Das Tango-Verwirrspiel. Herwig Riepl
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Читать онлайн книгу Das Tango-Verwirrspiel - Herwig Riepl страница 11
»Na dann, wenn das so ist, will ich wegen dem aufregenden Vorhaben keine Bremse sein«, schmunzelt die Argentinierin.
»Das Problem bei den Anfängerpaaren ist, dass sie mit den Bewegungen und Posen nicht vertraut sind. Im Tangotanz spielen Frau und Mann miteinander. Das kann sehr erotisch aussehen und natürlich bei manchen Personen durchaus zur Eifersucht führen. Ich persönlich kann mich an drei Fälle erinnern, wo es zu Diskussionen kam, die teilweise lautstark beendet wurden. Zweimal waren es eifersüchtige Frauen, die nicht ertragen konnten, wenn ich oder die Chefin beim Vortanzen mit deren Partner ganz nah an ihr Gesicht kam und mit dem Bein langsam über seine Beine glitt. Einmal war es umgekehrt, da wir auch einen männlichen Tanzlehrer haben.«
»Können wir von den drei Paaren die Namen bekommen?«, fragt Andrea nach und sieht bereits, wie die Latina am Computer ein paar Eingaben macht und ein Blatt ausdruckt.
»Es gibt noch etwas, das hier manchmal passiert ist. Meist betrifft es ja die männlichen Schüler. Sie verlieben sich in die Chefin oder auch in mich. Roswitha ist hübsch, schlank, schwarzes wuscheliges, kurzes Haar, blaue Augen. Auch für mich sieht sie sehr reizend aus und wenn sie geschminkt, elegant gekleidet und in High Heels mit so einem Jüngling tanzt, da bekommt so mancher Schüler auch weiche Knie. Deren Partnerinnen, Ehefrauen oder Freundinnen gefällt dies sicher nicht immer. Auch Dietmar, ihr Mann sieht das nicht gerne. Mir selbst ist es egal. Ich bin überzeugte Single und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Viele Männer in Deutschland mögen den argentinischen Latino-Look«, sagt sie strahlend überzeugt zu beiden Ermittlern und deutet dabei an, dass sie durchaus mal nach dem Tangokurs auch noch mit einem Jüngling im Bett weiter tanzt.
»Ich muss dich trotzdem fragen. Wo warst du gestern um 17 Uhr?«, will Erik wissen.
»In München in einem Kino. Zusammen mit drei Freundinnen.«
»Da bin ich aber froh! Eine hübsche Verdächtige weniger!«, sagt der Däne schmunzelnd. »Trotzdem brauche ich die Namen deiner Freundinnen. Übrigens, ist jemand von dieser Namensliste jetzt anwesend?«
»Susanne und Martin Dorfler sind hier. Die Seehauser`s kommen später zu Roswitha´s fortgeschrittenen Kurs. Das dritte Paar, Hilde und Fritz Weberer hat im Streit den Tanzkurs vor einer Woche beendet.«
Nach der typischen Latino-Verabschiedung mit einer links rechts Kuss-Kombination begeben sich die Kommissare zurück in den Practica. Andrea erinnert sich natürlich sofort an den Weihnachtsurlaub in Uruguay, wo sie während der zwei Wochen mehr geküsst wurde, als in den letzten 20 Jahren zu Hause in Deutschland.
»Susanne und Martin Dörfler! Dürfen wir euch kurz sprechen«, fragt der Kommissar und stellt sich und die Kollegin vor.
Etwas erstaunt geht das Tanzpaar mit den Ermittlern mit ins Büro.
»Haben wir falsch geparkt?«, fragt die 23 jährige Frau etwas schnippisch. »Der Kurs ist nicht billig und wir werden nicht besser tanzen, wenn wir hier im Büro sitzen«, informiert sie die Ermittler gleich.
»Es geht auch ganz schnell. Ihr habt sicher schon gehört, gestern wurde auf Roswitha Steinberg ein Anschlag verübt. Habt ihr eine Ahnung, wer etwas gegen sie hat oder wer ihr das angetan haben könnte?«
Da beide nur den Kopf schütteln, fragt der Däne gleich weiter: »Susanne, ist es nicht so, dass du eifersüchtig warst oder bist, wenn die Lehrerinnen mit deinem Mann diverse Übungen und Tanzschritte vorführen.«
»Auf die bin ich doch nicht eifersüchtig«, meint sie recht kühl und lässig.«
»Wir haben aber gehört, dass es sogar lautstarke Auseinandersetzungen zwischen Ihnen und Ihrem Mann gab«, schaltet sich jetzt Andrea ein.
»Mei, wenn diese Tussi meint, meinem Schatz schöne Augen zu machen, muss ich halt auch einmal etwas lauter werden. Deshalb bin ich noch lange nicht eifersüchtig!«
»Wir haben ganz normal vorgetanzt, so wie sie es auch mit allen anderen Schülern zeigt. Du hast leider den Tango noch immer nicht richtig kapiert«, ermahnt der Ehemann seine Frau. »Wenn du so nervig weiter machst, ist es wirklich besser, wir hören damit auf.«
»Glaubst du, ich habe nicht gesehen, wie du ihr immer auf die Netzstrümpfe schaust, wenn sie solche getragen hat.«
»Du bist krank. Das habe ich dir schon mehrmals gesagt. Ich darf niemanden anschauen. Weder eine Frau an der Supermarktkasse noch die Nachbarin oder Bäckerin. Völlig egal. Du bist notorisch eifersüchtig. Ohne Grund!«
»Wo warst du gestern um 18 Uhr«, fragt der Hauptkommissar weiter.
»Keine Ahnung wo ich war? Mein Gott, zusammen mit meinem Mann.«
»Das glaube ich nicht? Ich habe bis 18 Uhr gearbeitet«, antwortet er verwundert.
»Du bist doch nur saublöd!«, sagt sie, verlässt das Büro und kurz darauf auch die Tanzschule. Ihr Mann schaut recht verdutzt, dann meint er: »Ah richtig, ich bin ja früher nach Hause gekommen. Wir waren zusammen. Kann ich jetzt gehen?«
»Kannst du, wenn du uns noch sagst, wo du arbeitest«, willigt der Däne ein.
»Ich bin Maler-Geselle und arbeite beim Seemeister hier in Fürstenfeldbruck.«
Dann geht er ohne sich zu verabschieden und greift sofort zu seinem Mobil-Telefon. Erik blickt seine Kollegin an, zuckt mit den Schultern und meint: »Jetzt ruft er mit seinem Hääändy seinen Chef an, dass er uns bei einer Befragung sagt, er ist gestern schon um 17 Uhr gegangen.«
Der Däne liebt es, das für ihn unsinnige deutsche Wort für Mobil-Telefon, welches englisch klingen soll, in die Länge zu ziehen und ein bisschen lächerlich zu machen.
Die Kollegin seufzt bedauernd: »Sieht leider danach aus. Ich glaube, ich brauche eine Zigarette« und zündet sich zugleich eine an.
»Sag mal, was hältst du davon, wenn wir hier eine versteckte Ermittlerin einschleusen? Ich befürchte ansonsten, hier werden wir nicht viel erfahren, aber als Tanzschüler könnte man auf wichtige Informationen stoßen.«
»An wen hast du dabei gedacht?«, fragt Andrea leicht skeptisch.
»An wen wohl? Unser blondes Nesthäkchen natürlich! Wer so sicher mit Stöckelschuhen gehen und sogar laufen kann, würde auch mit dem Tanzen klar kommen. Außerdem habe ich Lena schon einmal gesagt, das würde zu ihr passen. Und wer weiß, vielleicht findet sie wirklich wichtige Informationen und möglicherweise auch einen neuen Freund?«
Andrea überlegt und muss erkennen, dass diese Idee gar nicht so schlecht ist. »Du meinst, Lena findet dabei einen Stecher und lässt dich endlich in Ruhe!«, grinst sie. »Wir können sie ja fragen, dann kann ich einen Antrag stellen.«
»Lena braucht halt manchmal ein paar Streicheleinheiten«, sagt Erik, greift zu seinem Mobil-Telefon und meint: »Das werden wir gleich wissen …. Hallo Blondie, ich bin´s. Sag mal, hast du vielleicht Interesse, an einem Tangokurs für Anfänger teilzunehmen?«
»Wie kommst du auf diese Idee?«, hört er sie verwundert fragen.
»Als versteckte Ermittlerin, eingeschleust so zu sagen. Andrea hat gesagt, vielleicht findest du dabei auch einen Stecher und musst dich nicht dauernd an mich ran werfen.«