Dr. Norden Bestseller Classic 50 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Classic 50 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Classic

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> Dr. Norden Bestseller Classic – 50 –

      Die drückende Schwüle des Julitages zermürbte selbst Dr. Norden, obgleich es in seiner Praxis noch bedeutend erträglicher war als auf den Straßen, in denen sich die Abgase sammelten. Es war kein Wunder, dass die Patienten, die an diesem Tage zu ihm kamen, völlig erschöpft waren.

      Auch die zierliche Viola Röhm, zwar nicht sehr kräftig, aber keineswegs kränklich, fächelte sich immer wieder Luft zu. Sie tat es mit der ihr angeborenen Grazie, sie war damenhaft vom Scheitel bis zur Sohle und wirkte in dem hellen Leinenkleid trotz der Hitze wie aus dem Ei gepellt.

      Das Bestechendste an ihr waren die Augen. Ihre Eltern mochten geahnt haben, dass diese eine violette Färbung annehmen würden, als sie ihr den Namen Viola gaben.

      Viola war so fotogen, dass sie als Sprecherin beim Fernsehen ebenso eingesetzt wurde wie im Rundfunk, und wer ihre weiche Stimme einmal gehört hatte, vergaß sie so rasch nicht mehr.

      Dr. Norden und seine Frau kannten Viola deshalb gut, weil sie in ihrer Nachbarschaft wohnte. Ärztlichen Beistand brauchte sie selten. Diesmal war sie zu Dr. Norden gekommen, um sich gründlich untersuchen zu lassen, da sie eine mehrwöchige Schiffsreise plante.

      Mit ihrem bezwingenden Charme erklärte sie Dr. Norden, dass sie wenig Lust hätte, eventuell mit einer Blinddarmentzündung oder sonstigen Schwierigkeiten die Reise zu unterbrechen.

      »Eigentlich soll es ja eine vorweggenommene Hochzeitsreise sein«, sagte sie heiter. »Aber das soll nicht publik werden, Herr Dr. Norden.«

      »Ich werde es nicht ausposaunen«, erwiderte er lächelnd. Er fragte auch nicht, wer der Glückliche sei. Glücklich musste ein Mann jedenfalls sein, wenn er Viola zur Frau bekam, das war seine Meinung, genauso glücklich, wie er es mit seiner Fee geworden war.

      Vielleicht setzte Viola voraus, dass er ihren Zukünftigen kannte, denn sie plauderte munter weiter.

      »Ich muss ja meinen Job noch ein paar Jährchen halten. Werner steht erst am Anfang seiner Karriere. Als Schauspieler und auch als Ansagerin ist man weitaus beliebter, wenn man keinen Trauring trägt. Alles hat halt seinen Preis.«

      An diese Worte sollte sich Dr. Norden später einmal erinnern, doch jetzt konnte er Viola die beruhigende Kunde mit auf den Weg geben, dass sie kerngesund sei.

      »Wohin geht denn die Reise?«, fragte er noch.

      »Zu den Bahamas. Ich schreibe Ihnen eine Ansichtskarte.«

      »Gute Erholung und schöne Erlebnisse«, sagte er.

      »Bahamas«, sagte Loni nachdenklich. »Das Mittelmeer ist schon nicht mehr in. Ich gönn es den Leuten ja von Herzen, aber wozu in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah? Wenn ich mir vorstelle, was das kostet und was man mit dem Geld alles anfangen könnte! Und manche machen das ja auf Kredit. Aber die Viola Röhm hat das bestimmt nicht nötig. Und ein goldiger Mensch ist sie auch.«

      Ja, goldig war Viola und überall beliebt. Auf Rosen gebettet war sie allerdings bisher nie gewesen, und ein bisschen teuer fand sie diese Reise auch. Aber Werner war so begeistert gewesen, und er hatte auch gesagt, dass sie sich wegen der Kosten keine Sorgen machen müsste.

      Viola hatte gespart, allerdings für ihren Hausstand. Zwanzigtausend Euro hatte sie recht mühsam auf die Seite gebracht, denn in ihrem Beruf musste sie auch immer schick gekleidet sein. So großartig, wie manche meinten, war der Verdienst nicht.

      Ganz leicht war es ihr auch nicht gefallen, als Werner Kilian vor zwei Tagen darum gebeten hatte, dass sie das Geld für die Reise doch vorschießen möchte, da er die Anzahlung für die Eigentumswohnung leisten musste.

      In ihrem Elternhaus hatte man immer rechnen müssen, und so fiel es Viola schwer, sich von ihrem Ersparten zu trennen, aber das wollte sie Werner nicht sagen. Schließlich erklärte er ihr ja auch, dass sein Konto nach ihrer Rückkehr wieder gefüllt sein würde.

      »Es soll ja sozusagen unsere Hochzeitsreise sein, Liebling«, sagte er, »und später werde ich für alles sorgen. Wenn du deinen Job behältst, kannst du das Gehalt selbstverständlich als dein Taschengeld betrachten.«

      Man sagte Werner Kilian eine große Karriere voraus. Auf der Bühne hatte er Erfolge eingeheimst, sein erster Film war ein Renner, wie man sagte.

      Viola gefiel dieser Film zwar nicht, aber auch das behielt sie für sich. Schließlich kam es nur darauf an, dass Werner gute Kritiken bekam. Und jetzt hatte er so viele Eisen im Feuer, dass auch nach der Hochzeit nicht sobald an eine Reise gedacht werden konnte.

      Das größte Problem war für Viola gewesen, wo sie ihren Hund Purzel lassen sollte, aber dann hatte sich ihre Freundin Helga bereit erklärt, den hübschen Mischling, den sich Viola vor Weihnachten aus dem Tierheim geholt hatte, weil er sie so erbarmte, in Pflege zu nehmen.

      Helga war eine gute Haut, lange nicht so attraktiv wie Viola, wenn auch nicht unansehnlich. Werner Kilian nannte sie nicht gerade freundlich eine »Intelligenzbestie«, mit der er nichts anzufangen wusste. Die Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit, aber dazu äußerte sich Helga nicht, denn sie wollte nicht in den Verdacht geraten, eifersüchtig zu sein, da es kaum eine Frau gab, die nicht für Werner Kilian schwärmte.

      Helga arbeitete als Übersetzerin für einen Verlag, verdiente sich ihr täglich Brot, obwohl sie von Haus aus genügend Vermögen hatte, um sich manches gestatten zu können.

      Eine Reise auf die Bahamas fand sie irrsinnig, aber auch darüber schwieg sie sich aus, denn sie hatte Viola viel zu gern, um sie zu kränken, und sie hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als auch nur ein warnendes Wort verlauten zu lassen.

      Helga hatte sich also bereit erklärt, ihre Stadtwohnung während Violas Abwesenheit mit deren Mansardenwohnung im Vorort zu vertauschen, damit Purzel in seiner gewohnten Umgebung blieb.

      Es war eine hübsche Wohnung, und Viola hatte auch gemeint, dass sie vorläufig auch für zwei reichen würde, doch Werner war sie nicht repräsentativ genug.

      Helga konnte in die Luft gehen, wenn sie hörte, dass Viola sich in allem nach Werner richtete, aber sie verstand auch, sich zu bremsen, weil ja schließlich und endlich des Menschen Wille sein Himmelreich sei.

      Aber Helga, drei Jahre älter als Viola, hatte ihre Erfahrungen mit Männern gemacht und auch andere gesammelt. War sie auch nicht kühl bis ins Herz, wie Werner Kilian von ihr behauptete, so wahrte sie doch nach dem ersten Reinfall und einer gelösten Verlobung Distanz, und als Viola dann ihre Koffer packte und Helga den aufgeregten Purzel beruhigen musste, sagte sie doch behutsam warnend: »Ihr habt ja jetzt ein paar Wochen Zeit, euch richtig kennenzulernen, Viola. Wenn es nicht so hinhaut, wie du es dir vorgestellt hast, zieh lieber die Konsequenzen. Wenn du mich brauchst, bin ich immer zur Stelle.«

      »Was sollte nicht hinhauen?«, fragte Viola. »Wir verstehen uns doch wunderbar. Wir legen uns nicht gegenseitig an die Kette. Wir wollen Partner sein.«

      Sie ist doch sehr naiv, dachte Helga. Sie liegt längst an der Kette, und wenn sie ihren Werner mal nicht mehr anhimmelt, wird sie ihn schon kennenlernen.

      Oder täuschte sie sich? Verkannte sie ihn vielleicht doch? Es schien ja wirklich eine ganz romantische Liebe zu sein.

      Aber sie musste sich dann Purzels annehmen, der seinem Frauchen eine ganze Nacht und einen langen Tag nachweinte, bis er sich endlich doch damit abfand, dass er es auch bei Helga recht gut hatte. Da schwammen Viola und Werner Kilian schon auf einem Luxusdampfer auf hoher See. Es war allerdings kein vielversprechender Anfang, denn Werner

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