Der neue Dr. Laurin 28 – Arztroman. Viola Maybach
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»Dir auch. Hoffentlich langweilst du dich nicht so allein«, sagte Kevin.
»Ich glaube, die Gefahr besteht nicht.«
Sie verabschiedeten sich voneinander. Simon schlenderte weiter, aber er merkte bald, dass er genug gesehen hatte.
Er wollte nach Hause.
*
Lisa atmete auf, als das Flugzeug über den Wolken war. Vor dem Start hatte sie Angst gehabt, obwohl Lili die ganze Zeit ihre Hand gehalten hatte. Jetzt ging es besser.
»Alles gut?«, fragte Lili.
Lisa nickte. Sie war ein wenig blass um die Nase. Dies war ihr erster Flug, und der dauerte dann gleich so lang! Aber sie hatten sich gut ausgestattet mit Rätseln, Spielen, Musik und Hörbüchern. Außerdem konnten sie fernsehen, allerdings gefiel ihnen das angebotene Programm nicht. Aber sie würden sich schon nicht langweilen.
»Entspann dich!«, sagte Lili. »Jetzt gibt es erst einmal was zu trinken.«
Sie wählten beide Cola, dann spielten sie Karten, bis Lili erklärte, sie wolle jetzt etwas Musik hören.
Lisa war es recht. Sie dachte über das nach, was sie in San Francisco erwarten mochte. Oscar kannten sie ja schon, und sie freuten sich sehr darauf, ihn wiederzusehen. Aber wie würde das Zusammentreffen mit seiner Mutter sein? Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter oft und gern von Oscars Mutter erzählt hatte, und natürlich kannte sie die Fotos von früher, die die beiden Cousinen als Kinder und als junge Mädchen zeigten. Es stimmte: Sie sah ihrer Mutter ähnlich, und sie fragte sich, ob Oscars Mutter diese Ähnlichkeit sehen würde.
Ein bisschen fürchtete sie sich vor dieser Begegnung. Oscars Mutter hatte einen Schlaganfall gehabt, sie konnte nicht mehr gut sprechen. Vielleicht konnte sie auch nicht mehr gut denken, das war durchaus möglich… Wie aber sollte sie, Lisa, sich verhalten, wenn Oscars Mutter sie mit ihrer Mutter verwechselte? Sie hatte nicht gewagt, Lili oder Simon von ihrer Angst zu erzählen, die ja vielleicht völlig unbegründet war. Aber nun überlegte sie, ob sie sich Lili nicht doch anvertrauen sollte, bevor sie die USA erreichten.
Als sie einen Blick zur Seite warf, sah sie, dass Lilis Augen geschlossen waren. Vielleicht schlief sie, vielleicht genoss sie auch nur die Musik aus ihren Kopfhörern. Auf jeden Fall schien dies der falsche Zeitpunkt zu sein, um ihrer älteren Schwester anzuvertrauen, welche Ängste sie plagten.
*
Leon Laurin war an diesem Samstag in die Kayser-Klinik gefahren, da seine Patientin Martina Blomberg überraschend eingeliefert worden war.
Die junge Frau erwartete Drillinge, nachdem sie und ihr Mann jahrelang vergeblich versucht hatten, eine Familie zu gründen. Beide waren überglücklich gewesen, als sie von der Schwangerschaft erfahren hatten, und auch die Nachricht, dass sie drei Kinder bekommen würden, hatte sie nicht erschrecken können, im Gegenteil.
Dennoch hatte Leon ihnen natürlich sagen müssen, dass die Chance, drei Kinder gesund zur Welt zu bringen, relativ gering war. Doch bislang gediehen die Drillinge gut, und die Hoffnung wuchs, dass es so bleiben würde.
Doch nun hatte Frau Blomberg Schmerzen bekommen, und eine leichte Blutung hatte für erhebliche Aufregung gesorgt, auch bei Leon. Doch es hatte sich gezeigt, dass es keinen Grund zur Panik gab, die Schmerzen hatten sich gelegt, die Blutung war zum Stillstand gekommen, den Drillingen ging es weiterhin gut.
»Sie sollten ein paar Tage zur Beobachtung hierbleiben, Frau Blomberg«, sagte Leon. »Wir wollen ja nichts riskieren.«
»Aber meine Frau muss jetzt nicht den Rest der Schwangerschaft im Bett verbringen, Herr Dr. Laurin, oder?«, fragte Jonas Blomberg, der bei seiner Frau saß und ihr die Hand hielt.
»Davon gehe ich nicht aus, aber im ungünstigsten Fall könnte es auf eine längere Bettlägerigkeit hinauslaufen«, erwiderte Leon.
»Bloß nicht«, stöhnte seine Patientin. »Mir geht das ja jetzt schon auf die Nerven, dass ich liegen muss.«
»Ich verstehe das, aber Sie sollten sich vor Augen halten, was der Lohn der Mühe sein könnte. Drei gesunde Kinder!«
»Ich weiß!«, stieß sie hervor. »Sie glauben gar nicht, wie oft ich mir das sage, Herr Dr. Laurin. Aber ich bin einfach so ein unruhiger Geist …«
»Das kann ich bestätigen«, erklärte Jonas Blomberg mit einem Lächeln. »Meine Frau kann nicht gut stillsitzen. Und liegen auch nicht.«
»Dann lenken Sie sich ab, Frau Blomberg«, sagte Leon. »Stricken Sie, malen Sie, sehen Sie fern, lesen Sie, hören Sie Musik – aber denken Sie bloß nicht die ganze Zeit daran, dass Sie im Bett liegen.«
Sie sah ihn nachdenklich an. »Stricken ist eine gute Idee«, sagte sie. »Das habe ich früher ganz gern gemacht.«
»Obwohl man dabei in der Regel stillsitzen muss?«
Sie lachte. »Dabei waren wenigstens die Finger in Bewegung.« Sie wurde wieder ernst. »Ist wirklich alles in Ordnung mit unseren Kindern?«
»Im Augenblick ja. Und die kritischen ersten Monate haben Sie ja schon hinter sich. Wir müssen jetzt einfach besonders gut auf Sie achten.«
»Wir sind sehr froh, dass Sie gleich hergekommen sind, Herr Dr. Laurin«, sagte Jonas Blomberg.
»Superfroh!«, bestätigte seine Frau. »Mir geht es auch schon wieder viel besser.«
»Das höre ich natürlich gern.«
Als Leon sich wenig später verabschiedete, folgte ihm Jonas Blomberg auf den Stationsflur. »Wenn meine Frau längere Zeit im Bett bleiben muss, sehe ich schwarz«, sagte er düster. »Sie wird durchdrehen, das hält sie nicht aus.«
»Noch ist es ja nicht so weit, Herr Blomberg. Es hat wenig Sinn, sich verrückt zu machen, bevor es einen Anlass dafür gibt.«
»Die Blutung war aber doch ein Anlass, oder?«
»Die Blutung war ein Grund, genau hinzusehen, ob es Probleme gibt, aber danach sieht es nicht aus. Ein paar Tage Bettruhe, dann darf Ihre Frau wieder nach Hause, aber sie sollte sich von jetzt an noch mehr vorsehen: nicht schwer heben, regelmäßige Pausen, in denen sie die Beine hochlegt, keinerlei Überanstrengung.«
»Sie weiß das, aber manchmal geht es mit ihr durch, dann fühlt sie sich kräftig genug, um Bäume auszureißen und vergisst, dass sie das nicht darf.«
»Ich werde sie, bevor wir sie wieder entlassen, noch einmal eindringlich daran erinnern.«
»Danke, Herr Doktor!« Sichtlich erleichtert kehrte Jonas Blomberg zu seiner Frau zurück.
Während Leon noch überlegte, ob er sofort nach Hause zurückkehren oder vielleicht kurz die Kolleginnen und Kollegen in der Notaufnahme begrüßen sollte, rief jemand: »Was machst du denn hier? Hast du nicht frei?«
Es war Eckart Sternberg, der mit fragendem Gesicht näherkam. Leon erklärte ihm, warum er in der Klinik war.