Tödliche K. I.. Markus Warken

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Tödliche K. I. - Markus Warken

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nichts dafür, dass die Kollegen auf den Bahamas wenig hilfsbereit waren. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass es zweitrangig war, den Scherzkeks zu bestrafen, sofern die Belästigungen aufhörten.

      Sie fuhr zurück zu ihrer Wohnung, wo sie die Sauerei in der Küche aufräumte, sich einen Kaffee brühte und zwei belegte Brötchen machte, weil sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Zum Essen setzte sie sich aufs Sofa und stellte die Tasse auf den kleinen Couchtisch daneben. Den Teller mit den Brötchen behielt sie in der Hand. Beim Kauen grübelte sie, wer sich diesen üblen Scherz mit ihr erlaubt haben könnte. Dass eine Scheinfirma zufällig an ihre Kontoverbindung gekommen war, glaubte sie nicht. Die Angelegenheit war absurd. In Berlin kannte sie kaum jemanden, und weder Wibke noch Nils kamen für solche Scherze infrage. Sie steckte das letzte Stück Brötchen in den Mund, strich sich die Krümel von den Fingern und stellte den Teller ebenfalls auf den Couchtisch. Dann trank sie den Kaffee aus, ging an ihren Arbeitsplatz und startete ihren Rechner.

      Die Selbstauskunft bei der Schufa war umstandslos zu bekommen, kostete aber 25 Euro. Es gab in der Tat einen negativen Eintrag: Sie habe einen Kredit bei Coral Reef Bank, Bahamas, nicht zurückgezahlt – einer Bank, die es allem Anschein nach überhaupt nicht gab, weswegen sie die beiden Abbuchungen für Nachhilfe von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier umstandslos zurückbekommen hatte. Jana knirschte mit den Zähnen, während sie die Nummer der Schufa wählte, um die sofortige Löschung zu fordern.

      »Das tut mir leid«, säuselte die Frau am anderen Ende der Leitung. »Möchte man einen negativen Schufa-Eintrag löschen lassen, ist das nur über den Veranlasser möglich. Sie müssen sich diesbezüglich an die Coral Reef Bank wenden.«

      »Hören Sie nicht zu? Diese Bank gibt es überhaupt nicht! Diesen Kredit gab es nie, den ich angeblich nicht bedient habe!«

      »Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«

      Jana beendete das Gespräch grußlos. In diesem Augenblick leuchtete das Symbol ihres elektronischen Postfachs auf. Sie öffnete die Nachricht und begann zu lesen.

      von: Abu Mujahed

      an: [email protected]

      Betreff: komm auf den richtigen Weg!

      Jana, warum machst Du Dir Sorgen um Geld? Bete nicht den Götzen Mammon an. Das ist Sünde! Ins Jenseits kannst du nichts mitnehmen. Komm zu uns. Wir weisen dir den Weg ins Paradies, wo Deine Belohnung auf dich wartet.

      Allahu akbar

      Janas Hände krallten sich in die Tischplatte, ihr Atem setzte aus. Sie stemmte sich mit gestreckten Armen gegen das Möbel, wollte den Abstand zwischen sich und dem Bildschirm vergrößern. Vier, fünf Atemzüge lang starrte sie auf den Text. Ihre Gedanken überschlugen sich. Welche Seuche auch immer ihren Rechner befallen hatte, wer auch immer dahintersteckte, so konnte es nicht weitergehen. Erst Belästigungen per E-Mail, dann Verleumdungen bei ihren Freunden und Kommilitonen, dann verschwand ihr Geld auf die Bahamas. Was kam als Nächstes? Sie griff zum Telefon und wählte Nils’ Nummer.

      Nils ging beim ersten Klingeln dran: »Reiss?«

      »Nils … Nils, jemand hat Geld von meinem Konto abgebucht. Eine nichtexistente Bank auf den Bahamas!« Das andere Ende der Leitung blieb stumm. »Nils, bist du noch da?«

      »Ja. Mir hat es gerade die Sprache verschlagen. Komm bei mir vorbei, wann es dir passt. Prinz-Eugen-Straße 17.«

      »In einer halben Stunde bin ich da.«

      Als Jana eine Dreiviertelstunde später in die Prinz-Eugen-Straße einbog, kamen ihr zwei Frauen entgegen, die mit schwarzen Tüchern verschleiert waren. Jana schauderte und beschleunigte ihre Schritte. Je eher diese unerfreuliche Episode ihr Ende fand, desto besser. Augenblicke später hatte sie die beiden Muslimas passiert und tadelte sich für ihre Angst. Die beiden stellten ihr sicherlich nicht nach!

      Das Haus mit der Nummer 17 war ein großer Gründerzeitbau, der wie der ganze Wedding heruntergekommen wirkte. Sie klingelte bei Reiss. Kurz darauf hörte sie schnelle Schritte, und Nils öffnete ihr die Haustür.

      »Hallo, Jana …« Er stockte. Sein Gesicht war gerötet, und er rang nach Luft. Er war offensichtlich schnell gelaufen. »Ähm … komm doch rein. Meine Bude liegt im dritten Stock.«

      Jana stieg hinter Nils die abgewetzte Treppe hinauf und folgte ihm in seine Wohnung. Es gab keine Diele. Soweit sie es überblicken konnte, hatte er ein winziges Bad – die Tür stand offen – und keine Küche, lediglich eine Kochnische. Hinter der einzigen verschlossenen Tür vermutete sie das Schlafzimmer. Die Einrichtung war ebenso spartanisch: ein einfacher Holztisch mit drei Stühlen und ein Sitzsack als Sofaersatz. Die technischen Geräte, von denen Jana nur den Rechner, die WLAN-Antenne, die Stereoanlage und die Lautsprecherboxen zweifelsfrei identifizieren konnte, bildeten einen krassen Gegensatz zur Wohnung: Der Raum mutete an wie ein Elektroniklabor.

      »Darf ich dir etwas anbieten?«, unterbrach Nils ihre Gedanken. »Kaffee, Wasser, Tee – ich habe aber nur grünen?«

      Einen für ihren Geschmack trinkbaren Kaffee zu bekommen schien unwahrscheinlich. »Ein Tee wäre nett, danke, aber ich mache dir sowieso schon zu viele Umstände.« Jana rieb ihre linke Handfläche an ihrer Hose. In der rechten trug sie ihren Laptop.

      »Wirf schon mal deinen Blechkopf an«, schlug Nils vor und machte sich in der Kochnische zu schaffen. Nachdem Jana ihr Notebook ausgepackt und auf dem Tisch angeschaltet hatte, kam er mit einem Humpen heißem Wasser zurück, in dem ein Tee-Ei steckte.

      »Danke.«

      Nils öffnete eine Schublade am Tisch, zog eine Rolle Isolierband heraus, riss ein Stück ab und verklebte damit die winzige Kamera, die im Rand um den Bildschirm verbaut war. Dabei achtete er darauf, jederzeit außerhalb des Kamerabereichs zu bleiben.

      »Sicher ist sicher«, erklärte er und ließ die Rolle in der Schublade verschwinden. Er setzte sich vor den Rechner und sah Jana fragend an.

      »Mach, was du für richtig hältst. Ich will, dass das Teil sauber ist.«

      »Alles klar. Auf die elegante Art ging es nicht, ergo machen wir es eben auf die grobe … Ich boote Linux vom USB-Stick und suche nach verdächtigen Dateien. Alles, was nicht koscher ist, lösche ich. Okay?«

      »Was immer das heißt. Ich habe kein Wort verstanden.«

      »Ich starte den Rechner neu mit einem anderen, sichereren Betriebssystem, eben Linux.« Dabei fuhr er die Maschine herunter. »Von Linux aus untersuche ich das Dateisystem. Der einfachste Weg, einen Virus zu tarnen, ist, ihn wie einen Teil des Windows-Betriebssystems aussehen zu lassen. Wir sichern die Daten, die du kennst, und löschen alles Übrige auf deinem Rechner, inklusive dem Betriebssystem. Danach formatieren wir die Festplatte und überschreiben alles mehrfach. Danach ist alles so, wie es aus der Fabrik kommt. Wenn wir damit fertig sind, installieren wir neu und spielen deine Daten drauf.«

      Nils steckte den USB-Stick in den Rechner und drückte den Startknopf. Jana spürte ihre Handflächen feucht werden. Sie rieb die Hände aneinander und sah auf. Ihr Blick fiel auf ein kleines Bücherregal. Die meisten Autoren kannte Jana bestenfalls dem Namen nach: neben Science-Fiction von Borges und Lem standen »Per Anhalter durch die Galaxis« und »Der Herr der Ringe«. »Der Fänger im Roggen« prangte zwischen den »Kritiken« von Kant und Gedichten von Rilke!

      Jana musste an Wibke denken, an er-oder-ich, während sie mit dem Zeigefinger über die Buchrücken strich. Wibke hatte wahrscheinlich kein

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