Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland страница 44
Sofort schoss der Hund auf ihn zu, jaulte und begann ihn im Gesicht abzulecken. Der Alte war ohnmächtig.
Ich wollte ihn aufheben, aber der Fleischwolf fauchte mich so böse an, dass ich es bleiben ließ. Das Tier hing so rührend an seinem Herrn, dass Gewaltanwendung ein Verbrechen gewesen wäre.
Ich trabte zur Tür, hob das Gewehr auf und nahm es mit. Schnell lief ich zurück zu meinem Wagen, um über Funk einen Arzt und auch zwei Polizisten anzufordern, die sich nachher um den Hund kümmern konnten.
Als ich meinen Wagen erreichte, dachte ich nur an den Anruf und an den Alten. Erst als ich die Wagentür öffnete, erkannte ich die Falle. Und ich saß mittendrin.
14
Einer stand plötzlich auf der anderen Wagenseite. Sein Gesicht tauchte hinter dem Seitenfenster auf wie ein Mond. Es ähnelte sogar einem Mond. Breit, glatt, ausdruckslos.
Der zweite saß hinten im Wagen. Ich sah nicht allzu viel von ihm, denn der Wagen stand im Schatten eines Baumes, und im Wagen herrschte Zwielicht. Nur dass er schlank war und einen dunklen Anzug trug, das konnte ich erkennen.
Der dritte war eine Überraschung. Es war eine Frau. Sie stand ein Stück weiter neben einem Baumstamm, hinter dem sie sich bei meinem Kommen wohl verborgen hatte. Eine Frau mit schwarzem Haar, dazu dunkel war, um natura zu sein. Ihr Gesicht verriet trotz Puder und Schminke das wahre Alter. Die Fünfzig lagen bereits hinter ihr, obgleich sie sonst die Figur eines jungen Mädchens hatte.
Sie war es, die zuerst sprach. Mit einer rauchigen, dunklen Stimme sagte sie: „Legen Sie die Hände aufs Wagendach, McAllister!“
Die Trümpfe, die die drei in Händen hatten, waren nicht zu übersehen. Es hätte schon eine Portion Irrsinn dazugehört, das zu ignorieren. Und meine Automatic steckte im Schulterhalfter.
Es war eine lächerliche Situation, aber die Männer waren bewaffnet, und die beiden mochten aussehen, wie sie wollten, von übergroßen Skrupeln wurden sie bestimmt nicht geplagt.
Als der im Wagen mit seinem S & W „Masterspiece“ ein Stück näher rückte, zog ich es vor, die Hände aufs Wagendach zu legen. Prompt kam der Mondkopf um den Wagen herum, und nun hatte ich auch Gelegenheit, ihn genauer anzusehen.
Er hatte eine Glatze, und er sah nicht aus wie ein Trottel. Er wirkte durchtrainiert, und sein Blick verriet Wachsamkeit. Dumm schien er nicht zu sein. Wäre ich ihm unter andern Umständen begegnet, würde ich ihn für einen solventen Kaufmann halten, oder für einen seriösen Schalterbeamten bei einer guten Bank. Wie ein Ganove sah er auf alle Fälle am wenigsten aus. Jedenfalls nicht so, wie sich man die vorstellen, dass Gangster aussehen müssten. Und dennoch, bei genauem Hinsehen erkannte man mit etwas Erfahrung die Brutalität, die Gefühlskälte, das Verschlagene. All das, was den Gangster ausmachte.
Der Glatzkopf tastete mich von hinten nach Waffen ab, während mich der andere im Wagen in Schach hielt. Natürlich fand er die Automatic, zog sie heraus und entleerte das Magazin. Dann stopfte er sie zu meiner Überraschung wieder ins Schulterhalfter.
„Die Patronen werden Ihnen ersetzt, McAllister“, erklärte der Glatzkopf. „Wir stehlen nichts. Aber im Augenblick können wir Ihnen diese Dinger nicht belassen. Vielleicht brauchen Sie aber weder die Pistole noch die Munition, falls Sie …‟
„Halten Sie Ihren Mund, Ken!“, rief die Frau. „Sie schwatzen wie ein Weib!“
Der Glatzkopf sagte nichts mehr.
„Drehen Sie sich um, McAllister!“, befahl die Frau.
Ich gehorchte und sah sie abschätzend an. Etwas an ihr erinnerte an verlebte Bühnenschönheiten, deren Fluidum nur noch im grellen Scheinwerferlicht wirkt, wo die dicke Schminke die Falten und Fältchen verdeckt. Aber sie war nicht der mütterliche, frauliche Typ. Gegen ihre Augen waren die des Glatzkopfes direkt gutmütig und weich.
„McAllister, Sie entscheiden selbst, ob Sie sofort wieder mit Ihrem Wagen wegfahren können, oder hier Ihre Laufbahn für immer beenden. Sagen Sie, was Sie von Stellcass wissen, was er Ihnen erzählt hat!“
Ich frohlockte fast. Da saß ich also dicht vor meinem Wild. Der Alte schien allerhand zu wissen, und dieser Dame dort war das recht unbequem. Ich fragte mich aber gleichzeitig, wie sie überhaupt wissen konnte, dass ich hierher gefahren war, und zweitens, wie sie herausbekommen haben konnte, dass vorhin schon Tom und ich auf dem Wege nach hier waren. Denn dass sie auch hinter dem Überfall auf der einsamen Landstraße steckte, schien mir sicher.
„Er hat mir einen Entlassungsschein gezeigt, der drei Jahre alt ist, und ich habe in meinem Fahndungsbuch gesehen, dass er gesucht wird. Das ist zunächst alles“, erklärte ich, und es stimmte ja. Nur, von den dreien glaubte mir das offensichtlich keiner.
Am wenigsten wohl die Frau. Sie rief nur dem Glatzkopf zu: „Ken, er will es nicht anders, rede du mit ihm!“
Ken baute sich vor mir auf. Was er aus der Tasche zog, war nichts anderes als ein stählerner Schlagknüppel, der zunächst so aussah wie ein Knirpsschirm. Bei Knopfdruck jedoch schnellte eine Stahlrute heraus, und das reichte mir.
„McAllister, vielleicht sagst du uns doch, was du weißt! Wo hält er das Zeug versteckt?“
Ich war schon versucht zu fragen, welches „Zeug“ er wohl meinte, aber ich unterließ es. Mein angebliches Wissen war eine Lebensversicherung. Denn diese beiden Kerle und die Frau würden so oder so einen Mord begehen wollen. Das mit dem Laufenlassen glaubte ihnen vielleicht ein Anfänger. Sie konnten es sich, so wie sie zu denken gewohnt waren, gar nicht leisten.
„Schlagt mich doch tot, dann wisst ihr es sicher schneller“, erwiderte ich. „Oder besser: Fragt den Alten selbst!“
Ich hatte die Springfield des Alten vorhin an meinen Wagen gelehnt. Sie stand noch immer am vorderen Kotflügel. Offenbar fühlten sich die drei so sicher, dass sie das Gewehr nicht beachteten. Ich jedoch setzte meine ganze Hoffnung in die Waffe. Meine Chancen rechnete ich mit eins zu fünfzig aus, aber das war besser als gar nichts.
Ich wartete auf einen Fehler des Glatzkopfes Ken. Wenn er nur einen Schritt zur Seite trat, musste ich sofort handeln. Aber er tat mir nicht den Gefallen.
Die drei zeigten sich sehr clever, und meine äußerliche Selbstsicherheit war nicht mehr so ganz echt. Innerlich jedenfalls wurde mir allmählich schwül, denn der Glatzkopf sagte:
„McAllister, du hältst uns für Amateure. Du irrst dich. Ich schlage zu, und du wirst trotzdem noch alles denken und sagen können.“
Ich verstand recht gut, was er meinte. Und was diese Stahlschläger auszurichten vermochten, und wie schmerzhaft das war, wusste ich ebenfalls.
„Übrigens“, sagte der Mann im Wagen, „haben wir die Funkanlage dieses Wagens unbrauchbar gemacht. Nur zu Ihrer Information, McAllister!“
„Dafür kaufe ich mir auch kein Haus. Ich kann nur wiederholen: Es wäre am Besten, wir sprechen mit dem Alten. Ich weiß nicht, wo er es gelassen hat. Sonst wäre ich nicht mit leeren Händen zurückgekommen.“
Die Frau kam näher, und in ihrem Blick war etwas, das ich bei Frauen bis dahin noch nie gesehen hatte. Kalte Mordgier. Kein