Prinzessin Arschloch. David Lowe

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Prinzessin Arschloch - David  Lowe

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stehe.“ Nun ist Anna komplett verwirrt. Gedanklich versucht sie sich zurückzuerinnern, wann Alex jemals etwas von einer Leidenschaft für seltene gezackte Papierschnitzel erzählt hat. Oh! Jetzt hat sie es auch gerafft. Briefmarken…

      „Oh ja, verstehe“, gibt Anna zurück und schaut ungläubig zu Cornelius hinüber. Zu Annas Verwunderung hat dieser denselben Gesichtsausdruck. Beide scheinen nicht glauben zu können, was gerade passiert. „Kann ich dich hier wirklich alleine lassen?“ Alex blickt Anna mit großen Rehaugen an und hält ihr die Schlüssel unter die Nase. „Ich komme schon zurecht. Ich trinke noch eine Cola und mache mich dann auch langsam auf den Heimweg.“ Nach einer innigen Umarmung reicht sie auch Cornelius die Hand. Dieser scheint im Laufe des Gesprächs noch etwas blasser geworden zu sein. Wahrscheinlich realisiert er gerade, dass das Ganze doch kein Aprilscherz ist. Burschikos führt Alex ihren Hauptgewinn wie einen gewaltigen Teddy von einer Losbude im Arm Richtung Ausgang.

      Wie spät ist es eigentlich? Anna kramt ihr Handy aus der Handtasche, um nach der Uhrzeit zu sehen. Entsetzt starrt sie auf das Display. Zwanzig Anrufe in Abwesenheit. Alle vom selben Anrufer. Nils. Genervt legt sie das Handy zurück in ihre Tasche, ohne auf die Uhr gesehen zu haben.

      Scheiße, Anna! Jetzt stehst du hier allein in einer fremden Stadt in einem überfüllten Nachtclub, ohne Mann und ohne Job. Läuft auf jeden Fall bei dir, denkt sich Anna nicht ohne eine Spur von Galgenhumor. Jetzt bloß nicht wieder herunterziehen lassen, ermahnt sie sich, während sie sich durch die Menschenmenge Richtung Bar begibt.

      Dort angekommen, fällt ihr eine große, mit grüner Neonkreide beschriebene Schiefertafel ins Auge: „Das unschuldige Einhorn. 2 zum Preis von 1.“ Ach komm, Anna, zur „Feier des Tages“ kannst du dir einen alkoholfreien Cocktail gönnen, sagt sie sich und winkt dem Barkeeper schüchtern zu. Kurze Zeit später stehen zwei übergroße Cocktailgläser mit Früchten am Rand und Schirmchen in der Mitte vor ihr. Na dann Prost, denkt sie sich. Noch durstig vom Tanzen kippt Anna den ersten Cocktail wie ein Glas Wasser nach dem Sport auf Ex herunter. Lecker! Hätte sie gewusst, dass alkoholfreie Cocktails so gut schmecken, hätte sie schon öfter welche getrunken.

      Um sicherzugehen, dass der zweite Cocktail nicht „kalt“ wird, wendet sich Anna daraufhin diesem zu. Geschafft, stellt Anna zufrieden fest und reißt triumphierend die Arme hoch. Hoppla. Vom Schwung ihrer eigenen Arme mitgerissen, hat sie fast das Gleichgewicht verloren. Kurz verwirrt hält sie sich an der Kante der Theke fest und fängt an zu kichern. Eigentlich wollte sie ja jetzt nach Hause, aber das unschuldige Einhorn hat es ihr wirklich angetan.

      „Noch ein unschuldiges Nashorn, bitte“, ruft sie dem Barkeeper zu. Dieser blickt zunächst verdutzt, realisiert aber schnell, was Anna gemeint hat, und nach wenigen Minuten stehen zwei weitere Cocktails vor ihrer Nase. Überzeugt, auch diese genauso schnell wie die ersten beiden erledigen zu können, schwingt sie sich auf einen silbernen Barhocker. Anna schaut euphorisch auf die Theke vor sich. Hat er ihr versehentlich vier Cocktails serviert? Ach nee, sind doch nur zwei. Anna kichert erneut, um dann, diesmal den Strohhalm ignorierend, komplett mit der Nase im Glas zu verschwinden.

      Während ihr diverse Cocktailfrüchte im Gesicht kleben, beginnt Anna den heutigen Tag zu rekapitulieren. Eine Szene geht ihr immer wieder durch den Kopf. Hat sie sich wirklich dafür entschuldigt, dass sie ihren Freund beim Fremdgehen erwischt hat? Andere hätten ihn zur Rede gestellt, eine Szene gemacht und diversem Porzellan ein Ende bereitet. Und was macht sie? Sie entschuldigt sich! Beim nächsten Mal kann sie den beiden ja im Dienstmädchenoutfit noch Frühstück ans Bett bringen. „Haben die Herrschaften wohl genächtigt?“, spricht Anna den Satz mit verzogener Miene in bester Imitation eines englischen Butlers vor sich hin.

      So langsam kommt sie richtig in Fahrt. Starr blickt sie geradeaus ins Nichts, während sich ihre Hände zu Fäusten ballen. Wenn Blicke töten könnten! Wie versteinert sitzt Anna auf ihrem Hocker, während ihre rechte Hand in Zeitlupe Richtung Gesicht fährt, um dort mit einer zurückgebliebenen Ananas abzurechnen.

      Wütend beißt sie in die Cocktailfrucht. Erst einmal an die frische Luft! Anna hüpft etwas übermütig vom Barhocker. Torkelnd verliert sie das Gleichgewicht und stürzt in zwei helfende Arme. Noch im Rettungsgriff verharrend, starrt Anna an die alte Stuckdecke des Clubs. Nicht nur die glitzernde Discokugel, sondern der ganze Laden scheint sich zu drehen. Langsam und vorsichtig wird sie von den helfenden Armen aufgerichtet und an beiden Schultern fixiert.

      „Hoppla, meine Liebe. Aber ist ja nichts passiert“, tönt eine charmante Stimme in ihrem Rücken. Nachdem Anna sich gefangen hat, dreht sie sich langsam um. Die Stimme und die helfenden Arme gehören zu einem dunkelhaarigen, sportlichen Typen in einer braunen Lederjacke. Dieser lächelt sie freundlich durch einen Dreitagebart an und deutet auf ein zerbrochenes Glas am Boden. „Da hole ich mir wohl eine neue Cola. Pass beim nächsten Mal einfach besser auf“, zwinkerte er Anna zu.

      „Wie bitte?!“ Perplex schaut Anna in zwei dunkelbraune Augen.

      Das war zu viel. Erst soll es ihre Schuld sein, dass sie im Rennen um ihren Job gegen Jakob verliert. Dann ist es angeblich ihre Schuld, wenn sie daraufhin zu früh nach Hause kommt, um ihren Freund mit der vertrottelten Janine im Bett zu erwischen. Und NUN ist es also auch noch ihre Schuld, wenn dieser Zac-Efron-Verschnitt für Arme sie von hinten anrempelt und dann seine Cola nicht halten kann!

      Anna stemmt ihre Hände in die Hüften und nimmt so eine kampfbereite Pose ein. „Ich soll aufpassen? Bei Dir piept’s wohl!“, eröffnet Anna den Kampf und deutet, den Abstand falsch einschätzend, mit dem ausgestreckten Zeigefinder in das Gesicht des „Retters“.

      Es fehlt nicht mehr viel und Annas Finger würde Bekanntschaft mit dem Innenleben seiner Nase machen. Gong! Ring frei zur ersten Runde. Sichtlich verwundert, welche Wendung seine Rettungstat genommen hat, entgegnet der Helfer in Lederjacke: „Ich glaube, du hast ein wenig zu viel getrunken, Kleines. Du solltest besser nach Hause gehen.“

      Anna läuft rot an. „Ich, betrunken? Du tickst ja nicht sauber. Ich habe noch nie Alllohol getrunken!“ Anna schwankt hierbei leicht von rechts nach links. „Du hast zu viel getrunken. Überhaupt war das deine Schuld. Du bist genauso schuld wie das schuldige Nashorn da.“ Anna deutet auf die inzwischen leere Theke.

      Realisierend dass dieses Gespräch keinen Sinn ergibt, verabschiedet sich der Fremde an das andere Ende der Bar. Richtig in Fahrt gekommen, erweitert Anna ihr Feindbild auf die gesamte Männerwelt. „Ihr seid doch alle gleich! Wir Frauen tun alles für euch. Und am Ende betrügt ihr uns mit eurer „platonischen“ Janine, mit schlechtem Vasengeschmack. Wer unter Fünfzig schenkt den bitte einem Freund eine Vase? Wisst ihr denn überhaupt, was platonisch heißt?“

      Mittlerweile vor einem kleinen, sichtbar amüsierten Publikum performend, bemerkt Anna die Abwesenheit ihres Kontrahenten nicht. Dieser erscheint nach wenigen Minuten mit einem weiteren unschuldigen Einhorn in der Hand zurück im Ring.

      „Hör mal zu, Kleines. Nimm es nicht persönlich, aber ich kann schon verstehen, warum dein Freund dich betrogen hat. Hier noch einen Drink auf mich, Prinzessin Arschloch!“

      Sprachlos bleibt Anna mit dem Einhorn in der Hand zurück, während der edle Spender sich lächelnd umdreht und verschwindet. So langsam wenden sich auch die letzten Schaulustigen von der Szene ab und wieder ihrem eigenen Treiben zu.

      „Prinzessin Arschloch? Du bist eine Prinzessin Arschloch, du Arschloch“, lallt Anna, während sie den Cocktail ansetzt, um ihn mit einer dramatischen Bewegung herunterzukippen. Als sie fertig ist, liegt die Hälfte der Cocktailfrüchte auf dem Boden. Oh, das war wohl ein Schluck zu viel. Das, was soeben hereingezwungen wurde, möchte nun auf direktem Wege wieder heraus. Panisch stellt sie das leere Glas auf der Theke ab und hastet Richtung Ausgang. Sie rempelt sich durch die Menschenmenge bis zur Eingangstreppe, während sich ihr Mund langsam mit einem Cocktail der anderen Art

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