Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland

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wurde eine mörderische Verfolgungsjagd. Wir waren mitten in den Abendverkehr hineingeraten. Der Thunderbird fegte rücksichtslos zwischen den diszipliniert dahinrollenden Fahrzeugen hindurch, löste durch sein lebensgefährdendes Verhalten ein protestierendes Hupkonzert aus, scherte sich aber keinen Deut um die aufgebrachten Autofahrer.

      Er streifte einen friedlich dahinzuckelnden Radfahrer und schleuderte ihn in die Auslage eines Metzgerladens, brauste über Gehsteige, jagte die Gegenfahrbahn entlang und entging einem tödlichen Frontalzusammenstoß zweimal nur dadurch, dass die ihm entgegenkommenden Lenker gerade noch im letzten Moment ihre Wagen verrissen und in den Straßengraben donnerten.

      Ich hatte es trotz Sirene und Blaulicht ziemlich schwer, dem verrückten Kerl auf den Fersen zu bleiben. Ich dachte nicht im Traum daran, seinetwegen auch nur ein unschuldiges Menschenleben zu gefährden. Er würde sich das Genick auch ohne mich brechen, davon war ich überzeugt.

      Plötzlich warf der Kerl das Steuer blitzschnell nach rechts herum. Susan krallte sich fest in die Polsterung, als ich dasselbe Manöver vollführte. Tapferes Mädchen, dachte ich. Sie sagte mit keiner Silbe, dass ich zu riskant fuhr, denn sie brannte genauso darauf wie ich, dem Chinesen endlich das Handwerk zu legen.

      Irgendwie war ich trotz allem in einen Zwiespalt geraten. Da vorn flüchtete mein Lebensretter. Mir persönlich hatte er nur Gutes getan, und trotzdem musste ich ihn so lange jagen, bis er aufgab. Wahrscheinlich würden sie ihn nachher hinrichten, denn er hatte zwei Menschen kaltblütig erschossen. Wenn er Glück hatte, bekam er Lebenslänglich. Vielleicht gestand ihm das Gericht mildernde Umstände zu, weil er mich vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Ich würde damit jedenfalls nicht hinter dem Berg halten. Das war ich dem großen Unbekannten schuldig.

      Mein Mustang legte sich tief in die Federn. Er machte förmlich einen Hofknicks. Die Pneus jaulten entsetzt über meine ungewohnte Fahrweise. Das Hinterteil meines Wagens wollte sich einmal nach links, dann aber nach rechts absetzen, und ich musste viel von meinem Fahrkönnen aufbieten, um das Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bringen.

      Der Thunderbird schoss inzwischen die kleine Straße entlang. Nach hundert Metern zweigte er erneut ab. Er jagte genau auf die Zufahrt einer Mehlfabrik zu.

      Schon hatte er das Gelände der Fabrik erreicht. Was hatte der Chinese vor? Dachte er, mich hier besser abhängen zu können?

      Wir sausten im Höllentempo zwischen den Gebäuden durch. Eines der Gebäude umrundete er mehrmals, bevor er auf die vier Getreidesilos losraste, die am Rande des Geländes aufgestellt waren.

      Dabei übersah er einen Sandhaufen.

      Sein Wagen machte einen mächtigen Satz, hob mit den beiden rechten Rädern gleichzeitig ab und überschlug sich im selben Augenblick.

      Der Thunderbird kreiselte auf dem lockeren Kies vorwärts und knallte gewaltig gegen einen Betonpfeiler der Getreidesilos.

      Doch noch gab sich der Chinese nicht geschlagen. Er kroch aus dem auf dem Dach liegenden Wagen und zerrte eine riesige gelbe Reisetasche heraus. Damit begann er wankend zu laufen.

      Ich bremste meinen Mustang scharf ab.

      Schon war ich aus dem Wagen. „Halt!“, brüllte ich, dass mir die Adern am Hals weit heraustraten. „Halt!“

      Der Chinese wandte sich um und feuerte auf uns. Susan, die neben mir stand, sprang blitzschnell in Deckung.

      Ich riss wütend meine Waffe heraus und lief hinter dem Schießwütigen her. Er rannte auf eine steil nach oben führende Holztreppe zu.

      „Gib der Zentrale unsere Position durch“, schrie ich Susan Tucker zu. Sie nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, und lief geduckt zum Wagen zurück.

      Der Chinese hatte die Treppe erreicht. Nun wandte er sich mit einem Ruck um. Er richtete den klobigen Schalldämpfer auf mich. Ich ließ mich fallen. Die Kugel pfiff nur wenige Millimeter an meinem Ohr vorbei. Es war keine Musik, die ich da gehört hatte.

      Na, warte, Freundchen, dachte ich.

      Ich riss die Waffe im Liegen hoch und zielte genau. Dann drückte ich ab. Der Knall flog mir von den kalten Wänden der Getreidesilos entgegen.

      Drüben an der Treppe tat sich in diesem Augenblick einiges: Der Chinese war wie ein Holzklotz umgefallen. Er hatte sich verzweifelt ans Bein gefasst. Es war das rechte. Jenes, auf das ich gezielt hatte.

      Nun kam er wieder hoch. Er ließ die schwere Reisetasche liegen, denn sie behinderte ihn zu sehr bei seiner Flucht.

      Er hinkte die Holztreppe keuchend hinauf.

      „Halt!“, schrie ich ihn an. Doch er hörte nicht auf mich. Er keuchte weiter. Bis er oben war. Und oben wirbelte er herum und jagte mir ein paar heiße Kugeln um die Ohren.

      Ich zählte nach. Eigentlich konnte er keine Kugel mehr in der Trommel haben: für Ross und Mei Chen je eine Kugel, vorhin zwei und jetzt nochmals zwei. Die Trommel musste leer sein.

      Außer er hatte nach dem Mord an Ross und Mei Chen nachgeladen.

      Nun war guter Rat teuer. Ich wollte ihn von da oben herunterholen. Wenn ich aber hinaufkletterte, konnte er mich wie einen Spatzen abschießen. Mühelos. Die Freude wollte ich ihm natürlich nicht machen. Ein wenig außer Atem, blieb ich in meiner Deckung, in die ich gesprungen war, nachdem ich auf ihn gefeuert hatte. Die Zeit arbeitete eigentlich für mich, denn er hatte eine Verletzung am Bein, die sicher recht weh tat. Die Schmerzen würden ihn allmählich zermürben. Inzwischen müssten ja auch die Streifenwagen von überallher hier eintreffen. Ein Entkommen war für den Chinesen jetzt schon so gut wie ausgeschlossen. Es war Borniertheit, die ihn nicht

      aufgeben ließ.

      Susan lief mit schnellen Schritten vom Mustang zu mir herüber. Sie hatte eben den halben Weg zurückgelegt, da sah ich den Chinesen oben wieder auftauchen.

      „Susan!“, kreischte ich entsetzt. „Paß auf!“

      Meine Partnerin schlug blitzschnell einen Haken. Die ihr zugedachte Kugel riss ein hässliches Loch im Staub des Weges.

      „Danke, Biff“, keuchte Susan außer Atem, als sie mich erreichte.

      „Man sollte dir für deinen Leichtsinn den Hintern versohlen“, schnarrte ich.

      „Das würde dir so passen“, zischte Susan zurück. Sie blickte vorsichtig nach oben. „Ich hab’ eine Idee, Biff.“

      „Du meinst, wie wir Opas Gorilla vom Gleis fegen können?“

      „Ja, Biff.“

      „Lass hören, Partnerin.“

      „Ich habe mir die vier Silos genauer angesehen. Auf der anderen Seite gibt es ebenfalls so eine Holztreppe wie diese da.“

      „Kluges Kind“, grinste ich ärgerlich.

      „Dann bin ich aber auf einem anderen Silo. Aber das macht dir ja nichts aus.“

      „Nicht immer gleich mit dem Fenster ins Kreuz, Biff. Lass mich doch erst mal ausreden“, fauchte Susan zurück.

      „Okay. Wir haben ja Zeit“, nickte

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