Steirerblut. Claudia Rossbacher
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»Wie bitte?«, fuhr Sandra ihn an.
»Nicht wichtig.«
Doch wichtig. Himmelherrgott! Was ging nur im kranken Gehirn ihres Partners vor, fragte sie sich ärgerlich.
Diesmal war es an ihm fortzufahren. »Mehrere Ejakulationen also …«
Sandra nickte mit schmalen Lippen. Bergmann war der Letzte, mit dem sie über multiple Orgasmen sprechen wollte.
»Bevor oder nachdem er ihr den Schädel eingeschlagen hat?«, murmelte er.
»Bitte?«
»Ich habe mich gerade gefragt, ob er sie in lebendigem und danach vielleicht noch einmal in totem Zustand gefickt hat«, wurde Bergmann deutlich. Für Sandras Geschmack viel zu deutlich.
»Penetriert hat, wollte ich sagen«, korrigierte er sich übertrieben artig. Sein verbaler Ausrutscher schien ihm keineswegs leidzutun, urteilte Sandra, während sie beobachtete, wie er einen Schluck von seinem Kaffee nahm, der längst kalt sein musste. Wollte er sie mit dieser geschmacklosen Formulierung provozieren? Sie dachte gar nicht daran, darauf einzusteigen. »Das werden wir wohl nur vom Täter selbst erfahren. Der Gerichtsmediziner hat lediglich festgestellt, dass sie noch gelebt haben muss, als sie Geschlechtsverkehr hatte«, beantwortete sie seine Frage, um einen ruhigen Tonfall bemüht.
»Irgendwelche Spuren im Zimmer des Opfers?«, fragte er weiter.
»Jede Menge Fingerabdrücke und Haare.«
»Nicht weiter überraschend in einem Hotelzimmer«, ätzte Bergmann. »Ich meinte Blut oder Sperma.«
»Blut- und Spermaspuren sind in einem Hotelzimmer aber auch nicht sonderlich überraschend«, konterte Sandra.
Bergmann verzog die Mundwinkel zu einem säuerlichen Grinsen und schwieg.
Sandra fuhr fort: »Die Bettwäsche war unbenutzt und sauber, bis auf ein blondes Haar am Kopfpolster. Möglicherweise von der Toten. Kein frisches Sperma weit und breit, auch kein frisches Blut. Jedenfalls nichts, was die Spurensicherung vor Ort ausmachen konnte. Nur da und dort vereinzelt alte Spuren auf der Matratze, wie sie eben in fast jedem Hotelzimmer zu finden sind. Aber vielleicht kann uns das DNA-Gutachten mehr verraten.«
»Bei so einem Spurenchaos würde ich mit keinem aussagekräftigen Ergebnis rechnen.«
Mit dieser Annahme lag Bergmann wahrscheinlich richtig, musste Sandra ihm insgeheim zustimmen. »Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass die Böden im Erdgeschoss des Gasthofs zwischen sechs und sechs Uhr dreißig am Tatmorgen aufgewaschen wurden, damit sie bis zum Frühstück trocknen konnten«, berichtete Sandra weiter. »Das war eine knappe Dreiviertelstunde vorm Eintreffen der Spurensicherung. Noch dazu wird in der ›Goldenen Gans‹ ein Spezialmittel zur Reinigung der Steinböden verwendet, wie man es auch in Krankenhäusern einsetzt. Die Wirtin hat zu Protokoll gegeben, sie habe ja nicht ahnen können, dass sie mit ihrer frühmorgendlichen Putzaktion die Spuren eines Kapitalverbrechens zuverlässig entfernt.«
»Na, sauber.« Bergmann wirkte ein wenig enttäuscht, dass Sandra auf sein Wortspiel nicht reagierte. Mit ernster Miene fuhr er fort: »Wir gehen also davon aus, dass der Täter sein Opfer durch den Wald gehetzt und dort vergewaltigt hat – möglicherweise noch mal post mortem«, fasste er zusammen.
»So sieht es aus. Aber warum ist das Opfer mitten in der Nacht nackt oder zumindest barfuß aus dem Haus gerannt?«
»Wenn sie keine Schlafwandlerin war, hat wohl ihr Mörder sie dazu veranlasst, nehme ich an. Kann ich mir ihre Sachen mal ansehen?«
Sandra blickte auf die Uhr. »Das kannst du gerne tun. Bis auf die sichergestellten Gegenstände wie Handy, Wertgegenstände und so weiter ist noch alles in ihrem Zimmer. Die Nummer zwei im Erdgeschoss. Beide Schlüssel befinden sich bei den Asservaten. Genau wie die Wertsachen der Toten. Frau Schreiner ist noch exakt eine halbe Stunde im Dienst.«
Bergmann kratzte sich am unrasierten Kinn und zeigte zur Tür. »Schreiner? Du meinst Blondie vis-à-vis?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
Sandra nickte. »Ihr Büro ist gegenüber. Und sie heißt Schreiner. Petra Schreiner. Nicht Blondie.«
Wieder lachte er über einen Witz, der keiner war, stellte Sandra irritiert fest.
»Wie sieht es mit ähnlichen Verbrechen aus?«, kehrte Bergmann noch immer lächelnd zum Fall zurück.
»Die Serientätertheorie können wir getrost ad acta legen. Die Daten des Bundeskriminalamts wurden inzwischen abgeglichen. Es gibt keine auffälligen Parallelen zu irgendwelchen Tötungsdelikten in der Vergangenheit. Weder hier in der Steiermark noch irgendwo anders in Österreich.«
»Auch nicht im benachbarten Ausland?«
»Nichts, was in der Datenbank aufzufinden wäre.«
»Was ist mit ortsfremden Personen? Ist im fraglichen Zeitraum irgendjemand aufgefallen, der nicht hier ansässig ist?«
»Soweit wir wissen, nein. Niemand hat in den letzten Tagen einen Fremden zu Gesicht bekommen. Außer der Kovacs natürlich. Die wurde dafür gleich von ein paar Leuten gesehen.«
»Kein Wunder. Sie muss ein heißer Feger gewesen sein in ihrem knallroten Z4 M Roadster.«
»Sie war definitiv eine auffällig attraktive Erscheinung, und sie hielt sich anscheinend zum ersten Mal in St. Raphael auf. Niemand hat sie hier je zuvor gesehen. Zumindest keiner von denen, die der Leitgeb und ich bisher einvernommen haben. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was sie ausgerechnet an diesen Ort verschlagen hat.«
»Diese Frage werden wir am besten ihrem Mann stellen. Und noch ein paar andere dazu. Er hat sich für morgen angekündigt.«
»Der Kovacs kommt hierher?«, fragte Sandra überrascht.
»Ja. Gegen zehn Uhr vormittags. Er möchte sehen, wo es passiert ist. Und die Sachen seiner Frau abholen. Eigentlich hatte er das schon für heute vorgehabt. Er wollte gleich von Graz herfahren. Aber dann musste er doch noch mal nach Wien zu einem wichtigen Geschäftstermin.«
»Er musste zu einem Geschäftstermin?«, wiederholte Sandra ungläubig. »Nachdem seine Frau bestialisch ermordet wurde? Scheint mir ziemlich gefühlskalt zu sein, dieser Herr Kovacs. Was macht er denn beruflich?«
»Immobilienentwickler. Er ist Architekt, Diplomingenieur. Ihm gehört die Kovacs Projektentwicklung & Consulting GmbH. Die Firma operiert nicht nur in Österreich höchst erfolgreich, sondern auch in Osteuropa. Momentan baut er gerade ein riesiges Einkaufszentrum in der Slowakei. Soll noch um einiges größer werden als das in Vösendorf bei Wien.«
»Verstehe. Dann war er es wohl, der den feudalen Lebensstil seiner Ehefrau finanziert hat. Ihr Gehalt hätte dafür nämlich nicht ausgereicht. Sie war Journalistin beim Clinch-Magazin, hat im Monat an die 3.900 Euro brutto verdient, plus Spesen. Ihre Sachen zählen nicht gerade zu den billigsten. Der neue BMW M Z …« Sandra stockte.
»Z4 M Roadster«, sprang Bergmann prompt ein.
»Wie auch immer. Der Wagen war auf die Kovacs GmbH zugelassen. Ihre Rolex war mit Diamanten besetzt, und der Brillant auf ihrem Ring von beachtlicher Größe und Reinheit. Nicht zu vergessen: die Designer-Kleidung,