Der kleine Fürst 262 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst 262 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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Panik zu geraten. Was sie sah, war eine Katastrophe: ein Dach nämlich, das keinen Schutz mehr gegen Wind und Wetter bot. Und überall war Wasser: Es stand auf den Planen, und es hatte die meisten Gefäße, die sie unter den Löchern im Dach aufgestellt hatten, bis zum Rand gefüllt. Ein paar weitere Regengüsse, noch ein bisschen Wind, und das, was vom Dach noch übrig war, würde vermutlich einstürzen wie ein Kartenhaus. Immerhin hatten wie durch ein Wunder die Planen gehalten, die sie über und unter den schadhaften Stellen befestigt hatten.

      Sie schaltete das Licht wieder aus und ging hinunter in die Küche. Sie musste rasch handeln, zumindest, was das Dach betraf, so viel immerhin war klar. Alles andere mochte noch Zeit haben, aber das Dach musste umgehend gemacht werden, wenn sie nicht wollte, dass das Schlösschen irreparabel geschädigt wurde – falls das nicht schon längst geschehen war.

      Sie kochte sich eine ganze Kanne Tee. Als sie die erste Tasse trank, stellte sie fest, dass nichts im Haus war, das sie hätte essen können. Zum Einkaufen war es jedoch noch zu früh. Also nahm sie sich einen Schreibblock, den sie im Sekretär ihrer Großmutter fand und begann mit der Liste der Schäden am Gebäude. Schon bald wurde ihr klar, dass es eine ellenlange Liste werden würde, aber sie war fest entschlossen, sich nicht entmutigen zulassen. Doch je mehr sie aufzuschreiben hatte, desto mulmiger wurde ihr. Wie sollte sie dem Auftrag, den ihre Großmutter ihr in ihren letzten Lebensminuten gegeben hatte, jemals gerecht werden?

      Gegen acht Uhr beschloss sie, eine Pause zu machen, denn die brauchte sie dringend, auch unabhängig davon, dass sie mittlerweile sehr hungrig war. Diese Liste zu erstellen, erschöpfte sie vor allem, weil sie bei jedem weiteren Schaden, den sie aufschrieb, sofort darüber nachdachte, wie aufwändig es sein mochte, ihn zu beheben. Wie nur sollte sie eine Gesamtsumme ermitteln, die nötig sein würde, um das Schlösschen wieder zu dem gemütlichen Zuhause zu machen, das es einmal gewesen war? Und wie sollte sie diese Summe, die zweifellos sehr hoch sein würde, aufbringen?

      Sie hatte am Freitag einen weiteren Termin mit dem Bankberater ihrer Oma ausgemacht, mit Arno Wallmann. Er war Derjenige, der ihr eröffnet hatte, dass ihr Erbe abgesehen vom Schlösschen und dem Grundstück ausschließlich aus Schulden bestand, aus sehr hohen Schulden. Ihr graute vor dem Termin, aber sie würde trotzdem selbstbewusst auftreten. Sie war schließlich selbst Bankerin und konnte beurteilen, wie die Bank ihre Großmutter jahrelang über den Tisch gezogen hatte. Das würde sie noch einmal klar und deutlich zum Ausdruck bringen und zur Not auch als Drohmittel benutzen, wie sie es schon einmal getan hatte. Banken mussten zum Glück heutzutage mehr als früher auf ihren guten Ruf achten. Da kam eine Geschichte mit dem Titel: ›Alte Dame wird von Bank systematisch in den Ruin getrieben‹ sicherlich ungelegen.

      Sie würde das für sich zu nutzen wissen, dachte Constanze kämpferisch.

      Sie verließ das Schlösschen, um fürs Frühstück einzukaufen. Als sie zurückkam, sah sie das Telefon blinken, aber vor dem Frühstück wollte sie mit niemandem sprechen. Sie kochte noch einmal Tee und machte sich heißhungrig über die frischen Brötchen her. Sie hatte auch Schinken, Käse und Marmelade gekauft. Während sich ihr Magen füllte, schwand ihre Erschöpfung, ihre Lebensgeister erwachten wieder.

      Sie beschloss, sich erneut an die Arbeit zu machen, doch das Klingeln des Telefons hielt sie auf. Es war Baronin Sofia, die noch einmal anrief, um sich besorgt zu erkundigen, wie Constanze und das Schlösschen den Sturm überstanden hatten.

      »Das Dach hat einiges abbekommen, aber zum Glück ist dieser Clemens von Renthofen wieder aufgetaucht, stell dir vor, es hat sich herausgestellt, dass er doch ein Freund meiner Oma war. Ohne ihn wäre ich verloren gewesen, er hat mir sehr geholfen. Wir haben Planen ausgelegt und getan, was wir konnten, um das Schlimmste zu verhindern, Sofia, aber es sieht übel aus.«

      »Brauchst du Hilfe? Soll ich vorbeikommen?«

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