Bibi & Tina - Wahrheit oder Pflicht. Bettina Börgerding
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Читать онлайн книгу Bibi & Tina - Wahrheit oder Pflicht - Bettina Börgerding страница 6
Tina schüttelte den Kopf. »Sag ich nicht! Freiwillig hättest du es mir auch nicht gesagt.«
Es machte schon auch ein wenig Spaß, Alex auf die Folter zu spannen. Außerdem hatte er sich das selbst eingebrockt.
Bibi war währenddessen nach draußen gegangen. Nachdenklich lehnte Chico am Zaun des Reitplatzes. Ohne Umschweife sprach Bibi ihn an. »Ich glaube dir kein Wort!«
Chico wandte sich überrascht zu ihr. »Was?«
»De la Mancha. Du bist doch gar nicht adelig!«, sagte Bibi. »Und das ganze Ausquetschen von Graf Falko? Liebesbrief, Elena … Was verheimlichst du uns? Und warum?«
»Ich bin adelig!«, widersprach Chico. Zu Bibis Überraschung legte er seine Hand auf ihre und sah ihr eindringlich in die Augen. »Ich weiß, du bist sauer wegen gestern, weil ich dich so blöd angemacht habe. Aber das alles hat nichts mit dir zu tun. Du wirst es hoffentlich bald alles verstehen.«
Bibi sah auf ihre Hände und schluckte. Und sie wusste nicht, ob sie froh sein sollte oder genervt, als sich Freddy im nächsten Augenblick zu ihnen stellte und bedeutsam grinste. Schnell zog Bibi ihre Hand zurück.
In diesem Augenblick trat glücklicherweise Graf Falko aus der Scheune und rief: »Weiter geht’s!«
Alle bis auf Alex und Tina hatten sich wieder auf ihre Plätze begeben. Bester Stimmung klatschte Graf Falko in seine Hände. »Mein Sohn ist zu spät, dann mach ich einfach weiter!«
Bevor jemand widersprechen konnte, hatte er schon die Flasche gedreht, die schließlich auf den kleinen Finn zeigte.
Graf Falko beugte sich zu ihm und fragte mit einem geradezu teuflischen Glitzern in seinen Augen: »Wahrheit oder Pflicht?«
»Nimm Wahrheit!«, empfahl ihm Frau Martin schnell. Sie ahnte schon, dass Graf Falko sich wieder etwas »ganz Besonderes« als Pflichtaufgabe überlegen würde.
Auch Alex und Tina, die nun wieder dazukamen, nickten. Es wäre wirklich besser, die Wahrheit zu wählen.
Doch leider entschied sich Finn anders und antwortete: »Pflicht!«
Graf Falko nickte zufrieden. »Nun gut! Dann steh jetzt auf, geh in den dunklen Wald, sammele einen Pilz und bring ihn hierher zurück.« Dabei lächelte er so unschuldig, als hätte er den Jungen an einem sonnigen Tag zum Blumen pflücken geschickt.
Finn schaute ihn ängstlich an.
Alex war entsetzt. »Vater, das kannst du doch nicht machen!«
»Creepy«, fand auch Freddy.
Chico schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das war bestimmt ein Scherz.«
»Pah!«, rief Graf Falko. »Als Junge bin ich stundenlang nachts allein durch den Wald gelaufen!« Er wandte sich zu Frau Martin, die ihn ebenfalls fassungslos anschaute. »Du hast selbst gesagt, dass Wölfe kein Interesse an Menschen haben.«
Das Wort »Wölfe« löste noch größere Panik bei den Ferienkindern aus.
»Muss er das jetzt wirklich tun?«, fragte Elli verängstigt.
»Natürlich, so sind die Regeln«, antwortete Graf Falko und sah Finn streng an. »Kleiner Mann, du gehst jetzt da raus. Wenn nicht, dann hättest du gar nicht erst mitspielen sollen!«
Frau Martin stand abrupt auf. »Jetzt reicht’s! Kommt, wir gehen!« Sie zog Finn zu sich und gab auch Malaika und Elli ein Zeichen zum Aufbruch. Wütend wandte sie sich an Graf Falko. »Wie konnte ich das nur vergessen: Du warst früher schon ein schrecklicher Spieler!«
Graf Falko entgegnete empört: »Wie bitte!? Ich spiele hier vollkommen regelkonform!«
Doch das brachte Frau Martin nicht davon ab, dass sie die Kinder ins Haus brachte. Obwohl die beiden Mädchen murrten, weil sie gerne noch länger geblieben wären.
»Zu Hause darf ich aber länger wach bleiben!«, beschwerte sich Malaika bei Holger, der nun auch aufstand.
Elli nickte. »Ich auch! Ich darf sogar Filme ab 36 gucken.«
Holger grinste. Filme gab es höchstens ab 18, aber so klang es natürlich noch aufregender.
»Ich bin 16 und geh auch schon«, warf Freddy versöhnlich ein.
Graf Falko rief Frau Martin hinterher: »Von wegen schrecklicher Spieler! Wer ist denn hier die Spielverderberin!«
Erst dann bemerkte er die Blicke von seinem Sohn und Bibi und Tina, die vorwurfsvoll auf ihm ruhten. Selbst Chico schien sein Verhalten peinlich zu sein.
»Was denn?«, fragte Graf Falko beleidigt. »Je früher man das lernt, umso besser! Dein Großvater, lieber Alexander, hat mich früher immer in den Wald geschickt.«
»Opa war schrecklich!«, erwiderte Alex.
Da stimmte ihm Graf Falko sogar zu. »Ja, aber ich habe gehorcht!«
»Ach, und das hat Ihnen gefallen!?«, fragt Tina. Graf Falko nickte. »Ja, natürlich! Es hat mir geholfen! Ich hatte nie Angst! Bis heute nicht!«
In Bibis Zweifel mischte sich immer mehr Wut. Was bildete sich Alex’ Vater eigentlich ein, ihnen den Spieleabend so zu verderben?
»Ihr glaubt mir etwa nicht?«, fragte Graf Falko.
»Topp, die Wette gilt!«
Bibi nickte. »Gut. Ganz wie Sie wollen.« Kurz entschlossen erhob sie ihre Arme und sprach:
»Eene meene Nachtgericht, von Angesicht zu Angesicht …«
»Bibi!« Chico versuchte, sie zu stoppen.
Doch Bibi sprach unbeirrt weiter: »Eene meene, jetzt auf bald, ab mit Falko in den Wald. Hex-hex!«
Im nächsten Augenblick fand sich Graf Falko allein im tiefen, dunklen Wald wieder.
»Unverschämtheit!«, rief er empört. »Wenn ihr glaubt, ihr könnt mich damit ärgern – nur zu! Ich habe keine Angst!«
In diesem Moment raschelte und knackte es im Unterholz. Folgte ihm etwa jemand? Ein Wolf heulte.
»Ahhhhh«, schrie der Graf zu Tode erschrocken auf.
Seltsame Gestalten krochen auf ihn zu und umringten ihn! Bibbernd versuchte er zu entkommen, doch wohin er auch lief, standen die zotteligen Gestalten gleich wieder vor ihm. Laut singend tanzten sie um ihn herum.
»Dreh dich nicht um,
Schatten an der Wand.