Die reichen und die bösen Leute: Ein Katharina Ledermacher Krimi. Bernd Teuber
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Müde betrat Georg Kranich kurz nach Mitternacht die Hotelbar. Er hatte sich die Verlobung seiner Tochter anders vorgestellt. Nicht allein, dass sein zukünftiger Schwiegersohn eine Enttäuschung war, auch der Mord und die Ausplünderung seiner Gäste hatten ihm stark zugesetzt. Einige gaben ihm deutlich zu verstehen, dass er schnellstens für die Wiedergutmachung des Schadens sorgen solle.
Kranich war sich somit klar darüber, dass er schlimmstenfalls den Verlust aus seiner eigenen Tasche bezahlen musste. Erstens war er für diesen speziellen Fall nicht versichert, und zweitens hatte er keine Hoffnung, dass die Polizei die Täter ermitteln und ihnen die Beute abjagen würde. Obwohl er ein reicher Mann war, schmerzte ihn der Gedanke, einige Hunderttausend D-Mark Schadensersatz zahlen zu müssen.
Nachdenklich schlürfte er seinen doppelten Bourbon und blickte zu den wenigen Gästen hinüber. Dann ließ er sich vom Barkeeper das Telefon geben und wählte eine Nummer in Berlin. Es dauerte einige Minuten, bis am anderen Ende abgenommen wurde.
„ Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, um diese Zeit hier anzurufen“, sagte der Mann ärgerlich.
„ Kurt ? Ich bin‘s, Georg.“
„ Was gibt es denn so Wichtiges?“
Mit wenigen Worten erzählte Kranich, was sich vor wenigen Stunden auf der Jacht ereignet hatte.
„ Ach, du lieber Himmel“, sagte Kurt Sutter, als er geendet hatte. „Das ist ja eine schlimme Geschichte. Und wie kann ich dir helfen?“
„ Du hast mir doch erzählt, dass du vor einiger Zeit, die Hilfe einer Privatdetektivin in Anspruch genommen hast.“
„ Ja, stimmt.“
„ Ist sie gut?“
„ Sie arbeitet absolut professionell, wenn du das meinst.“
„ So jemanden brauche ich jetzt. Kannst mir ihre Telefonnummer geben?“
„ Klar, kein Problem.“
Kranich bedankte sich, legte auf und bestellte noch einen Bourbon.
4
Eine Stunde später war es im Hotel still geworden. Die Gäste lagen in ihren Betten und träumten neuen, aufregenden Erlebnissen entgegen. Nur eine Person schien nichts von nächtlicher Ruhe und Entspannung zu halten. Sie huschte über die Gänge des neunten Stockwerks und verschwand dann über die Treppe nach unten. Im achten Stockwerk angekommen, huschte sie in einen der langen Gänge. Als sie das Ende erreicht hatte, verschwand sie hinter einer Glastür nach draußen auf einen Balkon, der um das gesamte Stockwerk herumführte und nur durch dünne Plastikwände unterteilt war.
Sie stellten für den nächtlichen Besucher jedoch kein Hindernis da. Geschickt und lautlos überwand er die Zwischenwände und kletterte an den dunklen Hotelfenstern entlang. Vor einer halboffenen Tür blieb die Gestalt schließlich stehen und lauschte mit angehaltenem Atem in das dahinterliegende Zimmer hinein. Obwohl das Rauschen der See bis hier heraufdrang, war das gleichmäßige Schnarchen eines Schlafenden deutlich zu hören.
Die dunkle Gestalt ließ die behandschuhte Rechte in der Tasche verschwinden, holte einen Gegenstand heraus und schlich in das dunkle Zimmer. Sie bewegte sich um die Möbel herum und erreichte schließlich den Einbauschrank. Kurz darauf trat sie den Rückzug an und verschwand auf dem gleichen Weg, den sie gekommen war.
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