Wie viele Leben hast Du noch?. Mario Semrau
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Das Radio drehte ich bis zum Anschlag auf, fuhr los und sang lauthals mit, als ich mit meinem Gefährt durch die wunderschöne hessische Landschaft düste.
Kein Stau, kaum Ampeln, alles bergig und grün. Freiheit pur.
Ein neues Kapitel meines Lebens sollte nun begonnen haben.
Aufbruch in ein neues Leben
In mir herrschte eine Aufbruchstimmung, die vom sommerlichen Wetter dieses Tages noch mehr angeheizt wurde. Es wehte ein warmer Wind, und die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel. Ich war frei, und nun lag es allein an mir, mein Leben so zu gestalten, dass es mich glücklich machte. Dieser Gedanke gefiel mir.
„Zeit, jetzt den Pinsel in die Hand zu nehmen und das Bild Deines eigenen Lebens zu malen!“, dachte ich mir und brach auf in mein neues Leben.
„Eigenverantwortung“ - das Wort, das vielen Menschen, denen ich begegnet bin, Angst bereitete - es wurde zum Treibstoff meines inneren Motors. Pures Kerosin, mit dessen Hilfe ich alles erreichen konnte. Alles, von dem ich jemals zu träumen wagte.
Es war der Sommer 2005. Diesen Sommer genoss ich in vollen Zügen, versuchte, jeden Sonnenstrahl einzufangen, las unzählige Bücher, über die Themen, die mich interessierten, baute unermüdlich an meinem Haus weiter und setzte mich intensiv mit meinen Zielen auseinander.
Ich kreierte ein klares Bild von meiner Zukunft und der Art und Weise, wie ich leben wollte. Wie wichtig das gewesen ist, sollte mir in den nachfolgenden Jahren erst noch richtig klar werden. Damals wusste ich zwar, was ich wollte, warum ich es wollte, aber noch nicht, wie ich es erreichen sollte.
Egal, „einfach anfangen“, habe ich mir gedacht. Ich habe immer einfach angefangen, nicht lange herum gegrübelt, sondern nach einer kurzen Planungsphase losgelegt. Sobald ich das Ziel vor Augen hatte, legte ich unermüdlich los. Alles andere regelte ich dann, wenn die Probleme eintraten oder unmittelbar bevorstanden. Das hat mir viel Zeit und Kraft erspart. Ich war voller Motivation und hatte meine Ziele stets fest im Visier.
Allseits wurde ich belächelt, aber schon damals war mir klar, dass ich den für mich richtigen Weg gewählt habe.
Ich startete ins Masterstudium, und als dann alles soweit lief, wurde ich mir dessen bewusst, dass es nun an der Zeit war, meine beruflichen Zielsetzungen zu verwirklichen.
Aber ich war blockiert.
Plötzlich wusste ich nicht mehr, wie ich starten sollte, während wertvolle Zeit verstrich, und es für das Studium immer wieder neue Projekte zu erledigen und Prüfungen zu bestehen galt. Und ganz nebenbei gab es auch noch unzählige Arbeiten am und im Haus zu erledigen.
Wieder einmal begann es, tief in mir deutlich wahrnehmbar zu pochen.
Der Impuls von außen – vom Beginn meiner Selbstständigkeit
Das, was ich zu diesem Zeitpunkt dringend benötigte, war ein zielführender Impuls von außen, der mich in die richtige Ausrichtung katapultieren sollte. Es erforderte jemanden, der meine Situation aus einer anderen, weiteren Perspektive neutral betrachten und mir einen Weg aufzeigen konnte, den ich selber vielleicht in diesem Augenblick noch nicht sehen konnte.
An einem angenehmen Sommerabend saß ich kurze Zeit später mit Reinhard, einem guten Freund von mir, in einem Café in der Bad Hersfelder Innenstadt.
Reinhard Vossmann agierte zu damaliger Zeit als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und ist heute äußerst erfolgreich als selbstständiger Personalberater tätig. Nichts davon ahnend, dass in wenigen Augenblicken von ihm der von mir herbeigesehnte Impuls kommen würde, erzählte ich ihm von meiner Misere. Davon, dass ich zwar weiß, was und wohin ich will, aber noch keinen richtigen Ansatz zur Umsetzung gefunden hätte.
Ich war mitten im Satz, als er mich plötzlich unterbrach: „Mario, Du hast doch schon so viele Seminare gegeben, kannst echt gut mit Menschen umgehen, und Du bist dazu in der Lage, sie zu erreichen“, polterte es aus ihm heraus. „Erarbeite Seminare, die die Leute weiterbringen, ihnen das Leben und ihren Job erleichtern und biete sie an. Du hast schon so viel erlebt! Bringe es ein! Gehe auf Institutionen zu, an denen Du Deine Themen platzieren kannst.
Konzipiere und nimm alles an, von dem Du denkst, dass es nicht nur Deine Teilnehmer, sondern auch Dich weiterbringt! Fange an einer guten VHS an und wachse von dort aus! Was Du jetzt brauchst, sind viele Seminarstunden! Du musst noch mehr Routine bekommen, nützliche Inhalte entwickeln und Deine Talente ausleben!“, fuhr er fort.
Er hatte die Lage erkannt und hat mit seinen Ausführungen bei mir voll ins Schwarze getroffen. Es war an der Zeit, aktiv zu werden, den ersten Schritt zu gehen und die Reise zum Ziel anzutreten. „Raus aus der Blockade und rein ins Tun!“, lautete die Devise. Nachts um 23: 30 Uhr war ich wieder zu Hause, startete sofort den Rechner und bewarb mich per EMail bei der VHS des Landkreises Fulda. Bis in die frühen Morgenstunden hinein arbeitete ich einige Seminarkonzepte aus, die schließlich zum Ausgangspunkt meines Erfolges werden sollten.
In der darauffolgenden Woche betrat ich zum ersten mal die Räumlichkeiten der VHS des Landkreises Fulda. Es sollte der Anfang einer intensiven und für alle Seiten bereichernden Zusammenarbeit gewesen sein, die bis heute andauert. Meine Seminarthemen füllten das Programm und stießen auf eine ordentliche Nachfrage. Der erste Schritt zum Traumjob war getan. „Ready for take-off“, und ich war voll dabei und ging auf Startleistung.
„Erfolgreiche Kommunikation und Körpersprache“, „Endlich selbstbewusst durchs Leben gehen“, „Werbepsychologie“ und „Positives Denken“ lauteten die Titel meiner ersten Seminare, die ich als Freiberufler gehalten habe.
Dabei bin ich vielen tollen Menschen begegnet. Wir lernten voneinander. Es war mir stets wichtig, jeden Einzelnen abzuholen und mit Wissen ebenso wie mit Denkansätzen auszustatten, die die Lebensqualität einer jeden Teilnehmerin und eines jeden Teilnehmers erhöhen konnten. Es war nie mein Ziel, als großer Lehrer dazustehen, der allgemeingültige Lösungen predigt und keine Einwände zulässt.
Vielmehr lag es mir am Herzen, die Menschen dazu in die Lage zu versetzen, individuelle Wege für individuelle Persönlichkeiten, Situationen und Lebensumstände zu gestalten.
Ihr Feedback sollte mir zeigen, dass dies genau der richtige Weg gewesen ist.
Dieser Start in die Selbstständigkeit kann mit einem Felsbrocken verglichen werden, der plötzlich und mit voller Wucht in einem stillen See einschlug. Er zog Kreise, große Kreise. Ich war in Bewegung: Tagsüber studierte ich weiter, abends gab ich meine Seminare, die ich dann bis in die Nachtstunden hinein immer weiter ausarbeitete.
Alles war perfekt durchorganisiert. Mein gesamtes Handeln richtete ich voll und ganz nach den gesetzten Prioritäten aus. Was mich sonst drei Stunden kostete, lernte ich, in 30 Minuten zu erledigen. Das Feuer in mir war am Lodern.
Die Arbeit mit den Menschen und das Feedback seitens der Teilnehmenden waren pures Kerosin für mein inneres Triebwerk. 130 % Startleistung und volle Kraft voraus. Was für ein tolles Leben!
Die Kreise sollten sich weiterziehen: Überpünktlich schloss ich mein Studium mit „sehr gut“ ab und nahm fortan alle Aufträge an, die mir damals attraktiv bzw. interessant zu sein schienen.
Dabei ging es mir niemals primär ums Geld. Vielmehr sollte meine Arbeit anderen Menschen einen Nutzen bringen und mir Freude bereiten, woraus dann das Geld ganz automatisch resultierte.