Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5. Antje Ippensen

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Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5 - Antje Ippensen

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und des Mitgefühls.

      „ Du bleibst also starrsinnig? – Wir hätten dich weniger nachsichtig erziehen dürfen, deine Mutter und ich. Wir haben dir zuviel Freiheit gelassen ... Nie hätte ich geglaubt, dass ich ... einerlei.“ Ihr Vater sprach nun wieder mit großer Härte, als er hinzufügte: „Ich gebe dir Zeit bis nach der Schlacht. Du wirst ohne Nahrung und Wasser eingesperrt. – Und wenn du dich dann noch immer nicht beugst, zwingst du mich, noch mehr Gewalt anzuwenden, um deinen Willen zu brechen.“

      Klamme Furcht packte Riyala. Was meinte er damit? Die Folter wurde in Co-Lha doch schon seit vielen Jahren nicht mehr angewandt? – Aber für mich wird mein Vater eine Ausnahme machen, durchzuckte es Riyala in glühendem Schrecken. Sie begann zu zittern, aber ihr Stolz war stärker als ihre Angst.

      „ Ich verfluche euch alle!“, kreischte sie und riss wie wahnsinnig an ihren Fesseln. Rötliche Flammen trübten ihren Blick – sie kämpfte und schlug um sich ... ganz am Rande ihres Sichtfeldes nahm sie wahr, wie ihre Mutter in Weinkrämpfen zusammenbrach.

      Die Wachen hatten Mühe, das tobende Mädchen zu bändigen. Der Heros jedoch befahl nur kühl: „Bringt sie in den Schwarzen Turm. Das Schafott kann bereits gezimmert werden.“

      Der Schwarze Turm der Mondburg war schmal und hoch; unter seinem spitzen Dach beherbergte er eine einzige Gefängniszelle. Sie war verstaubt und voller Spinnweben, da sie seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt worden war.

      Die Wächter hatten Riyala die lange Wendeltreppe hinaufschleifen müssen, so dass ihr ganzer Körper von schmerzenden Prellungen und blauen Flecken übersät war. Noch vor der Zellentür versuchte sie sich verzweifelt zu sträuben, doch man schlug sie mehrere Male und brach so ihren letzten Rest Widerstand.

      Alsdann wurde sie stehend an die schwarze Wand gekettet, mit den Händen hoch über dem Kopf – ihre Ketten schlossen die Wächter an Ringen im Gemäuer fest. Der schnauzbärtige Anführer erklärte ihr in höhnischem Ton, weshalb das geschah: damit sie sich ihre Haft nicht durch die Anwendung von Magie erleichtern könne. Und dann fasste er in einem Satz zusammen, was das Volk von Co-Lha über die einst verehrte Riyala dachte: „Wir haben dich für unsere Retterin und Heilsbringerin gehalten, und statt dessen hast du uns noch größeres Unglück beschert!“

      Die schwere nachtschwarze Tür fiel ins Schloss.

      Und nun war Riyala wirklich ganz allein und vollkommen verlassen.

      2. Kapitel: Tod

      In den ersten Stunden ihrer Gefangenschaft weinte sie viel und verlor dadurch kostbare Mineralien und Körperflüssigkeit. Schließlich fühlte sie sich wie ausgehöhlt und so kraftlos, dass ihr Kopf auf die Brust sank.

      Ihre Lage war mehr als unbequem; sie konnte sich kaum bewegen ... Hunger und vor allem Durst peinigten sie, und Schlaf wollte sich nicht einstellen. Jeder Muskel und jeder Knochen im Leibe tat ihr weh. Ihre wirren Gedanken drehten sich nur im Kreis. Lange Zeit.

      Ein einziges Mal kam ein Wächter und löste für zwei Minuten ihre Ketten, damit sie in einer Ecke der Zelle ihre Notdurft verrichten konnte. Er sprach kein Wort mit ihr. Riyala biss sich auf die Zunge, um stark zu wirken, und widerstand ihrem Verlangen, den Mann um einen Schluck Wasser anzuflehen.

      Der Schwarze Turm hatte ein kleines, vergittertes Fenster unter dem Dach, und nach einer Ewigkeit – so schien es ihr jedenfalls – glaubte sie von draußen her Schlachtenlärm zu hören. Ja, kein Zweifel. Kampf- und Schmerzensschreie, Waffenlärm und das Trampeln schwerer Schuhe, übertönt von Befehlen.

      War sie bereits so lange hier drin, oder hatte Nigel seinen Angriff früher angesetzt als geplant? In jedem Fall war das Heer der Stadt darauf vorbereitet – für das aufständische Landvolk gab es keinerlei Überraschungsvorteil mehr.

      Riyalas Herz schlug wie ein Schmiedehammer. Sie musste hier raus, sie MUSSTE Nigel sehen, ihn um Verzeihung bitten, ihm sagen, dass sie ihn liebte ...! Alle ihre Rachegedanken ihm gegenüber waren ertrunken im Strom ihrer bitteren Tränen. Nichts war ihr noch wichtig außer einem Wiedersehen mit dem Geliebten, mochte es auch das letzte sein ...

      Urplötzlich kamen Klarheit und Ruhe über sie. Ihre vier Edelsteine ... Oh ja, sie konnte das Falken-Auge nicht zum Reisen benutzen. Dafür hatte ihr alter Lehrmeister gesorgt.

      Doch weshalb hatte er nicht auch zugestimmt, ihr sämtliche Steine einfach abzunehmen? Er hatte zwar ebenfalls veranlasst, dass man sie auf diese Weise ankettete, so dass sie keinen der vier Steine berühren konnte, aber ...

      Auf einmal dachte sie ohne Hass an den seltsamen alten Mann, der sie verraten hatte. Sie erinnerte sich, wie er einmal zu ihr sagte: „Vieles kann verhindert, eingekerkert, in Bande gelegt werden – nicht aber die höhere Kraft in uns. Sie wird immer frei sein.“

       Ich folge dieser Wahrheit, dachte sie und wurde noch ruhiger ... ihr Geist wanderte zu jenem stillen, mystischen „Ort der Energie“, der für jeden Menschen anders aussah. Für sie war es ein kleiner saphirblauer See, der von funkelnden Edelsteinen umgeben war – wie die Fassung eines Perlenringes. Aus dem klaren Wasser dieses imaginären Teiches konnte sie so viel kostbares Nass schöpfen, wie sie wollte.

      Dann stellte sie sich so intensiv wie möglich – mit geschlossenen Augen – das Edelsteinkästchen in ihrer Jackentasche vor. In Gedanken öffnete sie es und berührte das Falken-Auge, hob es empor ...

      Sie spürte, wie sich eine ganz neue, andersartige Kraft in ihr entfaltete – ja, sie konnte zaubern, trotz der Fesseln! Und wie zur Ermutigung hörte sie plötzlich den rauen, sehnsuchtsvollen Ruf ihres Falken. Er klang so nah, als ob er über dem Schwarzen Turm kreiste und genau wüsste, dass seine Herrin hier gefangen saß.

      Lächelnd öffnete Riyala ihre Augen – und sah den goldenen Stein mit dem schwarzen Fleck direkt vor sich in der Luft schweben.

       Habe wirklich ich das vollbracht?, dachte sie staunend.

      Der Kristall zitterte leicht, wie eine Flaumfeder im Wind.

       Ja, das ist meine Kraft!

      Sie versuchte ihn allein durch ihre Gedanken näher heranzuziehen ... und auch das gelang. Er bewegte sich.

      In diesem magischen Moment kam ihr die Erleuchtung, einem Geistesblitz gleich: Sie wusste jetzt, welchen verborgenen Zauber der Stein neben der Reisemagie noch in sich trug.

      Ein weiterer Gedanke genügte, und sie umschloss das Falken-Auge mit ihrer linken Hand. Sofort spürte sie die Ketten nicht mehr ... prickelnde Energieströme erfüllten ihr ganzes Sein, und ihr Geist war frei.

      Ihr Körper hing nach wie vor in Fesseln an der schwarzen Zellenwand, aber Riyala schoss durch die Turmwand hindurch, fand ihren Falken, schlüpfte in ihn hinein und flog jetzt mit ihm durch die Luft, wie sie es sich so oft erträumt hatte; sie war in ihm, sah durch seine Augen und fühlte sich ihm und seiner fremdartigen Falkenseele ganz nah.

      Das Schlachtfeld vor den Toren der Stadt! Der Kampf war bereits in vollem Gange. Wenn es überhaupt Verhandlungen zwischen dem Heros und dem Bauernführer gegeben hatte, so waren sie rasch gescheitert.

      Bei der Großen Göttin – wie hatte Nigel es nur geschafft, so viele Bauern um sich zu scharen?! Es mussten Zehntausende sein, eine einzige Flut von brüllenden Menschen, die zu allem entschlossen war. Ausgemergelte Leiber, aber zäh und vom Rausch des Angriffs beflügelt. Viele Männer waren nur mit Holzlatten oder Steinen bewaffnet, aber alle

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