Kick-Off in Dein Wahres Leben. Kristian Ignatov

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Kick-Off in Dein Wahres Leben - Kristian Ignatov

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weibliche Yin ist das Empfangende, Fühlende, das Sich-Hingebende, das einfach Seinlassende. Ohne Weiblichkeit – keine Männlichkeit.

      In Hinsicht auf Angst- und Problembewältigung steht das männliche Yang für das Umsetzende, Machende, Durchdringende und Pflanzende. Ohne Männlichkeit – keine Weiblichkeit.

      Nur in der richtigen Kombination von beidem kannst du Probleme ganzheitlich lösen und bist wirklich in deiner Mitte eines ganzheitlich glücklichen und gesunden Lebens.

      Leider sehe ich ganz wenige, die es schaffen, diese beiden Seiten harmonisch zu vereinen und es dann auch noch verständlich an andere weiterzugeben.

      Meist wird dir entweder ausschließlich die äußere Seite (Yang) der Problemlösung aufs Auge gedrückt: Dir wird gesagt, dass du ackern, schuften, analysieren, zerdenken und dich allem stellen sollst. Oder dir wird die andere Extreme als Lösung angeboten: ein Verweilen in Passivität und Pseudo-Liebe, alles wird schon irgendwie gut werden.

      Doch beides allein funktioniert nicht.

       Du brauchst das Beste aus beiden Welten.

      Darauf beruht auch Bruce Lees Kampfkunst. Er hat das Beste aus allen Kampfkünsten in einer harmonisch aufeinander abgestimmten Art vereint und es zu einem ganzheitlichen Kampfprinzip gemacht. Im Kampf brauchst du das Weiche und Sensitivität, um im Nahbereich, in dem sich die Hände berühren, die Energie des Gegenübers zu lesen und seinen eigenen Druck gegen ihn umzulenken. In der langen Distanz hingegen, in der du mit deinem Kontrahenten keinen Kontakt hast, ist es absolut hirnrissig, zu fühlen und Energie zu lesen. Denn es gibt dort nichts zu lesen. Hier werden Schläge und Tritte ausgetauscht. Diese müssen voller Entschlusskraft und Härte durchgezogen werden. Doch wenn du nur hart bist, verlierst du den Kampf gegen einen Gegner, der das Prinzip der Ganzheit von Weichheit und Härte beherrscht. Der genau weiß, wann und wie das Yin bzw. Yang zu nutzen ist.

       3

       EIN LEBEN IN ANGST BEDEUTET VERLUST UND LEID

       Ich möchte dir zuerst ein reales Paradebeispiel für ein Leben aus Angst, Selbstverrat, Zweifel, Depressionen und Leid zeigen –meine Real-Life-Story! Meine Geschichte hat schon so manchem Menschen die Augen geöffnet. Daher sieh dies bitte nicht als Biografie des Autors an, sondern als eigenständiges Kapitel. Denn in die Geschichte baue ich immer wieder wichtige Aspekte und Erkenntnisse ein.

       Vor allem aber möchte ich dir anhand meiner an hollywoodreifen, traumatischen Erlebnissen, Verlusten und Schicksalsschlägen nicht so leicht zu übertreffenden Story signalisieren, dass es für die Erschaffung deines Wunschlebens sekundär ist, welche Vergangenheit du auf deinem Rücken trägst und mit welchen und wie vielen Höhen und Tiefen dein Rucksack befüllt ist.

       Du kannst immer wieder aufstehen und gerade aus Krisen und Dramen etwas wunderbares Neues und noch Schöneres zaubern. Krisen sind die Sprache des Lebens, deiner Seele. Das Leben spielt immer für dich, auch wenn unser eingeschränkter Verstand dies im Moment selten verstehen kann.

      Mir ist es wichtig, ganz klar festzuhalten, dass ich nichts aus meiner Vergangenheit verurteile oder ändern wollen würde. Ganz im Gegenteil: All meine Gaben und Geschenke resultieren aus meinen Erfahrungen und ich bin in absolutem Frieden mit mir, allen Umständen und Menschen.

       Ich bedanke mich an dieser Stelle aus tiefstem Herzen bei allen Frauen und Männern, die Teil meiner Lebensgeschichte waren und sind. Alles ist in Vollkommenheit passiert und gehört als Teil meines Weges zu meiner Bestimmung.

       Film ab …

      Als aufgeweckter und neugieriger Junge im Alter von sechs Jahren musste ich den radikalen Abschied aus einem behüteten familiären Umfeld in meiner Herkunftsheimat Bulgarien auf mich nehmen. In dieser Zeit des Kommunismus hatte eine freie Meinung enorme Konsequenzen. Also durften meine Eltern aufgrund ihrer politischen Überzeugung (sie weigerten sich, Kommunisten zu werden) ihre Arbeit als Lehrer nicht mehr ausüben.

      Nachdem die Leiter meines damaligen Kindergartens von der politischen Meinung meiner Eltern erfahren hatten, bekam ich den kompromisslosen Ausdruck des Staates am eigenen Leib zu spüren. Es war ein früher, schon dunkler Winterabend in meinem Kindergarten in Bulgarien. Es konnte also nicht mehr allzu lange dauern, bis mein Vater mich abholen würde. Als ich gerade an meinem Saft schlürfte, stürmten zwei der Kindergarten-Pädagoginnen in das Zimmer und trommelten alle Kinder zu einem Sesselkreis zusammen.

      »Wessen Eltern sind keine Kommunisten?«, schrie eine der Pädagoginnen. Diejenigen sollten aufzeigten.

      Ich zeigte als Einziger auf.

      Eine der Pädagoginnen sprang auf, packte meine Hand und zerrte mich, ohne mir Jacke oder irgendetwas anzuziehen, auf die dunkle Straße hinaus. Ich sehe die Pädagogin noch heute vor meinem geistigen Auge, wie sie sich zu mir herunterbeugt und mir überzeugend mit einer stechend scharfen Stimme sagt: »Deine Eltern werden dich nie mehr finden. Du bist ab jetzt hier draußen verloren und für immer allein!«

      Sie drehte sich um, ging und ließ mich alleine zurück.

      Seit diesem Zeitpunkt weiß ich, was es bedeutet, Angst zu haben. Todesangst. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Angst kennt kein Mindestalter.

      Der dichte Winternebel trübte meinen Blick und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde jeden Augenblick explodieren. In der kindlichen Hoffnung nach einem Wunder begann ich zu weinen. Nach einer gefühlten Ewigkeit geschah für mich ein Wunder. Ich traf meinen ersten Mentor. Eine alte, zahnlose Frau blieb stehen und fragte mich, was ich alleine da draußen auf der Straße machen würde.

      Diese alte Frau war der Grund, dass ich nicht das allerletzte bisschen Vertrauen in das Leben verlor. Sie versuchte, mich aufzumuntern. Das war für mich das bezauberndste, zahnlose Lächeln meines Lebens, und es erwärmte mein Herz.

      Nach einiger Zeit fand mich mein Vater.

      Mit dieser Handlung von emotionaler Gewalt war die Schmerzgrenze meiner Eltern endgültig erreicht. Das war der Schlüsselpunkt, der meinen Vater schlagartig zum Entschluss brachte, dieses Land zu verlassen, um seiner Familie Meinungs- und Handlungsfreiheit zu ermöglichen. Eine freie Meinung haben zu dürfen, freies Denken und Handeln. In Bulgarien war dies leider nicht mehr möglich. Deshalb verließ er am nächsten Tag das Land und floh nach Österreich.

      Trotz des enormen Drucks aus dem familiären Umfeld, fahrlässig zu handeln, flohen meine Mutter und ich sechs Monate später zu meinem Vater. Wir fuhren in der Kriegszeit mit einem Zug, der mitten in der Nacht bombardiert wurde, durch das ehemalige Jugoslawien.

      Nach einer Nacht, ähnlich wie in einem amerikanischen Action-Thriller (das erklärt meine damalige Vorliebe zu solchen Filmen), kamen wir heil nach Budapest, wo mein Vater auf uns wartete. Die Einreise direkt nach Österreich war zu dieser Zeit politisch nicht möglich. Also flohen wir mit ihm gemeinsam von Budapest durch einen Wald mit Restminen und scharfen Grenzkontrollen in Richtung österreichischer Grenze. Alles verlief weitaus komplizierter, als erwartet, da wir uns verliefen.

      Es war stockdunkel und so leise, dass ich meine eigenen Herzschläge hören konnte, als säßen sie in meinen Ohren. Ich zitterte und mein Vater sagte: »Pssst, wenn du leise bist, werden uns die Grenzkontrollen nicht hören.«

      Darauf antwortete ich: »Nein, Papa, ich habe keine Angst vor den Grenzkontrollen. Ich habe Angst von dem Waldbären, dass er uns frisst!«

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