Bayerisch Kalt. Manfred Faschingbauer
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Irgendwann hatten sie alle Fluchtversuche aufgegeben. Sie hatten aufgegeben, mit ihren Handys jemanden zu erreichen, sie hatten aufgegeben zu beten, aufgegeben zu leben. Sie starben im Dunkeln, während draußen die Sonne auf ihr Gefängnis herabbrannte.
Hitze und der Gestank nach Urin, Schweiß und Verwesung raubten dem Mädchen das Bewusstsein.
Nur sie war noch am Leben. Noch einmal hörte sie die Stimmen. Die Stimmen, wie jene, die sie damals gerettet hatten und die jetzt nicht kamen. Noch einmal zog der lange Weg ihrer Reise an ihr vorbei. Länder und Städte, deren Namen in ihrem Leben aufgetaucht und wieder verschwunden waren. Die Zeit des Schreckens auf dem kleinen Boot, die Nächte im Freien und die Tage auf der Straße. Noch einmal erinnerte sie sich an ihren letzten Geburtstag. Ein paar Tage waren seitdem erst vergangen. Die Menschen, die sie an diesem Tag in ihr Haus aufnahmen, hatten ihr einen Kuchen gebacken. Fünf Kerzen hatte sie ausgeblasen. Das Mädchen wusste, dass es keine sechste mehr geben würde. Sie wusste, dass sie jetzt sterben würde.
Langsam wich die Angst. Die Schreie ihres brennenden Bruders blieben hinter einer Wand aus Watte zurück. Das Schwarz, das sie seit Stunden umgab, drang langsam in sie ein. Sie war bereit, in die Dunkelheit zu gehen.
Und die Dunkelheit kam!
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