9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker страница 54
Staub senkte sich auf die reglose Gestalt im Hof, die mit dem Gesicht nach unten im Sand lag.
Von allen Seiten wurde geschossen.
Spinola hielt seinen Revolver mit beiden Händen fest, richtete ihn nach draußen und drückte ab. Der Rückschlag riss ihm die Waffe fast aus der Hand. Er spürte wahnsinnige Schmerzen in seiner Brust, die wie Stiche durch seinen Körper rasten.
Kugeln trafen klatschend die Lehmwände, vermochten sie aber nicht zu durchschlagen.
Chaco feuerte zwei Schüsse ab. Dann lief er in die Kammer, in der ein Fenster nach Südwesten führte. Er stieß es auf und schoss auf die schemenhaften Gestalten, die sich dort von Busch zu Busch näherten.
Als Chaco in den vorderen Raum zurückkehrte, konnte er Spinola nicht mehr sehen.
„Wo sind Sie?“
„Hier“, tönte es schwach zurück.
Chaco ging auf das Fenster im Westen zu und erkannte den Mann. Er lehnte daneben an der grauen Wand und war von dieser nur aus der nächsten Nähe zu unterscheiden. Der Colt lag rauchend auf dem Boden.
„Legen Sie sich nieder, Spinola. Es hat keinen Zweck, Sie kippen nur um.“
Die Angreifer schossen von allen Seiten. Eine Kugel heulte durch das Fenster und bohrte sich mit einem lauten Pochen in eine Dachsparre. Die Pferde galoppierten in ihrer Angst Runde um Runde durch den Korral.
Chaco hatte den Colt aufgehoben und gab ihn dem Mann, weil der die Hand ausstreckte.
„Lassen Sie mich hier. Es ist nur die Schwäche. Gleich geht es wieder!“
„Na schön.“ Chaco repetierte sein Gewehr, zielte aus dem Fenster und schoss auf einen aufglühenden Feuerstrahl.
Ein gellender Schrei hallte in das Donnern, das die Hütte zu sprengen drohte. Aus einem Busch taumelte eine Gestalt mit einem hohen Sombrero auf dem Kopf und brach zusammen.
Chaco schoss sofort auf die anderen, die sich vorsichtshalber zurückzuziehen trachteten. Doch sie warfen sich zu Boden. Seine Kugeln gingen fehl.
Der Mexikaner lehnte noch an der Wand und rang um die Kraft, auf den Beinen zu bleiben.
Chaco konnte sich nicht um ihn kümmern. Er glitt von einem Fenster zum anderen und schoss immer wieder hinaus, oftmals, ohne einen der Gegner zu sehen. Er wollte sie täuschen. Sie sollten denken, dass viele Männer die Hütte verteidigten.
Spinola schoss aus dem Revolver, den er wieder mit beiden Händen krampfhaft festhielt.
Draußen verstummte das Feuer. Eine scharfe Stimme gab einen Befehl.
Chaco stand mitten im rauchgeschwängerten Raum, in dem die Luft zum Atmen kaum noch geeignet war. Wenigstens zog ein schwacher Luftstrom zu einem Fenster herein und zu dem anderen hinaus.
Spinola drehte sich herum und lehnte an der Wand. „Wie viele mögen es sein?“
„Mindestens noch sechs“, erwiderte Chaco, der sein Gewehr nachlud.
„Das sind zu viele für uns.“
„Nur nicht aufgeben.“ Chaco ging zu dem bleichen Mann, führte ihn zu der Pritsche und zwang ihn, sich zu setzen. Er nahm ihm den Colt ab, stieß die rauchenden Hülsen aus den Kammern der Trommel und lud die Waffe. Danach gab er sie Jiminez Spinola zurück.
„Spinola, oder wer immer in dem Loch steckt, zeigt euch!“, rief eine laute, harte Stimme.
Jiminez Spinola hatte den Kopf gehoben.
„Ramirez“, sagte Chaco. „Ich erkenne seine Stimme. In Rio Verde war man sich nicht einig, ob er nun ein Angestellter von Don Carlos ist oder nicht.“
„Einig wird man sich schon gewesen sein“, erwiderte der Mexikaner verächtlich. „Aber die Leute haben Angst vor Don Carlos. Und richtig wissen tun sie freilich auch nichts. Don Carlos ist ein sehr vorsichtiger Mann. Aber was sollte diesen Hünen veranlassen, mich vernichten zu wollen? Was hat er davon?“
„Sicher nur den Lohn, den einer bezahlt.“
„Eben. Und das kann nur Don Carlos sein. Sonst gibt es hier niemanden, dem ich oder meine Pferde im Wege wäre oder der gar das Land wollte, von dem es überall um den Rio Verde genug gibt. Man muss es sich nur nehmen.“
„He, ihr da drin, hört ihr nicht?“, brüllte die Stimme.
Chaco wandte sich der Tür zu. „Nicht!“, flüsterte Spinola. „Der knallt Sie ab, wenn er Sie sieht. Er schießt auf riesige Entfernungen mit sicherer Hand.“
Chaco spähte durch das Fenster.
Die Pferde standen wieder inmitten des großen Korrals.
„Spinola?“, schrie die harte Stimme, die unverkennbar dem Hünen Ramirez gehörte.
„Was wollt ihr?“, fragte Chaco.
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„Na also, wenigstens einer, der sich nicht tot stellt“, tönte es zurück.
„Ist es in diesem Landstrich üblich, friedliche Menschen einfach so zu überfallen?“, fragte Chaco schroff. „Was seid ihr nur für Tagediebe und Halsabschneider, dass euch keine bessere Beschäftigung einfällt!“
„Da hört doch alles auf!“, schimpfte ein Mexikaner draußen. „Habt ihr gehört, wie der uns zu nennen wagt?“
„Desperados seid ihr!“, rief Chaco. „Mörder und Galgenvögel, die nur mit der Nacht als Verbündete und dem Gewehr im Anschlag ihre Schlupflöcher zu verlassen wagen.“
„Du solltest endlich den Schnabel halten!“, befahl die harte Stimme. „Wir wollen mit euch reden, weil wir keine Unmenschen sind. Wenn ihr die Waffen wegwerft und mit erhobenen Händen heraustretet, dann wird euch nichts passieren.“
„Ihr wollt uns wohl für dumm verkaufen?“, rief Chaco zurück.
Draußen fluchte einer.
„Das zieht bei dem nicht“, sagte ein anderer.
„Schnauze! He, du da! Wenn ihr nicht die Hütte verlasst, unbewaffnet seid und die Hände über den Kopf haltet, dann passiert gleich was anderes.“
„Was?“, fragte Chaco, während er das Gewehr repetierte und die Mündung über den Sims des Fensters schob.
„Dann knallen wir die Pferde ab! Eins nach dem anderen!“
Spinola fuhr mit einem Schrei der Angst in die Höhe und wollte zur Tür.
Chaco stieß ihn auf die mit Fellen bedeckte Pritsche zurück. „Zur Hölle, wollen Sie jetzt in die Kugeln laufen?“
„Meine