Prinzessin Arschloch. David Lowe

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Prinzessin Arschloch - David  Lowe

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blicken lassen, zählen nicht gerade zu denen, die eine große Zukunft vor sich haben.

      Anna selbst ist nur einmal da gewesen. Gut kann sie sich noch daran erinnern, wie sie sich zum Deppen gemacht hat, als sie vor lauter Rauch in die falsche Toilette gegangen ist. Als sie sich damals in ihrer Kabine eingeschlossen hat, brauchte sie aber ein paar Minuten, um zu realisieren, dass da irgendetwas schief gelaufen ist. Seit diesem Erlebnis schaut sie immer zweimal nach, bevor sie eine öffentliche Toilette betritt.

      Aber was ist das? Anna hört einen Schlüssel aus der Diele, der wohl in die Haustür eingeführt wird. Ist das etwa dieser Tom? Doch nein. Mit einem „Bin wieder da!“ betritt Alex ihre Wohnung, um nach drei Schritten Richtung Schlafzimmer festzustellen, dass sie entweder in ein Paralleluniversum eingetreten ist, in dem die Zeit stillsteht, oder Anna sich in den vergangenen zwanzig Minuten keinen Millimeter bewegt hat.

      Als beide eine Stunde später nun endlich bereit sind, umgezogen die Wohnung zu verlassen, ist es nun schon zweiundzwanzig Uhr. „Zum Downtown Club sind es nur zehn Minuten zu Fuß. Da brauchen wir kein Taxi“, plaudert Alex wild auf Anna ein.

      Nachdem es tagsüber ziemlich heiß war, kühlt es jetzt so langsam ab. Ein frischer Sommerwind bläst Anna ins Gesicht und sie schließt kurz ihre Augen. „Komm schon, Pünktchen, nicht einschlafen“, zerrt Alex Anna weiter die Straße entlang. Es ist Freitagabend und allein auf den ersten hundert Metern kommen ihr mehr Menschen entgegen, als sie üblicherweise in Untermoscheln an einem ganzen Tag begegnet.

      Sie zupft an ihrem beziehungsweise Alex‘ Rock, der ständig nach oben rutschen will. Für ihre Begriffe ist dieser Rock eh viel zu kurz. Das weiße Oberteil, auf welches sie sich mit Alex einigen konnte, lässt nicht viel Spielraum für die Fantasie. Dabei ist es noch das harmloseste Oberteil gewesen. So richtig wohl fühlt sie sich in ihren Leihklamotten nicht.

      Einzig bei den Schuhen konnte Anna ihren Willen durchsetzen. Lächelnd schaut Anna auf ihre roten Chucks und freut sich, wenigstens eine Konstante im Leben behalten zu haben.

      Die roten Highheels waren ihr nicht geheuer. Allein die Vorstellung, diese heute Abend zu tragen, verursacht bei Anna schon einen gedanklichen Bänderriss.

      Memo an Anna, denkt sie sich: Morgen wird erst einmal geshoppt. Auf Dauer will sie so nämlich nicht herumlaufen müssen. Wenigstens kennt sie hier keiner, geht es Anna durch den Kopf, während die beiden in ein noch belebteres Viertel eintauchen. Bars mit Neonreklame, schicke Restaurants und weniger schicke Kioske reihen sich aneinander. Überall stehen gut gelaunte Leute, die sich anscheinend auf ihr Wochenende freuen.

      Bei näherer Betrachtung fällt Anna auf, dass sie mit ihren Klamotten gar nicht so heraussticht, wie sie anfangs vermutet hat. Nur ihre Ponyfrisur kann sie bisher nirgendwo entdecken. Wenn sie ehrlich ist, kann sie sich Erikas Friseursalon in dieser hippen Gegend auch nicht vorstellen. Apropos Erika: Den Rabat t für den z ehnten Bes uch auf ihrer Kundenkarte wird sie jetzt wohl nicht mehr einlösen können.

      „Siehst du da drüben die lange Schlange? Da ist der Downtown Club.“ Alex klingt nun noch aufgedrehter. Anna fragt sich, ob das an der Vorfreude oder der halben Flasche Sekt liegt, die sie sich während der privaten Modenschau gegönnt hat.

      Während die beiden Freundinnen vor dem Club warten und ihnen die laute Musik entgegen dröhnt, steigt Annas Aufregung stetig. Nach einigen Minuten steht das Gespann auf einmal vor einem zwei Meter großen Muskelschrank, der sie von oben bis unten kühl mustert. Für die Fertigstellung seiner Frisur ist wohl die ganze Packung Gel drauf gegangen, denkt Anna und fängt an zu schmunzeln. Abgerundet wird sein Outfit von einem weißen Muskelshirt und einer engen Lederhose.

      Als er Alex erkennt, löst sich seine versteinerte Miene. „Hey, Zuckerbienchen, lange nicht mehr gesehen. Habe gar nicht mitbekommen, wann du gestern abgedampft bist.“

      „Kennst mich doch. Immer unterm Radar“, sagt Alex und zwinkert dem Muskelberg schelmisch zu.

      Gestern war Donnerstag, denkt sich Anna und schaut ungläubig zu Alex hinüber. „Wer ist denn deine hübsche Freundin?“, wendet sich der Türsteher nun Anna zu, die sich daraufhin interessiert umschaut, wen er wohl meinen könnte. Oh, wie peinlich – anscheinend hat er wohl sie gemeint.

      „Das ist meine alte Schulfreundin Anna. Sie ist heute in Berlin angekommen.“ Alex drückt Anna fest an sich.

      „Tja, Zuckerbiene, wenn du noch einen Platz zum „Schlafen“ brauchst, in Broncos Armen ist immer Platz für eine süße Maus wie dich.“ Und erneut mustert er Anna von oben bis unten, aber nun eher wie ein Raubtier, das sich sein nächstes Mittagessen ansieht.

      Anna wird plötzlich ganz anders. Sie weiß nicht, was sie gerade mehr anwidert: die Gänsefüßchen, die Bronco mit seinen Riesenpranken bei dem Wort „Schlafen“ gemacht hat oder der Blick, den er ihr danach zugeworfen hat. Mal ganz abgesehen davon, dass er anscheinend alle Frauen hier als Zuckerbienen betitelt.

      „Bronco, du bist unmöglich“, gibt Alex diesem darauf kopfschüttelnd zurück und zerrt Anna an ihm vorbei Richtung Eingang. Schweigend gehen die beiden eine enge Treppe hinunter und erreichen den Hauptsaal. Vor ihnen tummeln sich jede Menge cooler Leute, die losgelöst zur Musik tanzen. „So, jetzt sind wir in Sicherheit. Sorry dafür. Der Typ ist echt unmöglich“, entschuldigt sich Alex energisch. Anna, noch sichtlich verwirrt von der Begegnung der dritten Art, winkt lächelnd ab. „Idioten gibt es doch überall.“ Auch wenn sie solch ein Exemplar in freier Wildbahn noch nicht gesehen hat.

      „Auf den Schock trinken wir erst einmal einen“, schlägt Alex vor und zieht Anna hinter sich her zu einer Bar auf der anderen Seite. Hinter der Bar steht ein Regal mit diversen Flaschen in den buntesten Farben. Darunter hantieren drei gut gelaunte Barkeeper, die mit den Gästen plaudern und Behälter aus Aluminium schütteln. Alex steuert den mittleren der drei an und winkt diesem zu. Den scheint sie wohl auch zu kennen, denkt sich Anna. Schnell zupft sie Alex am Arm, bevor sie eine Bestellung abgeben kann: „Für mich nur eine Cola, bitte.“

      „Ja ja, ich weiß“, entgegnet Alex beruhigend. Kurze Zeit später steht Anna mit einer Cola an der Bar und Alex mit einem grünlichen Getränk mit Strohhalm, in dem aber kaum Alkohol sei, wie sie Anna zweimal beteuert. Nun machen sie sich auf den Weg zur Tanzfläche. Mittlerweile wird Anna lockerer. Das Tanzen tut ihr richtig gut. Einfach mal abschalten. Alex ist schon eine Wucht, stellt Anna fest und ist froh, nach Berlin gekommen zu sein. Die Zeit vergeht wie im Flug.

      Diverse Songs, Colas und grüne Getränke mit Strohhalm später verschwindet Alex angeheitert Richtung Toilette. Zehn Minuten. Fünfzehn Minuten. Keine Alex in Sicht. Ob sie unterwegs verloren gegangen ist?, fragt sich Anna besorgt. Gerade als sich Anna aufmachen möchte, um nachzusehen, was auf zehn Metern Weg passiert sein kann, erscheint Alex wieder auf der Tanzfläche. Doch nicht allein! An ihrer Seite klebt ein 1,70 Meter großer, hagerer junger Fast-Mann, der wie ein vielversprechender „Jugend Forscht“-Teilnehmer wirkt. Seine Hornbrille ist leicht verrutscht und das, was in seinem Gesicht an Flaum vorhanden ist, soll wohl mal ein Bart werden. Gekrönt wird das Gesamtkunstwerk durch zu hoch gezogene Hosenträger. Kurz gefasst: Steve Urkel hat wohl doch einen verlorenen Zwilling.

      „Hallo, ich bin Cornelius“, stellt sich der Fast-Mann leicht verlegen vor und streckt Anna die Hand entgegen. Einen viel zu laschen Händedruck später zieht Alex Anna kurz zur Seite und flüstert ihr ins Ohr: „Der Wahnsinn, der Typ – ist der nicht heiß?“

      Alex strahlt Anna erwartungsvoll an. Doch diese blickt Alex nur verdutzt und vollkommen perplex ins Gesicht. In diesen grünen Cocktails muss wohl doch etwas mehr Alkohol gewesen sein als angekündigt, denkt Anna kritisch. „Bist du sicher, dass alles bei dir in Ordnung ist?“, fragt sie sorgenvoll.

      „Ehrlich

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