Papa, wie sieht der Mond von hinten aus?. Gerd Samson
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Im Winter wirbelten Rabenschwärme wie verbranntes Laub aus unserem Kamin in der Luft. Wildgänse eskortierten erste winterliche Schneeflocken. Sie sehen dann aus wie Regentropfen im Hermelinen. Und der Mond watete durch die Nacht und webte Silberfäden in die Felder. In der Dämmerung tanzten die Bäume Ballett und die Pappeln erinnerten an eine Reihe angespitzter Bleistifte. Die Äste dienten den Spatzen als Turnhalle. Man braucht keine Lieblingsjahreszeit, aber Herbst wird es nur weil vorher Frühling war. Es genügt, sich an den Unterschieden zwischen ihnen zu erfreuen und beglücken.
Bei den vielen Regatten die wir gesegelt sind, gab es häufig nur einen Trostpreis und viel Trost in Form vom „Malteser“. What shells. Daran war nicht mein Freund Prof. Ebo Böhle schuld, mein Vorschotmann, der eigentlich immer die Ruhe behielt, auch bei der steifsten Brise.
Alleine der Start, wenn die gesamte Regattaflotte wie eine Weiße Wolke auf den Startwind wartete, und die Segel sich dann nach dem Startschuss, in der auffrischenden Brise in die Brust warfen, war ein full power Erlebnis.
Freude schreibt man so:
F R E U D E
Majestät
Unvergessen ist auch meine Zeit als „Majestät“, Schützenkönig der Bünder Schützengesellschaft. Ein Karnevalsprinz am Rhein, wie mein Patenonkel aus Bonn, ist etwas ganz anderes. Da wird mit Kamelle gefeuert und mit etwas Glück hast du auch getroffen. Eine Garde mit Pappkameraden hatte ich nicht, dafür eine junge, hübsche Königin. Ich bin bekanntlich halb Rheinländer und halb Bünder Westfale und darum nur halb jeck.
Ein Schuss, eine Sandvontaine, Bumm, eine zwölf, König , und 10 neue Freunde. Ein Schuss ins Blaue und man trifft ins Schwarze. Wer einmal trifft ist noch kein echter Schütze. Bei der Bundeswehr, ich war bei Luftwaffe, den Fliegern, dort hieß es nur im Kommandoton:
„Flieger Samson stillgestanden“
Jetzt konnte ich „Stillgestanden“ befehlen.
Die Schützenbruderschaften gibt es seit dem Mittelalter. Aber so lange war ich nicht dabei. Meine Schützenbrüder sind harmlose Folkloristen in Uniform und durchweg liebe und nette Menschen. Allerdings, bei manchen ist die „Krone“ eine Kopfbedeckung, die den Kopf überflüssig macht und (Seepferdchen) Orden ein kostensparender Gegenstand, der es ermöglicht, mit wenig Blech viel Eitelkeit zu befrieden. Wir können nicht alle Helden sein, irgendwer muss Denen auch zujubeln und die Zacken die aus der Krone gefallen sind wider aufsammeln. Ein Degradierung bei den Schützen ist schlimmer als eine Hinrichtung. Aber wer über den Dingen steht kann darüber lächeln. Das soll jedoch nicht abwertend sein.
Ich möchte die Zeit nicht missen und behalte immer ein Lächeln im Gesicht wenn ich daran zurück denke.
Alleine der große Zapfenstreich im Park mit viel Zuschauern aus der Bevölkerung in der beginnenden Dämmerung, mit dem stimmungsvollen Bild der Fackelträger rund um die angetretenen Kameraden, den ich als König, nach Meldung durch den Major: „melde gehorsamst,“ erleben durfte, erzeugt bei mir in der Nachbetrachtung immer noch ein wohliges, glückliches Gefühl der Freude.
Alle vier Wochen ein Stammstich mit den Freunden der flüssigen Ernährung. Eine Einrichtung in der bei parallellaufenden Konsum von Alkohol zwanglose Dinge des öffentlichen Lebens besprochen werden. Eine moderne Party mit wichtigen Themen, die Vorstufe zur Weisheit so zu sagen mit Selbstverwirklichung, Selbstbestätigung, Sprücheklopfen, Witz erzählen, Pillepalle, Selbstdarstellung und Hosenbandorden. Das „Pferd“ scharrte dann später nur noch selten mit den Hufen. Es wieherte öfter auf den Korridoren der Amtsschimmel. Ab und zu spielte ein Leierkastenmann.
Wenn du zu spät zum Kommers gekommen bist, so war es die selbe Lage, wie bei einem, der in ein Karussell steigen will, das sich bereits dreht. Überholen kannst du sowieso dann nicht mehr.
Aber ein Balla Balla König war ich nicht. Das war nicht meine Domäne. Ich legte keinen Wert auf Schießpreise. Wir hatten dafür ein spezielles Maskottchen. Bei uns stand immer ein Pferd auf dem Flur, denn irgendeiner erzählte immer was vom Pferd.
Ein Königreich für ein Pferd. Nur Insider kennen dieses Pferd, es wurde allerdings nicht wie bei dem Römischen Kaiser Caligula von uns zum Senator erhoben. Wenn man heute noch laut in die Runde meiner Freunde rufen würde Live ist Live dann würden noch viele mit mananana antworten und bei Hölle, Hölle, Hölle anfangen zu wippen. Ach du lieber Herr Gesangverein. „Fire together – wire together“ war das Motto. Und die Anderen, das sind dann die, die den nützlichen Kontakt mit den Freunden verlieren, oder ganz abbrechen, weil sie glauben das es ihrem momentanen Prestige schaden könnte. Viele erkennen zu spät, daß man auf der Leiter des Erfolges einige Stufen überspringen kann, aber immer nur beim Hinuntersteigen. Zum Tanzoffizier hat es dann später, leider nicht mehr gereicht. Adieu mein kleiner Gardeoffizier adieu, adieu und vergiss mich nicht …………… Trommelwirbel Narhallamarsch und Abgang. Aber wenn tanzen so einfach wäre, würde es Fußball heißem.
Denken, nachdenken, nachdenklich werden.
Ein Höhepunkt einer Reise die wir in den vielen Jahren mit unserem „Hof“ unternommen haben war die Silvester Feier 1989-2000 in Berlin, mit dem Besuch der Berliner Philharmonie und Carmina Burana von Carl Orff. Unser gemeinsamer Freund, Hermann Menninghaus, spielte in dem Orchester der Berliner Philharmoniker die zweite Geige. Nach dem Konzert gingen wir alle in eine typische Berliner Eckkneipe. Hermann geigte uns schwungvoll, emotionsvoll und ein bisschen weinselig, übermannt von den Ereignissen der letzten Tage, um 24 Uhr, von 1989 in ein aufregendes neues Jahrzehnt.
Du erinnerst dich 9. Oktober 1989. Wir waren alle bei unserem Freund Albert zum 50 Geburtstag eingeladen Eine Nacht voller Tränen, Träume und mit emotional empfundener ehrlichen Freude. Der Fall der Schandmauer!!
Jede neue Geschichte braucht einen Anfang und hat viel mit Gefühl zu tun. Jahreswechsel 1989-1990. Die Zeiten- und Seitenwende. Einen Teil der Schand-Mauer habe ich voller stolz selber gespechtet und als Erinnerung und Trophäe mit nach Hause genommen.
Viele, viele male bin ich ich durch die Schikanegrenze gefahren und etliche Male durch die Mauer der Schmach noch Ost Berlin gelaufen. Mit dem kleinen Stück Stein habe ich mich ein wenig als Sieger gefühlt. Für mich war es als „Berliner“ ein Jahrhundert Ereignis. Silvester 89 90 vor der Gedächtniskirche in Berlin. Eine großer Verbrüderung mit den Ossi – sapiens. Eine große Love Parade. Nicht zu toppen! 1. Januar 1990 11.30 Uhr, unternahmen wir mit unseren Freunden einen Spaziergang von West nach Ost durch das Brandenburger Tor. Wir empfanden große Demut, aber auch ausgelassene Lebensfreude und ich tiefer Erinnerungen an die „Halb-Stadt.“ Der Untergang der DDR war für mich eines der schönsten Erlebnisse eines freiheitsliebenden Menschen.
Ja, ich empfand es so.
„I`ve been looking for Freedom“
Wind of change
„We have joy we have fun we have seasons in the sun, but the wine and the song like the season have all gone!!!“
Ja, viele Wochenenden mit Sonnenschein. So manche eine Brauerei haben wir an den Rand einer Niederlage gekattert. Durststrecke wurde von uns als „den Weg zwischen zwei Kneipen“ definiert. Wenn wir immer nur Wasser gepichelt hätten, wären vielleicht nette Gespräche dabei herausgekommen, so wurden es immer tolle, zum Teil ausgelassene Pyjama Partys. Unser kleinster Kümmerling hatte schon mal die größte Standfestigkeit. In dubio Prosecco. Zum Glück hatten wir immer einen Meister dabei, einen vom