Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Es gab allerdings auch solche unter den Schwestern, die Angelika in Schutz nahmen.
Diese wurden jedoch empört überstimmt.
Unter den Einsichtigen befand sich auch Schwester Maria, die ihre Kolleginnen bat, der kleinen Angelika doch nichts nachzutragen. Was sie getan, war doch menschlich verständlich.
Sie hätte sich bei dem Professor doch nur so ein wenig Liebkind machen wollen.
Ja, das war wieder einmal ganz die liebe Schwester Maria! Und mit Stolz sahen alle auf dieses edle Wesen, das doch die Beste unter ihnen war und so blieb.
Niemand ahnte, was Maria wirklich dachte. Sie dachte:
Warte, du Tolpatsch, ich werde schon Mittel und Wege finden, um dir diese Stunde, in der ich wie ein begossener Pudel vor dem Professor stehen mußte, mit Zinseszins heimzuzahlen.
Nun also sah dieses edle Wesen mit heimlicher Freude, wie sehr Angelika über die Nachricht, so ganz außer der Zeit zum Professor befohlen zu sein, erschrak.
Mit zitternden Händen rückte Angelika die Haube zurecht, strich die Schürze glatt und machte sich dann auf den schweren Weg.
»Das geschieht dir ganz recht, du Tolpatsch«, murmelte Schwester Maria befriedigt vor sich hin, indem sie vor einem der schmalen langen Spiegel des Korridors trat und mit eitler Wohlgefälligkeit ihr schmuckes Bild betrachtete.
Erst dann ging sie mit tänzelnden Schritten weiter, eine lustige Melodie vor sich hin summend.
Der kleinen Angelika jedoch klopfte das Herz wie rasend.
Blitzschnell überlegte sie, was sie wohl verbrochen haben könnte, es wollte ihr keine Unterlassungssünde einfallen.
Auf ihr zaghaftes Klopfen vernahm sie die herrische Stimme des Gefürchteten durch die Tür: »Herein!«
Mit zitternden Beinen trat sie ein und sah drei Augenpaare auf sich gerichtet, was sie vollkommen verwirrte.
Und wie sollte es auch bei Fräulein Tolpatsch anders sein: sie machte ihrem Namen wieder einmal alle Ehre.
Schon stolperte sie über den schweren Teppich und lag dem Professor zu Füßen.
»Guten Tag, Fräulein Tolpatsch«, sagte er lachend, ergriff das zitternde Mädchen und half ihr, sich wieder aufzurichten. »Diese Ehrenbezeigung ist mir natürlich lieber als die feuchte vor ein paar Tagen. Aber nun setzen Sie sich, um Himmels willen, erst in den Sessel, sonst garantiere ich für nichts.«
Er führte sie zu einem Klubsessel, drückte sie hinein und wandte sich dann Frau von Steinbrecht zu, die herzlich lachte, während die Oberschwester mit gar mißbilligenden Blicken auf das verstörte Mädchen sah.
»Nun, verehrte gnädige Frau, da haben Sie Ihr Schäfchen einigermaßen wohlbehalten«, sagte er ebenfalls lachend.
Frau von Steinbrecht trat nun zu Schwester Angelika und strich zärtlich über den blonden Scheitel, den die starre weiße Haube zum Teil freiließ.
»Ich wollte nicht von hier gehen, ohne mich von Ihnen verabschiedet zu haben, mein liebes Kind«, sagte sie gütig. »Denn ich schulde Ihnen viel Dank für Ihre treue, aufopfernde Pflege.«
»Gnädige Frau, ich – ich habe doch nur meine Pflicht getan«, stammelte das junge Mädchen.
»Es war oftmals mehr, liebe Schwester Angelika. Denn ich weiß ganz genau, daß ich nicht immer eine geduldige Patientin gewesen bin und Ihnen daher so manches Mal zu schaffen machte. Also seien Sie nicht zu bescheiden.«
Damit überreichte sie dem Mädchen ein Medaillon aus schwerem Gold und lächelte versteckt über den fassungslosen Blick der kleinen Schwester.
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