7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу 7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter - Pete Hackett страница 17
„Wollen Sie die Pferde alle mitneihmen? Ich würde Ihnen ein paar davon abkaufen. Jetzt im Winter ist die Armee ein dankbarer Abnehmer."
Bill blickt auf die Berge. Hinter den ersten Gipfeln scheint eine senkrechte Schneewand zu stehen.
„Ich glaube, ich werde sie besser mitnehmen", sagt er. Suchend hält er nach einem Saloon Ausschau. Er denkt daran, dass es besser ist, wenn er den nächsten Morgen abwartet. Er wird oft genug im Freien kampieren müssen.
„Heute ist Weihnachten", sagt der Storekeeper.
Bill, der schon absteigen wollte, lässt sich wieder in den Sattel fallen.
„Weihnachten?", fragt er verblüfft.
„Ja. Das wird hier in Central City sehr nett gefeiert. Hier leben viele Männer, die noch in Europa in die Schule gingen."
„Ach so. Dann werde ich besser reiten."
„Das ist aber nicht nötig."
„Ich glaube, doch", beharrt Bill. „Weihnachten ist ein Fest der Familie. Einen einsamen Mann erinnert es nur daran, wie einsam er ist." Kratzig schnalzt er mit der Zunge.
Kopfschüttelnd blicken ihm die beiden Männer nach.
*
Zwei Tage später rutscht sein Pferd ab und drängt Tetleys Braunen mit sich in den Abgrund.
Bill Jackson rettet sich durch einen Seitensprung und kann sich an einem Busch mit durchgefrorenen Händen festhalten.
Steine poltern in die Schlucht hinunter. Ein markerschütterndes Wiehern schallt zur Bergschulter herauf.
Die drei anderen Pferde drängen zurück. Hastig springt Bill auf und hält sie fest. Er beglückwünscht sich jetzt dazu, kein Pferd verkauft zu haben. Er zieht den Sattelgurt des nächsten Tieres fest und steigt auf.
„Weiter!", schnarrt er.
Zögernd und tastend setzen sich die Tiere in Bewegung. Schneidender Wind fährt über die vom Schnee freigefegte Höhe.
Bill Jackson denkt daran, dass er sein Versprechen nur einlösen kann, wenn er durchhält. Natürlich hätte er in Central City die Schneeschmelze abwarten können. Aber was wäre dann gewesen? Hätte er noch jemals eine Chance gehabt, das Geld bekommen zu können?
Aber wird er so eine haben? Er muss immer wieder an den Ruf denken, der aus der windschiefen Hütte schallte, als der eine Mann davor in der verschwommenen Lichtbahn aufgetaucht war. Es hatte so geklungen, als denke dieser Mann gar nicht daran, eine andere Stadt als Hassel Junction aufzusuchen.
Der Pfad windet sich, an den Berg geklebt, um eine Steilwand herum. Das Pferd unter seinem Sattel ist stehengeblieben. Es schnaubt ängstlich und ein Zittern durchläuft den Körper. Die Unruhe geht auf Bill Jackson über. Die schneidende Kälte hat ihm Tränen in die Augen getrieben, und so kann er nicht sehen, wie tief die Schlucht an der Seite ist.
„Weiter!", drängt er und drückt mit den Absätzen.
Das Pferd schnaubt und weicht zurück. Da steigt Jackson ab, drängt sich an dem verängstigtem Tier vorbei und nimmt die Zügel kurz. Er zieht das Pferd weiter.
Als er um eine Kante kommt, springt ihn der Wind mit elementarer Gewalt an und will ihn wie ein Stück Papier zurückschleudern. Er spürt, wie seine Schulter das Maul des Pferdes berührt, und wie er unfähig ist, noch einen Schritt vorwärts zu machen.
War er ein Narr?
Schnee weht ihm entgegen. Die Kälte ist so beißend, dass ihm die Zähne schmerzen, als er den Mund öffnet, weil er durch die Nase keine Luft mehr bekommt.
Verdammt, er war wirklich ein Narr, als er aufbrach, um durch die ihm unbekannten Berge zu reiten. Um zwanzigtausend Dollar für eine ihm unbekannte Bahngesellschaft zurückzuholen. Und um einen Mörder zu stellen, den er ebenfalls nicht kennt und mit dem ihn nichts verbindet.
Der Schnee hat sich vor ihm zu einem Haufen aufgetürmt, der immer höher wird. Er spürt die Füße in den Stiefeln nicht mehr. Zugleich weiß er, dass er die Pferde hier auf der Felsleiste nicht einmal wenden könnte, um nach Central City zurückzukehren.
Er hat zwanzigtausend Dollar in der Brusttasche. Er könnte sich ein warmes Zimmer nehmen und den besten Whisky trinken. Er könnte mit den Mädchen scherzen und spielen, die es schließlich in jeder Präriestädt gilbt und die um diese Jahreszeit bestimmt keine großen Ansprüche stellen.
Bisher hat er nie ebwas anderes als seine eigenen Interessen vertreten. Niemals fasste er etwas an, das ihn nichts anging.
Warum nur auf einmal? Was hat ihn dazu getrieben, Tetley etwas zu versprechen? Stimmt es, was Ike sagte, dass er nichts als ein Abenteurer ist, der nur immer etwas anderes und Neues erleben muss?
Der Schnee reicht ihm schon bis über die Knie. Die Pferde schnauben immer ungeduldiger. Da lässt der steife, kalte Wind etwas nach.
Bill Jackson kämpft sich durch die Wehe hindurch und geht an der Felswand entlang weiter. Er wird nicht umkehren. Und vielleicht ist es gut, wenn er sich auch keine Gedanken mehr darüber macht, warum er den Stern nahm, den Tetley ihm nach seinen Dienstvorschriften vielleicht nicht einmal geben durfte. Vielleicht wird er ausgelacht, wenn er das in Hassel Junction erzählt.
Kein Wort wird er sagen. Er ist ganz einfach der Marshal.
Der Weg beschreibt einen Bogen um den Berg herum und fällt dann steil ab. Bills Stiefel rutschen plötzlich. Er will sich an der Wand festhalten, aber sie ist hier so glatt, dass er nirgends zugreifen kann. Die Zügel gleiten durch seine froststarren Finger. Hinter sich hört er das Wiehern, während er fällt und immer schneller wird. Er denkt, dass das sein Ende sein muss, als er hart gegen etwas schrammt und benommen liegenbleibt.
Die eisige Kälte und der Schnee, der vom Wind über den Kragen und unter sein Halstuch gewirbelt wird, bringen ihn schnell in die Wirklichkeit zurück. Er richtet sich an der Wand auf und sieht, dass der abfallende Weg gegen den Felsen gelaufen ist und nun an diesem entlang nach links biegt.
Bill weiß, dass er eben unwahrscheinliches Glück hatte. Ausgerechnet hier läuft der Weg anders herum, als es meistens der Fall ist.
Er zittert noch nachträglich und versucht sich einzureden, dass es an der Kälte liegt. Da sieht er das erste Pferd vor sich auftauchen. Er greift nach den Zügeln und geht weiter. Irgendwie muss er es schaffen, muss er diese gnadenlose Einsamkeit hinter sich bringen.
*
Als es dunkel wird, sieht er zwei grünlich schillernde Lichter, die sich genau vor ihm langsam nach links und rechts bewegen.
Seine starre Hand tastet nach dem Colt und zieht ihn langsam aus dem Halfter.
Die Lichter bewegen sich immer noch hin und her. Plötzlich drängen die Pferde rückwärts. Ihr ängstliches Wiehern schallt in das leise Fauchen des eisigen Windes hinein.
Ein Knurren ist zu hören, ein kurzer, abgerissener Heulton, und plötzlich nähern sich die beiden grünlich schillernden Lichter sehr schnell.
Bills Arm