Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 87
„Das war das reinste Bravourstück“, sagte ich.
Ihr Blick war bescheiden. „Ich machte mal ein Jahr bei einer Gruppe von den Hell Drivers mit. Da lernt man vieles.“
„Sie sprachen vorhin von einem Plan, Mirja“, schaltete sich Susan ein. „Was war das für ein Plan?“
„Ich beschloss, die Ross-Gang zu liquidieren. Einer nach dem anderen sollte sterben. Durch meine Hand.“
„Gehen etwa Surtees und Barrimore auch auf Ihr Konto?“, fragte ich erstaunt.
Mirja nickte stolz. „Ich habe ihnen mit ihrem eigenen Messer die Kehle durchgeschnitten. Sie hatten keinen besseren Tod verdient.“
„Teuflisch“, sagte ich erschüttert. Mirjas Hass schien keine Grenzen gekannt zu haben.
„Ich hatte von Ross den Befehl erhalten, die beiden zu töten“, sagte Mirja.
„Ich dachte, sie wären seine Leute gewesen.“
„Das schon. Aber es gelang mir, Ross einzureden, dass sie ein Komplott gegen ihn schmiedeten. Dass sie sich demnächst offen gegen ihn stellen wollten. Da sah der kleine Ross sofort rot. Er hatte plötzlich Angst um seine Position. Deshalb gab er mir den Auftrag, die beiden umzulegen. Wie ich es machte, überließ er mir. Ich suchte mir das passendste für diese Schweine aus.“
Die Augen des Mädchens glühten fanatisch. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich die steinernen Züge betrachtete. Sie bereute nicht. Im Gegenteil. Es schien ihr leid zu tun, dass sie nicht mehr Mitglieder der Ross-Gang hatte unter die Erde bringen können.
„Ich hätte zu Ende geführt, was ich mir vorgenommen hatte“, sagte Mirja gallbitter. „Ich hätte die ganze Bande ausgerottet. Montague Ross und Mei Chen wollte ich mir bis zuletzt aufheben. Doch da machte mir Tyrrell einen Strich durch die Rechnung. Ich erfuhr von einem seiner Leute, dass etwas Größeres gegen Ross steigen sollte. Ich befürchtete schon, Tyrrells Leuten könnte es gelingen, Ross zu töten. Damit hätten sie mich um mein schönstes Erlebnis gebracht. Ein Glück, dass Ross und seine chinesische Freundin entkommen konnten. Ich wusste, wohin sie flüchten würden. Ich hatte die beiden einmal belauscht und so erfahren, was sonst niemand in der Gang wusste: Wo das geraubte Geld untergebracht war. Da ich vom Safeknacken keine Ahnung
habe, wollte ich warten, bis Ross mich bediente. Ich war schon im Haus, als sie kamen. Ich hörte sie von den Bahamas reden, sah ihnen zu, wie sie die Reisetasche mit meinem Geld vollstopften ... Denn das sollte die Krönung meiner Rache sein: Montague Ross und Mei Chen sollten durch meine Hand sterben. Dann wollte ich das Geld nehmen, das Land für immer verlassen und irgendwo ein neues Leben beginnen.“ Mirja Stewarts Gesicht wurde ernst. „Da kamen Sie dazwischen. Ich hörte Ihren Wagen. Ich sah Sie auf das Haus zukommen...“
Mir fiel noch eine Frage ein. „Warum musste Brian Astor sterben?“
„Er war in der Bank angestellt...“
„Ich weiß“, nickte ich.
„Er hat der Tyrrell-Gang die Information zukommen lassen, wann der günstigste Tag für einen Raub wäre.“
„Und?“
„Ross erfuhr davon. Er bot Astor mehr, wenn er sich mit ihm zusammentun würde. Astor griff nach Ross' Angebot. Er verriet uns die Adresse, wo wir die Bankräuber nach dem Raub mit der Beute antreffen würden. Ross schickte seine Leute los... Den Rest kennen Sie ja.“
Ich begriff nicht ganz. „Moment“, sagte ich. „Da stimmt doch was nicht. Soviel mir bekannt ist, wurde Astor doch von Ross-Gangstern gekillt. Ross hatte aber gar keinen Grund, Astor umzulegen. Nur Tyrrell hätte allen Grund gehabt.“
Mirja lächelte matt „Tyrrell hatte natürlich einen triftigen Grund. Aber Sie irren sich, wenn Sie annehmen, Ross hätte keinen Grund gehabt. Astor war erstens ein unzuverlässiger Mann, der sich dem verkaufte, der mehr bot. Außerdem hatte Ross dem Bankbeamten zehn Prozent von der Beute versprochen. Die wollte er sich ersparen. Es kam ihn weit billiger, wenn er Astor über die Klinge springen ließ. Und sicherer war es außerdem, denn ein toter Astor konnte nicht mehr reden.“
Für einen Moment dachte ich, ich hätte etwas mit den Ohren. Es war ein leises Wimmern in ihnen, das mehr und mehr anschwoll. Als es laut genug geworden war, wusste ich, dass mit meinen Ohren alles in Ordnung war.
„Na endlich“, sagte ich, als ich den ersten Streifenwagen in das Fabrikgelände einschwenken sah. „Ihre Eskorte kommt“, sagte ich zu Mirja.
Sie lachte mir ins Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, woher sie jetzt soviel Humor nahm.
„Sie können sie wieder nach Hause schicken, Mr. Calder“, sagte Mirja. „Was ich brauche, ist ein Leichenwagen. Er sollte ganz schlicht sein.“
„Ein Leichenwagen“, hüstelte ich. „Sie machen vielleicht makabre Scherze. Die beiden Kratzer werden Sie nicht umbringen.“
„Die nicht. Aber das hier“, lächelte sie.
Sie öffnete den Mund und zeigte eine kleine Glasphiole.
„Ich hab’ sie für alle Fälle bei mir gehabt. Als ich dort oben dann die Aussichtslosigkeit meiner Lage erkannte, nahm ich die Kapsel in den Mund. Man sagt, dass Zyankali blitzschnell wirkt.“
„Sind Sie wahnsinnig?", schrie ich. Ich stürzte mich in panischem Schrecken auf das Mädchen. „Geben Sie das Zeug her.“
Ich versuchte ihr den Mund aufzudrücken, doch sie hatte schon zugebissen.
Dann ging alles sehr schnell. Sie bäumte sich wild auf, stürzte hintenüber zu Boden, wand sich in kurzen Krämpfen, brüllte uns an, dass sie nicht bereute, was sie getan hatte, erschlaffte im nächsten Augenblick und war tot.
Ich starrte entsetzt auf das tote Mädchen. Wieder ging ein schwarzer Nieselregen vor meinen Augen nieder. Ich hörte Schritte heranlaufen und wandte mich um.
Es waren die Cops vom Streifenwagen. Als sie uns erreichten, wimmerten zwei weitere Polizeifahrzeuge heran.
„Alles okay?“, fragte der dickliche Bulle, der uns als erster erreicht hatte.
Ich blickte benommen auf das Mädchen zu meinen Füßen und nickte.
„Alles okay.“
Dann riss für mich der Film.
33
Als ich die Augen wieder aufmachte, sah ich als erstes dieses grässliche spitalweiß.
An einem kleinen Metallgalgen hing über mir eine Infusionsflasche, die halb mit einer glasklaren Flüssigkeit gefüllt war.
Wasser, war mein erster Gedanke.