Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5. Antje Ippensen
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Читать онлайн книгу Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5 - Antje Ippensen страница 17
Riyala schnappte nach Luft und schluckte.
„ Deine dritte Möglichkeit: Lass den Dingen ihren Lauf. Tue nichts und bleibe hier bei mir. Überlasse sie alle ihrem Schicksal.“
Er machte eine Pause.
„ Und die vierte?“, flüsterte das Mädchen.
Seine grünen Augen begannen auf seltsame Art und Weise zu glitzern. Riyala musste an smaragdfarbige Libellen denken, die über dunklen Wassern hin- und herschossen.
„ Nun, du könntest die Sache auch in meine Hände geben. Wie du es schon einmal getan hast, erinnerst du dich? Lass mich die Dinge für dich in Ordnung bringen.“
All dies hatte er in einem gleichmäßig ruhigen, aber unnachgiebigen Ton vorgetragen. Berührte ihn denn wirklich gar nichts?
„ Die Wahl liegt ganz allein bei dir. Nimm dir Zeit und entscheide dich dann“, riet er ihr noch und fuhr dann in seinen gewohnten Tätigkeiten fort, als sei alles in bester Ordnung.
In den nächsten Stunden befolgte Riyala seinen Rat und widmete sich der Edelsteinmeditation, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Es kam ihr wie eine endlose Zeitspanne vor, in der sie im Innern eines Kreises aus hilfreichen Mineralien saß und lautlos betete.
Und schließlich wählte sie die vierte Möglichkeit.
„ Gut“, sagte der Magister abermals lapidar, „dann kehre jetzt in die Stadt zurück.“
Riyala gehorchte.
Habe ich das Richtige getan? Zweifel bedrückten sie, doch nach und nach schaffte sie es, diese zu verdrängen. Wie immer. Der alte Mann war weise und erfahren und wusste genau, was er tat ...
*
Riyala vermisste ihren Falken. Das war ihr deutlichstes Gefühl während all der langen, langsam dahinkriechenden Stunden, die sie allein in ihren Gemächern verbrachte. Alles andere blieb ein einziges Durcheinander in ihrem Kopf.
Sie hatte also alles dem Magister überlassen ... das hieß nun aber auch, dass sie zu untätigem Warten verurteilt war. Warten ... warten ... warten. Worauf hoffte sie eigentlich? Dass alles wieder so sein würde wie früher? War das etwa vernünftig? Wie genau würde der alte Mann vorgehen, was würde er tun, wie den Bauernaufstand verhindern?
Ohne dass sie einen konkreten Grund dafür hätte nennen können, zog Riyala sich praktische, wetterfeste Kleidung an: enganliegende grüne Hosen aus grobem Leinen, eine eierschalenfarbene Wollweste und darüber eine Jacke, die aus dunklem Makanleder gefertigt war. Diese Jacke besaß eine geräumige, zuknöpfbare Innentasche, in der sie ihre vier ständigen „Steinbegleiter“ verstaute: das Falkenauge, den Rosenquarz, den Blut- und den Bernstein.
Es musste spät am Nachmittag sein, als sie die schweren Schritte und das Waffengeklirr vom Flur her vernahm. Beklommen lauschte sie auf diese näherkommenden Geräusche, doch obwohl sich das unbehagliche Vorgefühl in ihr mehr und mehr verstärkte, sollte sie das, was dann geschah, vollkommen unvorbereitet treffen – wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Vier Burgwächter traten ein, ohne zu klopfen, und ihr Führer, ein älterer Krieger mit grausilbernem Schnauzbart – ein Mann, den Riyala von Kindheit an kannte – sprach in schnarrendem Ton und mit eisiger Kälte im Blick: „Riyala, Tochter der Matriarchin und des Heros von Co-Lha, Ihr werdet hiermit gefangengesetzt.“
Riyala konnte es nicht fassen, aber das war die offizielle, unpersönliche Formel, die einer jeden Verhaftung vorausging. Sie hatte sich nicht verhört.
„ Und wieso? W-wessen werde ich angeklagt?“, brachte sie stammelnd hervor.
„ Hochverrat“, sagte der Wächter knapp und schroff.
Alles brach zusammen, ihre Welt ging unter ... Riyala starrte in das Gesicht des Mannes, das wie eine steinerne Maske war.
Und schon traten auf einen Wink ihres Führers hin zwei seiner Leute vor, schwarze Eisenfesseln in den Händen. Unfähig zu protestieren, wie gelähmt ließ Riyala es einfach geschehen, dass man sie in Ketten legte, und das nicht gerade sanft. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, denn die Fesseln schnitten in ihre zarten Gelenke. Es gelang ihr, keinen Laut von sich zu geben.
Ein ungeheurer Verdacht kam ihr, wuchs und wuchs, bis er ihr gesamtes Denken verschlang ...
ENDE
Band 2: Der dunkel glitzernde Weg
Fantasyroman
von Antje Ippensen
Nachdem sie fast alles verloren hat, findet sich Riyala Falken in einer fremden Welt wieder, in der harte Prüfungen auf sie warten. Sie begegnet neuen Freunden und neuen Feinden, übt sich in der Kunst der Edelsteinzauberei – bis sie eines Tages in den Bann einer Macht gerät, die sie zu überwältigen droht und durch die sie sich stärker verändern wird, als sie es je für möglich gehalten hat …
1. Kapitel: Schuld
Die Wächter führten ihre junge Gefangene alsdann treppauf und treppab und durch die langen ringförmigen Gänge der Mondburg – bis hin zum großen Weißen Saal, in dem das Regentenpaar Recht sprach.
Und dort erwartete man Riyala. Neben zahlreichen Würdenträgern des Hofes waren auch Zuschauer aus dem einfachen Volke zugegen; Bedienstete und Soldaten standen an den weiß gekalkten Wänden des oval geschnittenen Raumes.
Auf dem Richterpodest an der Nordseite jedoch saßen die Matriarchin, der Heros – und der Edelstein-Magister. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos.
Ein wilder, verzweifelter Schrei entstand in Riyalas Brust, stieg ihr in die Kehle ... und erstarb dort.
Man stellte sie in das Innere eines roten Kreidekreises, sieben Schritt vor dem Podest; das war der Platz für den Angeklagten, und dort stand sie nun. Allein.
Drohend ragte der Richtertisch über ihr auf. Eine ganze Weile lang konnte sie nur ihren alten Lehrmeister ansehen. Er, der sie ohne Zögern verraten hatte, saß zur Linken ihres Vaters. Alles, was zu ihrer Verhaftung geführt haben musste, stand ihr in grausamer Klarheit vor Augen, und sie hörte kaum, wie ihr Vater, der Heros von Co-Lha, die einleitenden Formeln sprach, die das Verfahren gegen seine einzige Tochter eröffneten. Seine Stimme drang nur als ein undeutliches Summen an Riyalas Ohr.
„ Riyala Falken!“, donnerte der Heros endlich, und das riss sie aus ihrer Lähmung. „Ihr lasst es an Aufmerksamkeit fehlen! Seht mich gefälligst an, wenn ich mit Euch spreche!“
Als sie das tat, fügte er mit erbarmungsloser Strenge hinzu: „Es geht um Euren Kopf, vergesst das nicht! Ihr seid des Hochverrats angeklagt, und die Strafe dafür ist der Tod! Das Gesetz gilt für jeden.“
Riyala wusste das; Co-Lhas Gesetze waren streng, aber gerecht – jedenfalls hatte sie bis zum heutigen Tag daran geglaubt. Auch dieser Glaube geriet ihr nun ins Wanken ... Wer in Co-Lha schlecht und ehrlos war, wer böse Absichten hegte und Übles tat, der wurde hart bestraft.