7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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Schneewehe. Auch dahinter ist die Spur nicht mehr zu sehen. Ihm kommt langsam zu Bewusstsein, dass er ein Narr war. Nur ein Narr kann für fünfzig Dollar an so einer höllischen Verfolgung teilnehmen, die unter Umständen in der Hölle endet. Vielleicht erfrieren sie irgendwo, ohne die Banditen zu Gesicht bekommen zu haben.

      „Kommen Sie neben mich!", schreit der Marshal über die Schulter. „Wenn man nicht einmal reden kann, frieren mir noch die Lippen zu!"

      Bill treibt sein Pferd neben den Marshal.

      „Sie haben mit dem Mädchen gesprochen, nicht wahr?", fragt Tetley.

      „Ja."

      „Was hat sie erzählt?"

      „Sie will zu ihrem Onkel. Einem Rancher in Colorado."

      Tetley lacht grimmig auf.

      „Verfluchtes Weib", schnaubte er. „Jedesmal eine andere Geschichte. Vor Cheyenne erzählte sie einem Mann, sie würde in Colorado einen Minenbesitzer heiraten. Sie ist aus meiner Gegend. Grand Island. Und wissen Sie, was sie ist?"

      „Keine Ahnung."

      „Ein Tanzgirl. Manchmal hätte ich sie deshalb bedauert. Aber sie hatte immer zu sehr den großen Rand." Tetley spuckt grimmig in den Schnee und starrte wieder nach vorn.

      „Los, erzählen Sie was!", zischt er nach einer Weile.

      „Ich weiß nichts."

      „Woher kommen Sie?"

      „Das ist uninteressant, Tetley. Außerdem tun mir die Zähne weh, wenn ich den scharfen Wind in den Mund bekomme."

      Tetley zügelt sein Pferd mit einem heftigen Ruck und duckt sich im Sattel zusammen. Bill wartet auf eine schrille Erwiderung, aber Tetley hebt plötzlich die Hand.

      „Dort brennt Licht", sagt er. Sein Arm schiebt sich langsam nach vorn. Bill dreht den Kopf und späht scharf durch das weiße Treiben. Unwirklich sieht auch er nun einen Schimmer durch die Dunkelheit dringen.

      Tetley springt ab, und Bill Jackson folgt seinem Beispiel. Er denkt daran, dass die Banditen nur einen kurzen Vorsprung hatten. Wenn sie wirklich dort vorn sind, wo das Licht brennt, so können sie erst angekommen sein.

      „Schön langsam jetzt", sagt Tetley. „Sie rechnen bestimmt nicht mit uns."

      Ihre Schritte knirschen durch den Schnee. Je näher sie kommen, umso deutlicher ist der Lichtschein zu sehen. Bill wundert sich, wie gut der Marshal sehen kann.

      Dann erkennt er eine Hütte zwischen zwei hohen Eisenholzbäumen. Ein paar niedrige Föhren stehen dahinter.

      Tetley ist wieder stehengeblieben. Er nimmt Bill die Zügel aus der Hand und knotet sie mit denen seines Pferdes zusammen.

      „Wenn wir Pech haben, laufen uns die Pferde fort", raunt Tetley ihm zu. „Aber da vom finden wir frische Pferde. Also los!"

      Langsam gehen sie näher auf die Hütte zu. Sie sind fast bei dem einen Eisenholzbaum, als eine Tür knarrend aufgestoßen wird und eine Lichtbahn bis zu den Föhren fällt. Ein Mann taucht auf.

      Tetley greift nach Bills Arm, während er den Colt aus dem Halfter zieht.

      „Also dann, Freunde!", hören sie den Mann vor der Tür sagen. „Ich hoffe, ihr seid damit zufrieden. Es war meine Idee und mein Trick. Und ich habe euch dafür fair bezahlt."

      „Schon gut, Dale", sagt eine Stimme aus der windschiefen Hütte heraus. „Du brauchst keine Angst zu haben, dass wir nach Hassel Junction kommen und mehr haben wollen. Aber wenn du nichts dagegen hast, wenden wir deinen Trick irgendwann noch einmal an."

      Bill versucht, den Mann vor der Hütte im ungewissen Licht zu erkennen, aber es gelingt ihm nicht. Er sieht nur die Umrisse und einen großen Hut, den sich der Mann anscheinend bis tief über die Augen gezogen hat.

      In diesem Augenblick wendet sich der Mann ab.

      „Halt!", schreit Tetley.

      Der Mann zuckt zusammen.

      „Hände hoch!", donnert der Marshal.

      Da ist der Schatten aus der Lichtbahn verschwunden. Ein Fluch dringt aus der Hütte. Das Licht geht aus. Mit einem donnernden Grollen entlädt sich Tetleys Revolver.

      Bill steht einen Moment vom grellen Mündungsblitz geblendet und kann nichts sehen. Er spürt seinen Colt in der Hand, hört einen brüllenden Abschuss neben sich und das Sirren einer Kugel. Ein höhnisches, verzerrtes und unwirklich klingendes Gelächter vermischt sich damit.

      Dann ist für einen Moment Hufschlag im dämpfenden Schnee zu hören. Ein Pferd schnaubt. Wieder das Krachen eines Schusses. Das Pferd ist nicht mehr zu hören.

      Bill spürt, wie Tetley ihn nach links drängt. Er rutscht im Schnee und prallt mit der Schulter gegen die Rinde des Eisenholzbaumes. Sein Colt zuckt im Rückstoß. Mit einem hellen Pochen frisst sich seine Kugel in die morschen Fichtenstämme der Hüttenwand.

      „Alle Teufel!", ruft jemand.

      „Hebt die Finger hoch und kommt heraus!", schreit der Marshal hinüber.

      Die Antwort ist eine Schussfolge. Neben Bill kratzt ein Geschoss an der Rinde entlang und schleudert ihm etwas davon ins Gesicht. Er schießt zurück, hört einen Fluch und dann nach dem dritten Schuss einen langgezogenen Schrei.

      „Der hat keine Sorgen mehr", schnauft der Marshal und schiebt frische Patronen in die Trommel seines Colts. „Haben Sie gehört, was der andere sagte?"

      „Ja."

      „Den kaufen wir uns auch noch. Hassel Junction ist in Colorado. Hat Ihnen Kate Solar nicht gesagt, dass ihr Onkel dort seine Ranch hat?"

      „Das Mädchen aus dem Zug?"

      „Ja."

      „Das hat sie gesagt."

      „Na also. Alle ihre Geschichten enden in Hassel Junction. Wahrscheinlich ist das das einzig Wahre daran. Würde mich nicht wundern, wenn wir sie dort treffen."

      Tetley schießt wieder auf die Hütte. Von dort krachen Gewehre.

      „Hinlegen!", schreit der Marshal.

      Bill lässt sich in den Schnee fallen. Vor ihm wird von einer Kugel eine Fontäne in die Höhe gerissen. Er schießt wieder auf die Hütte, rollt sich dann einmal um seine eigene Achse und liegt hinter dem Eisenholzbaum.

      Eine Serie Schüsse tackt aus dem Fenster. Dann knallt irgend etwas.

      „Sie wollen abhauen!", schreit Tetley und springt auf.

      Bill folgt ihm. Sie hasten auf die Hütte zu. Pferde schnauben. Schattenhaft sieht Bill ein Pferd auftauchen. Ein Reiter sitzt auf dem Rücken. Er hebt den Colt, als Tetley neben ihm schon schießt. Der Mann fällt zu Boden. Tetley rennt hinter dem Pferd her und hechtet nach den schleifenden Zügeln.

      Bill dreht sich um und sucht nach einem zweiten Reiter, aber er sieht keinen mehr.

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