny hat zwar gesagt, es gibt keinen, aber natürlich kannst du den Wartungsbereich verlassen.“
Ich nicke und betrete die Kabine. Omar drückt einen Knopf, woraufhin die Tür zugleitet und der Aufzug sich in Bewegung setzt. Erstaunlich leise und schnell.
„Du meintest das doch nicht ernst, dass du dich nicht erinnerst, oder? Bist du eine Demonstrantin?“
„Eine Demonstrantin? Nein, das glaube ich nicht. Wofür sollte ich denn demonstrieren?“
Er zuckte die Achseln. „Das habe ich sowieso nicht verstanden, wofür diese Demonstrationen gut sein sollen. Angeblich für bessere Lebensbedingungen. Aber das ist ja Blödsinn. Es gibt ja nur den Bahnhof.“
Aha. Soll er das ruhig glauben. „Ich erinnere mich nicht, was ich bin.“
„Aber du weißt doch deinen Namen?“
„Ja, und das war es auch schon.“
Er mustert mich nachdenklich. „Sag mal, kann es sein, dass der Chef dich schickt?“
„Der Chef? Mich?“
„Er macht ja schon mal so einen Quatsch. Um uns aufzumuntern und zu motivieren.“
Mitarbeitermotivation. Überall auf dieselbe Art und Weise. Menschen sind Menschen, egal wo.
„Und wenn es so wäre?“
„Dann hättest du das vorher sagen müssen, damit die anderen auch was davon haben.“
„Vielleicht gilt es aber nur dir?“
„Du wusstest doch gar nicht vorher, dass ich dich hochfahre.“
„Nein, da hast du einfach nur Glück.“
„Aha.“ Er schweigt und sieht mich an. Da ist er, dieser Wie-siehst-du-denn-darunter-nackt-aus-Blick. Und da ich im Moment absolut keine Ahnung habe, wie die Spielregeln in dieser Welt sind, beschließe ich, in den Überlebensmodus zu schalten. Und wenn es dazu gehört, mit einem wildfremden Mann zu ficken, dann ist es eben so.
„Was hältst du davon, wenn du für heute Feierabend machst und wir zu dir gehen?“, erkundige ich mich. Mehr als schiefgehen kann es ja nicht.
„Wenn der Chef das so gesagt hat, dann ist das schon okay“, erwidert er. Ich weiß nicht, ob ich seinen Fatalismus lange ertragen kann.
„Klingt gut“, sage ich und schenke ihm ein Lächeln.
„Ich sollte dich zur nächsten TESZ bringen“, sagt er.
„Zur was?“
„Körperwartungsstation. TESZ.“
Ich überlege kurz. Wahrscheinlich meint er ein Krankenhaus. Aber die Bezeichnung ist schon krass. Körperwartungsstation. Heißt das wirklich so oder nennt er es nur so, weil er einen Berufsschaden hat? Ich beschließe, dass es im Moment keine Rolle spielt und dass ich das ganz sicher nicht will.
„Nicht nötig“, antworte ich knapp.
„Wie du willst.“ Er betrachtet mich. Sein Bett ist nicht besonders breit, daher liegt er auf der Seite, den Kopf in die Hand gestützt. Auf meinem Gesicht verweilt sein Blick nur kurz, dann wechselt er ziemlich schnell zu meinen Brüsten, die er vorhin noch zerquetschen wollte, als er kam. Ich bin ja die unterschiedlichsten Männer gewohnt, von ganz früher noch, als ich fast jede Nacht, mindestens aber an den Wochenenden, unterwegs war und recht wahllos die Männer nahm, wie sie kommen wollten. Daher kenne ich die Männer, die einer Frau ganz wild die Brüste kneten, wenn sie auf ihm sitzt. Auch der eine Idiot im Bordell von Emily war ja nicht anders gewesen. Aber Omar ist eigentlich kein typischer Brustzerquetscher. Andererseits ist hier möglicherweise alles anders typisch, als ich es kenne. Ist ja schließlich ein anderes Universum.
Ich ziehe das rechte, ihm abgewandte Bein an, dann lasse ich das Knie nach außen fallen. Dadurch hängt es in der Luft, aber Omar hat einen guten Blick auf meine Schamhaare. Und er wird der Versuchung nicht widerstehen können.
So ist es auch. Seine linke Hand liegt plötzlich, sozusagen angriffsbereit, auf meinem Bauch.
„Du hast einen sehr muskulösen Bauch“, bemerkt er.
Ich sage nichts, lege nur meine rechte Hand auf meinen rechten Oberschenkel. Die andere ist irgendwo unter ihm begraben. Seine linke Hand bewegt sich nun nach unten, durch die blonden Schamhaare und noch weiter. Mit der für viele Männer typischen Zielstrebigkeit schiebt sich sein Mittelfinger zwischen meine Lippen, verharrt nur kurz, sehr kurz, bei der Klitoris und dringt dann in mich ein.
„Bist du immer noch erregt oder schon wieder?“, erkundigt er sich grinsend.
Eigentlich weder noch, mein Körper reagiert einfach nur. Wofür ich ihm in dieser Situation ausgesprochen dankbar bin.
„Komm, leg dich auf mich“, erwidere ich.