For that Moment. Nena Muck
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»Wie, du weißt es nicht?«
Er runzelt die Stirn.
»Ich habe eigentlich keine bestimmte Lieblingsmusikrichtung oder ein Lieblingslied, zumindest fällt mir gerade keins ein. Obwohl doch …«
Ich halte einen Moment inne.
»Joseph Arthur- Honey and the Moon, das ist ein schönes Lied.«
»Kenn ich nicht.«
»Das tun die wenigsten, es kam damals in der ersten Folge einer Serie, die ich gern gesehen habe.«
»Welche Serie?«
Es ist mir für den ersten Moment etwas peinlich, weil ich sicher bin, dass er sich darüber lustig macht, doch ich habe sie wirklich geliebt, deshalb gebe ich es einfach zu. »OC-California.«
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe verlegen aus dem Fenster, währender sich einen belustigten Laut nicht verkneifen kann.
Ich wusste es.
»Warum gerade die?«, will er wissen.
»Ich mochte die Geschichte einfach. Jemand mit großem Potenzial, dem das Leben aber schlechte Karten gegeben hat, bekommt eine verdiente zweite Chance.«
Ich zucke mit den Schultern und sehe ihn an.
Er wirkt nachdenklich. »Mmhh«, brummt er, »so läuft es im echten Leben aber nicht.«
Ich atme hörbar aus, wenn ich etwas weiß, dann das.
»Ich weiß. Genau dafür gibt es ja solche Serien und Bücher.«
»Wofür?«
»Um der ungerechten Realität zu entkommen. Ich habe einmal die komplette Serie an einem Wochenende durchgeschaut. Danach hätte ich schwören können, ich wäre ein Teil dieser Welt. Ich hatte das Gefühl, ich müsste nur aus dem Fenster schauen und würde den Strand sehen.«
Ich lache und im nächsten Moment könnte ich mir eine verpassen.
Hör auf, so ein Stuss zu reden!
»Hast du schon mal mit jemandem über diese Wahnvorstellungen gesprochen?«, witzelt er mit gerunzelter Stirn, aber dafür mit einem breiten Lächeln und ich ziehe verlegen die Schultern hoch.
»Würdest du das denn wollen?«, fragt er nach einer kurzen Pause.
»Was?«
»Dort leben?«
Ich denke eine Sekunde darüber nach.
»Für immer? Nein. Mir würden die Jahreszeiten fehlen.«
Er sieht mich an. »Ist das nicht eigentlich genau der Grund, warum die Leute in solche Länder wollen?«, lacht er.
»Das ganze Jahr Sommer?« Er sieht mich fragend an.
»Die Leute wollen prinzipiell immer nur das, was sie nicht haben. Aber wenn es immer Sommer wäre, wäre er nichts Besonderes mehr.«, sage ich entschieden.
»Würdest du denn auf die Jahreszeiten verzichten wollen?«, frage ich ihn.
»Keine Ahnung. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Aber so ein Leben ohne Schneematsch, Blitzeis und Regen. Unvorstellbar.«, spottet er und ich sehe ihn an.
»Klar, wenn man immer nur die negativen Seiten sieht, ist das natürlich traurig.«
Er schnaubt angestrengt. »Jetzt zick doch nicht schon wieder rum.«
»Tu ich nicht.«, sage ich wie aus der Pistole geschossen und meine es auch so. »Es ist nur…«
»Nur was?«, fragt er wirklich interessiert, also fange ich an.
»Zum Beispiel der erste laue Tag nach einem ewig langen Winter, an dem man die dicke Jacke auszieht, weil man zum ersten Mal wieder die Wärme der Sonne spürt. Die Tage fangen an länger und heller zu werden und du wachst morgens gut gelaunt auf, weil du zum ersten Mal das Gezwitscher der Vögel hörst.
Oder der Herbst. Oh mein Gott, ich liebe den Herbst. Mal ganz ehrlich, gibt es etwas Schöneres, als durch einen sonnigen Herbsttag zu laufen? Wenn unter den Schritten das Herbstlaub raschelt und die Sonne so tief durch die Bäume scheint, dass sie praktisch dafür sorgt, dass sie in diesem tiefen Rot leuchten.
Ich meine, das hat doch was …keine Ahnung, Magisches. Ganz zu schweigen von der Weihnachtszeit, ich meine, ich kann mir nicht vorstellen, dass bei 30 Grad Außentemperatur auch nur die geringste Weihnachtsstimmung aufkommt, oder?«
Ich lache und hole Luft, woraufhin ich mir sofort auf die Zunge beiße. Man hör auf zu labern!, stöhnt meine innere Stimme, aber dafür ist es jetzt zu spät.
Oh Gott, das hab ich jetzt nicht wirklich alles gesagt, oder?!
Ich wage es nicht, ihn anzusehen und mache mich innerlich auf einen vernichtenden Kommentar gefasst. Doch er kommt nicht.
Als ich vorsichtig zu ihm sehe, hat er den linken Arm an die Tür gestützt und den Kopf an die Faust gelehnt. Mit der rechten Hand umfasst er das Lenkrad und sieht mich an.
Ohne Hohn, ohne etwas Gelangweiltes oder Genervtes.
Er sieht mich einfach nur an.
Ich atme tief ein und versuche meine Unsicherheit mit einem Lachen zu kaschieren. »Das klang jetzt alles total bescheuert, oder?«
Ich vergrabe mein Gesicht in beiden Händen und schüttle den Kopf.
»Tut mir leid.«
Doch er reagiert immer noch nicht und langsam werde ich unruhig.
»Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich für so eine simple Sache so begeistern kann.« Okay, dieser Kommentar kam jetzt unerwartet, doch er redet weiter.
»Dieser Herbsttag, den du da gerade beschrieben hast«, bei dem Wort Herbsttag zieht er eine Grimasse, wird dann aber sofort wieder ernst.
»Na ja.« Er zögert einen Moment, zieht die Schultern hoch und sieht mich an. »Ich wäre sofort mitgegangen.«
Die Atmosphäre im Auto verändert sich schlagartig und ich hab das Gefühl mein Herz hat aufgehört zu schlagen und während sein Blick sich in meinen bohrt, ist die Spannung praktisch greifbar.
Dann wende ich den Blick ab und sehe aus dem Fenster.
Nach ein paar schweigenden Minuten frage ich schließlich:
»Wer war die Frau? Gestern im Krankenhaus?«
Immerhin bin ich nur hier, weil er versprochen hat, es mir zu erzählen. Rede dir das nur ein!
Er antwortet nicht, doch ich kann sehen, dass sein Oberkörper sich verspannt.