Einmal neues Leben, bitte!. Andrea Ross

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Einmal neues Leben, bitte! - Andrea Ross

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Sie die Angebote sehr sorgfältig, sehen Sie sich die Häuser und Wohnungen unbedingt vor Ort an. Haben Sie sich entschieden, erstellen Sie sich eine Liste: Was passt in die neue, bereits möblierte Wohnung hinein, soll von Deutschland mitgenommen werden? Wohin mit dem Rest?

      

       Viele Häuser an der Costa Blanca verfügen weder über Keller noch über Dachböden! Auch Garagen sind da keine Selbstverständlichkeit. Achten Sie auf die Ausrichtung des Hauses – viel Sonneneinstrahlung kann im Winter ein Segen, im Sommer aber ein Fluch sein!

      

       Achten Sie darauf, dass ein Pool zur Verfügung steht. Im Sommer erreichen die Temperaturen wochenlang Werte über 30 Grad. Ideal ist ein offener Kamin, denn in der kühlen Jahreszeit wird es ohne Heizung feucht und kalt in den Häusern. Es gibt alternativ Klimaanlagen, die man auf Heizen umstellen kann.

      

       3 – Ein Trip mit Folgen

      

      Nervös stehen wir am Flughafen Alicante und warten auf Julio, den netten Kolumbianer, der uns die Immobilienangebote zeigen soll.

      Wo bleibt er denn bloß?

      Auf einmal steuert ein quirliges Kerlchen im braunen Anzug auf uns zu, ein strahlendes Lächeln begrüßt uns herzlich. Der erste Eindruck ist somit schon mal bestens: die Sonne scheint, es ist warm, überall wiegen sich Palmen im Wind. Jetzt steht uns eine Rundreise mit einem netten Immobilienmakler bevor und ich platze fast vor Neugier und Vorfreude. Ohne Zeit zu verlieren, beginnen wir unsere Tour.

      Wir können uns gar nicht sattsehen: schöne, gepflegte Urbanisationen unter dem strahlend blauem Himmel Spaniens. All die Pools, Gärten und Blumen haben es uns auf der Stelle angetan. Kein Vergleich zu Deutschland, wo alles jetzt, Anfang März, in der üblichen Tristesse in Grau, Dunkelgrün und Braun gefärbt ist. Da kommt Lebensfreude auf, wir fühlen uns wie im Paradies.

      Die Mietpreise nötigen uns ein laues Lächeln ab. Hier bekommt man tatsächlich ein vollmöbliertes Haus mit Pool für schlappe 500 Euro zur Miete überlassen, die gerade überstandene ImmobilienKrise macht das möglich. In Deutschland kann man für dieses Geld froh sein, überhaupt einen kleinen Balkon an seiner Wohnung im Mietsbunker sein Eigen zu nennen.

      Es hilft alles nichts: hier wollen wir zukünftig leben, auch wenn der bevorstehende Umzug so einige Einschnitte in unser Leben bedeuten wird und obwohl auch hier sicher nicht alles Gold ist, was glänzt. Wir sind zum Glück nicht so naiv, das blauäugig zu glauben.

      Der Tag verläuft sehr angenehm. Wir gehen zwischendurch Kaffee trinken und unterhalten uns prima mit Julio. Auch er ist aus Kolumbien einst hierher ausgewandert. Für ihn hatte sich das erheblich schwieriger als für uns Europäer gestaltet. Er hatte damals unter anderem Visum und Arbeitserlaubnis benötigt. Insofern beneidet er uns um die Freizügigkeit innerhalb der EU.

      Die Rechnung des von Engländern geführten Cafés lässt uns gleich wieder staunen. Ein Kaffee ist in Deutschland bestimmt nirgends mehr für einen Euro zu bekommen! Wenn die restlichen Lebenshaltungs-Kosten hier ebenso unter dem deutschen Niveau liegen sollten, dann wäre dies ein zusätzlicher angenehmer Aspekt, der uns in unserem Vorsatz bestärkt.

      Am Abend dann treffen wir tatsächlich unsere Entscheidung: ein Reihenhäuschen in La Mata wird den Zuschlag erhalten. Es verfügt über 2 Schlafzimmer, eine Dachterrasse und einen unschlagbaren Meerblick. Es liegt bloß an die 100 Meter vom Strand entfernt an einem Hügel, die ansprechende Siedlung verfügt auch über einen Gemeinschafts-Pool.

      Wir sind hin und weg, können kaum fassen, dass wir künftig hier leben dürfen und fühlen uns auf Anhieb wie zu Hause. Nur eine einzige Nacht schlafen wir im benachbarten Hotel, weil der Makler noch Verträge und Schlüssel vorbereiten muss. Dann aber dürfen wir unser neues Heim beziehen und sind überglücklich.

      Die restlichen Tage dieses Spanienkurzbesuchs fühlen sich an wie Urlaub, nur viel schöner. Wir erkunden die Umgebung, entdecken tolle Bars und Cafés und entspannen uns am Strand. Zum Schluss packen wir unsere Klamotten nicht etwa wieder in die Koffer, sondern hängen diese demonstrativ in die eingebauten Kleiderschränke – wir sind schließlich im Grunde keine bloß temporär anwesenden Touristen mehr. Wir werden hierher komplett auswandern. Ein tolles Gefühl!

      Ein bisschen bang wird uns auf dem Rückflug nach Deutschland dann schon, weil wir daran denken, wie viel Verwaltungskram uns ab sofort bevorstehen wird.

      Ich werde meinen sicheren Beamtenjob aufgeben, die Wohnung muss aufgelöst werden und wir sind gezwungen, unsere Absicht den Kindern und unseren Eltern schonend beizubringen.

      Die Sache mit der Krankenversicherung will geklärt sein, genau wie der Antrag bei der Einwanderungsbehörde. Auf Anhieb fallen uns nun tausend Dinge ein, die gekündigt oder umgeschrieben werden müssen.

      Aber trotzdem: uns bleiben ganze drei Monate, um alles zu regeln. Zum 1. Juli wollen wir bereits Wahlspanier werden. Die Deadline steht – nun geht es an die Verwirklichung.

       Tipp:

      

       Nehmen Sie sich vor dem endgültigen Auswandern genügend Zeit, alles zu ordnen.

      

       Bitte denken Sie daran: Sie werden in Spanien erst dann Anträge stellen können, wenn Sie über eine sogenannte N.I.E.-Nummer verfügen und eine Residencia besitzen (und zwar in dieser Reihenfolge).

      

       Das Beste ist, sich sofort nach der Ankunft mit einer der zahlreichen deutschsprachigen ›Gestorías‹ in Verbindung zu setzen. Dort wird man Ihnen weiterhelfen, Sie mit den wichtigsten Informationen und Angeboten versorgen.

      

       Sorgen Sie dafür, dass Sie die spanische Sprache zumindest in Ansätzen verstehen können. Ein finanzielles Polster für die Anfangszeit ist ebenfalls unabdingbar, jedenfalls sofern Sie keinen Schiffbruch erleiden wollen.

      

       Und schließlich: in Spanien ist nicht alles viel billiger als in Deutschland! Postgebühren sind zum Beispiel gleich um ein Vielfaches höher, auch die Benzinpreise und die Kosten für die Lebenshaltung steigen stetig, sind inzwischen fast schon auf deutschem Niveau. Das gilt auch beim Einkauf im Discounter.

      

       4 – Befreiung durch Auswandern

      

      Unser Aufenthalt in Spanien ist erst einmal vorüber. Schon als wir in Frankfurt aus dem Flugzeug kommen, würden wir am liebsten sofort umkehre und die nächste Maschine zurück nach Alicante besteigen. Plötzlich fallen uns hier tausend Dinge auf, die in unserer alten Heimat anders und nicht unbedingt besser sind.

      Da ist, allen voran, der wieder einmal bleiern graue Himmel, welcher bedrückend tief über

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