Pelle und die schöne Bertha. Oliver Witt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pelle und die schöne Bertha - Oliver Witt страница 5

Pelle und die schöne Bertha - Oliver Witt

Скачать книгу

Fisch und für den Spaß reichlich Katzenminze. Aber zunächst möchte ich Ihnen meine Freundinnen vorstellen. Das hier ist Fräulein Flöckchen.“

      Eine schlanke, vollkommen weiße Katze erhob sich, kam auf mich zu und sagte mit sanfter Stimme: „Guten Abend, Herr Pelle, ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.“

      Fräulein Flöckchen schien ebenfalls eine Dame zu sein, sie bewegte sich sehr grazil, sah edel aus und schien recht selbstbewusst. Etwas dünn für meinen Geschmack und etwas geziert, aber sie machte einen freundlichen Eindruck auf mich.

      Ich machte eine Verbeugung mit dem Kopf.

      „Guten Abend, Fräulein Flöckchen, ich bin ebenfalls erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

      Zu mehr kam ich nicht, denn Bertha stellte mir gleich ihre zweite Freundin vor.

      „Herr Pelle, nun möchte ich Ihnen Gudrun vorstellen.“

      Gudrun nun hatte so gar nichts Zierliches an sich. Im Gegenteil, sie sah etwas zerrupft und heruntergekommen aus. Ihr Fell war ein einigen Stellen glanzlos und sie wirkte, als hätte sie schon bessere Zeiten gesehen. Trotzdem sagte ich höflich: „Frau Gudrun, ich bin entzückt, Sie kennenzulernen. Gudrun – das ist ja ein recht außergewöhnlicher Name für eine Katze.“

      Gudrun sah mich mit einem leicht ironischen Blick an. Dann sagte sie mit heiserer Stimme: „Tja, wat willste maache? Meine Katzenmama hatte eine Oma, die so hieß, nach der hat sie mich benannt, da kann ich nix für. Ich finde den Namen eher zum Weglaufen, aber nach all den Jahren habe ich mich dran gewöhnt, auch wenn ich ihn lächerlich finde, denn schließlich heißt so …“

      Bertha unterbrach Gudruns Wortschwall.

      „So, jetzt haben wir uns alle vorgestellt. Nun wollen wir es uns aber gemütlich machen. Ich schlage vor, als Aperitif gönnen wir uns etwas von dem Mäusespieß.“

      Als vollendete Gastgeberin bot Bertha mir zuerst etwas an. Die Mäuse waren etwas knurpselig, schmeckten aber nicht schlecht. Kaum war ich fertig, drängelte Gudrun sich heran und wollte ebenfalls an dem Spieß knabbern. Leider muss ich sagen, dass ihr Duft, der mir dabei in die Nase stieg, etwas moderig war. Ganz anders als Bertha – die roch wieder wie ein Blumenfeld voller Minze und Rosen. Und dann dieses kecke Schleifchen auf dem Kopf – einfach hinreißend.

      Erstaunlicherweise wollte Gudrun aber dann doch gar nichts von dem Mäusespieß, sondern nahm sich eine ordentliche Portion von der Katzenminze, was Fräulein Flöckchen dazu bewog, zu sagen: „Gudrun, halte dich bitte etwas zurück. Der Abend fängt doch erst an – und du weißt, was Katzenminze bei dir anrichtet.“

      Gudrun würdigte sie keines Blickes, hörte aber doch auf, die Katzenminze zu vertilgen. Bertha beeilte sich, die Situation etwas zu entschärfen. „Herr Pelle, vielleicht erzählen Sie meinen Freundinnen, wo Sie herkommen. Mir wollte man ja nicht glauben, dass Sie 600 Kilometer weit gereist sind.“

      Fräulein Flöckchen sah mich interessiert an und meinte: „Ja, das ist doch ein bisschen ungewöhnlich. Ich hörte, Sie haben an einem See gelebt. Das muss ja herrlich gewesen sein.“

      Ich nickte: „Das war es auch. Immer frische Luft, mein bester Kumpel und ich waren jede Nacht unterwegs, wir hatten viel Spaß, und Mäuse gab es satt. Aber am herrlichsten war doch die Luft. Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber hier in Köln scheint es mir etwas stickig zu sein.“

      Fräulein Flöckchen nickte. „Ja, im Sommer kann es hier recht anstrengend sein. Besonders mit unserem Fell. Deswegen treffen wir uns ja so gerne auf dem Friedhof, wo die Bäume viel Schatten geben. Außerdem ist es so schön ruhig.“

      Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Gudrun sich wieder eine große Portion Katzenminze einverleibte. Bertha hatte es offensichtlich nicht bemerkt, denn sie unterhielt sich weiter mit Fräulein Flöckchen und mir. „Ja, für eine Dame ist es manchmal wirklich ein wenig schwül hier. Wenn es richtig heiß wird, verbringe ich meine Zeit meistens auf meiner großen Terrasse, auf meinem Stuhl unter dem gepunkteten Sonnenschirm.“

      Mampf! Schon wieder nahm Gudrun von der Katzenminze.

      „Frau Bertha“, fragte ich nun, „ich möchte nicht neugierig erscheinen, aber wo sind Sie denn geboren worden?“

      Bertha ließ den Blick in die Ferne schweifen und sagte mit ihrer tiefen wunderschönen Stimme: „Geboren wurde ich in der Eifel auf einem herrlichen Gestüt. Dort machte mein Katzenpapa Urlaub und adoptierte mich. Seitdem bin ich eine von Hackenbroich.“

      Sie schwieg. Mitten in die Stille hinein ließ Gudrun einen mächtigen Rülpser los.

      „Tschlligung, Mädels. War vielleicht doch ‘n bissch‘n viel Minze auf einmal.“

      Bertha sah sie mit einem Blick an, den ich am ehesten als „leicht angewidert“ beschreiben würde.

      „Gudrun“, sagte sie streng, „wann lernst du endlich, dich wie eine Dame zu benehmen? Was soll denn Herr Pelle von dir denken?“

      Eigentlich dachte ich, dass Gudrun eine ganz schöne Katzenminzeholikerin war, aber stattdessen sagte ich: „Das macht doch nichts, Frau Bertha. Schließlich sind wir doch zu einem entspannten unterhaltsamen Abend hier.“

      „Ach, Herr Pelle“, meinte Bertha mit einem Seufzer, während Gudrun weiterhin Katzenminze vertilgte, „Sie müssen Gudrun entschuldigen, aber sie hat es nicht leicht. Sie kommt aus einem Haushalt, in dem sie recht knapp gehalten wird und wo es immer nur das billigste Dosenfutter gibt. Deswegen schlägt sie bei meinen Soiréen immer so zu. Sie kann einfach nicht an sich halten. Als Freundin mag sie ja eine treue Seele sein, aber ihr Benehmen lässt manchmal zu wünschen übrig. Fräulein Flöckchen und ich sind meistens machtlos. Aber was soll man machen – Gudrun ist eben keine Dame wie ich eine bin.“

      Irgendwie war es Gudrun gelungen, trotz ihres ständigen Geknabbers an der Katzenminze den letzten Satz von Bertha aufzufangen.

      „Jaja, die feine Dame von Welt. Meine llieebe Bertha, wie oft wills du uns das eintlch noch erzähln? Ich kann‘s nich mehr hörn.“

      Berthas Augen begannen ein wenig zu glitzern.

      „Ach ja? Wenn du dich wie eine Dame benehmen würdest, müsste ich dir auch nicht immer wieder erzählen, was man tut und was man besser lässt – besonders in so vornehmer Gesellschaft wie der von Herrn Pelle.“ Sie lächelte mich an.

      Ich war geschmeichelt, aber Gudrun wollte partout das letzte Wort haben.

      „Hömma gut zu, Bertha! Du bis vielleicht ne ganz Hübsche, aba wen willse eintlich verscheißern mit dies‘m ganzen ‚Dame von Welt-Gedöns‘? Bis au nich besser als wir.“ Rülps.

      Bertha verspannte sich nun doch ein wenig.

      „Judrun! Wöödst do effe ding verdammp Schnüss halde – et reicht!“

      Plötzlich sprach Bertha wieder in dieser sonderbaren Sprache, die ich so schlecht verstand. Gudrun kam auf Bertha zu, wobei ihr Gang schon etwas wackelig war und ihr Blick in zwei entgegengesetzte Richtungen ging. Sie setzte sich direkt vor Bertha hin.

      „Du kanns es auch nich lassen, wie? Immer heititei und huh und was bin ich doch Besonneres. Alles gelogen. Von Hackbroich! Dassichnichlache. ‘ne ganz Gewöhnliche bissu. Einfach nur ‘ne Hackenbroich, sonst nix. Und zu dick bisse auch.“

      Ich

Скачать книгу