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der sich darin befand.

      In der Innenseite des Kofferdeckels steckten mehrere Reagenzgläser. Ich nahm eines heraus und tat die Probe aus dem Bisamapfel hinein.

      »Was nun?«, erkundigte sich John.

      »Die tierischen Duftstoffe wurden früher mit einer pflanzlichen Substanz vermengt, die Tragantschleim genannt wird«, erklärte ich. »Dabei handelt es sich um eine Art Pflanzengummi, das als Träger für die Duftstoffe dient.

      Der Tragant trocknet mit der Zeit aus. Doch wenn man ihn befeuchtete, wird er wieder weich und fängt an, die in ihm eingeschlossenen Duftstoffe freizusetzen.«

      Neben den Reagenzgläsern befanden sich mehrere Behälter mit Chemikalien. Auch eine Phiole mit destilliertem Wasser gehörte dazu. Ich nahm den Behälter heraus und öffnete den Verschluss.

      »Der Tragant aus dem Totenkopf ist gänzlich ausgetrocknet«, sagte ich dabei. »Ich werde ein wenig Wasser zufügen und ihn wieder auflösen. Dadurch werden die in dem Tragant gebundenen Düfte frei, sodass ich anhand des Geruchs bestimmen kann, aus welchen tierischen Duftstoffen die Ingredienzen bestehen.«

      Vorsichtig gab ich ein paar Tropfen Wasser in das Reagenzglas.

      Doch kaum kam das eingetrocknete Tragant mit dem Wasser in Berührung, fing es plötzlich an aufzuschäumen un d fetten grünlichen Qualm abzusondern.

      Entsetzt ließ ich das Reagenzglas fallen. Es zerschellte mit lautem Klirren auf dem Lesepult, und eine schmale grünliche Rauchsäule stieg empor.

      »Zurück!«, rief ich warnend. »Irgendetwas stimmt mit diesem Zeug nicht!«

      Doch da war es bereits zu spät. Gwendolyn wurde von der wabernden Rauchsäule voll erfasst. Abwehrend riss sie die Arme hoch und gab einen erstickten Schrei von sich.

      Dann überschlugen sich die Ereignisse.

      8

      Mit einem wilden Aufschrei stürzte Gwendolyn aus der grünen Rauchsäule hervor. Ihr schönes Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Das rote Haar stand ihr wirr vom Kopf ab.

      »Ich hasse dich, Brenda!«, kreischte sie mit überschnappender Stimme.

      Ihre Hände formten sich zu Klauen, die sie mir angriffslustig entgegenstreckte.

      Dann stürzte sich Gwendolyn auf mich. Ich versuchte noch, zur Seite auszuweichen. Aber Gwendolyn war schneller. Sie packte mich und riss mich zu Boden. Dabei ging sie so geschickt vor, dass ich zu unters lag und sie rittlings auf mir kauerte.

      »Ich werde dich töten!«, kreischte Gwendolyn.

      Schmerzhaft schlossen sich ihre Hände um meinen Hals. Grausam und erbarmungslos drückte sie zu, sodass mir augenblicklich die Luft wegblieb.

      Verzweifelt versuchte ich, Gwendolyns Arme wegzudrücken. Aber die junge Frau entwickelte enorme Kräfte. Wie versteinert fühlten sich ihre Arme an, so sehr hatte sie ihre Muskeln angespannt.

      Plötzlich wurde mir ganz schwummerig vor den Augen. Meine Bewegungen wurden kraftloser und schließlich sackten meine Arme schlaff zu Boden.

      Das ist das Ende!, schoss es mir durch den Kopf. Die Frau, die behauptete, sie wäre meine allerbeste Freundin, war drauf und dran, mich umzubringen!

      Schon schwanden mir die Sinne. Wie eine Maske schwebte Gwendolyns hassverzerrtes Gesicht über mir. Dieses schreckliche Bild würde ich mit in den Tod nehmen.

      Da bemerkte ich plötzlich einen Schatten hinter Gwendolyn. Es war John, wie ich an der hochgewachsenen hageren Statur erkannte. Er riss die Arme hoch. In den Händen hielt er einen Gegenstand, den er nun mit voller Wucht auf Gwendolyns Hinterkopf niederschmetterte.

      Gwendolyn gab einen dumpfen Laut von sich und kippte dann zur Seite weg. Ihr Griff lockerte sich und ich bekam endlich wieder Luft.

      Röchelnd wandte ich mich unter Gwendolyn hervor, die schlaff und bewegungslos halb auf mir lag. Ich hustete und spuckte, so g japsend den kostbaren Sauerstoff in meine Lungen.

      Sobald ich meine Sinne wieder einigermaßen zusammen hatte, spähte ich zu dem Lesepult hinüber. Ich machte mir große Sorgen wegen des grünen Qualms und befürchtete, dass er noch mehr Unheil anrichten würde.

      Aber die giftige Rauchsäule hatte sich verzogen. Die Gefahr schi en fürs Erste gebannt.

      Unbehaglich richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Gwendolyn. John hockte neben ihr und tätschelte ihr die Wange.

      »Gwen!«, rief er rau. »Gwen, komm wieder zu dir!«

      »Was ist mit ihr?«, fragte ich benommen.

      »Sie ist bewusstlos«, erklärte John ungehalten. »Ich hoffe, ich habe nicht zu stark zugeschlagen.«

      Ächzend richtete ich mich auf. Mein Hals schmerzte höllisch und das Atmen fiel mir noch immer schwer. Auch stand ich unter Schock. Meine Glieder zitterten und meine Beine knickten immer wieder unter meinem Gewicht ein. Aber ich spürte, dass ich mich langsam wieder erholte.

      »Wir müssen einen Krankenwagen rufen«, sagte ich.

      Gwendolyn blutete aus einer Platzwunde am Hinterkopf. Auch war nicht abzusehen, welche Schäden die mysteriösen grünen Dämpfe hinterlassen würden, die Gwendolyn eingeatmet hatte.

      John schüttelte entschieden den Kopf. »Hilf mir, Brenda«, befahl er stattdessen. »Wir werden Gwendolyn in ein Gästezimmer bringen.«

      John erhob sich, schob seine Hände unter Gwendolyns Achseln und schickte sich an, sie hochzustemmen.

      »Das ist doch Wahnsinn!«, rief ich. »Wir müssen einen Arzt verständigen.«

      »Halt den Mund, Brenda!«, fiel John mir ins Wort. »Du tust jetzt, was ich dir sage. Gwendolyn würde es mir nie verzeihen, wenn ich sie in ein Krankenhaus bringe. Und nun fass endlich mit an, verdammt!«

      Johns harte Worte hatten mich eingeschüchtert. Verunsichert schob ich die Arme unter Gwendolyns Knie und hob sie dann zusammen mit John hoch.

      Beinahe wäre ich unter dem Gewicht der Frau zusammengebrochen. Der Schock steckte mir noch immer in den Gliedern. Ich selbst hätte ärztliche Hilfe durchaus vertragen können. Doch daran schien John keinen Moment zu denken. Seine ganze Fürsorge galt Gwendolyn. Wie es mir ging, war ihm völlig gleichgültig.

      Ächzend schleppten wir Gwendolyn vorsichtig auf den Korridor hinaus.

      »Mechthild!«, schrie John mit donnernder Stimme. »Wir brauchen deine Hilfe!«

      Es dauerte nicht lange, da erschien die Haushälterin auch schon auf der Bildfläche. Sie bedachte Gwendolyn nur mit einem flüchtigen Seitenblick und schob sich dann, ohne auch nur eine Frage zu stellen, an uns vorbei. Zielstrebig ging sie auf eine der Türen zu, die von dem Korridor abzweigten, und öffnete sie.

      Dahinter tat sich ein gemütlich eingerichtetes Zimmer auf. Mechthild eilte zu dem Bett und schlug die Decke zurück, damit wir Gwendolyn hineinlegen konnten.

      Mit letzter Kraft wuchtete ich die junge Ärztin auf die Matratze

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