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Stephen Bancroft fingerte nervös an seinen Jackenknöpfen.
»Was soll ich machen? Mir bleibt keine Wahl. Wenn ich in spätestens vier Tagen nicht in Cheyenne bin, kann ich meine Bank in Omaha zumachen. Ich hab nicht die Zeit, Ihnen alle Einzelheiten zu erklären, Harrison. Nur soviel: Es geht um ein Aktiengeschäft, bei dem für mich alles, aber auch alles auf dem Spiel steht!«
Harrison musterte ihn neugierig.
»Hängt wohl mit der Bahn zusammen, die General Dodge hinüber zum Großen Salzsee bauen will, was?«
Bancroft nickte abwesend.
»Ich muss es einfach versuchen! Die Rothäute können schließlich nicht überall sein. Irgendwo wird es schon eine Lücke zum Durchschlüpfen geben. Da ich nun mal kein Mann des Sattels bin, brauche ich die Kutsche. Aber kommen Sie jetzt nur nicht auf die Idee, den Preis hochzutreiben, Harrison! Tausend Dollar sind mehr als genug!«
»Keine zehn Rösser würden mich aus der Stadt bringen«, brummte der Wells Fargo Mann kopfschüttelnd. »Aber es ist Ihr Skalp, Bancroft, nicht meiner. Nur - was nützt Ihnen die Kutsche samt den Pferden, wenn Sie keinen Fahrer und Begleitschutz kriegen? Sie können den Kasten ja haben, auch ein Gespann. Aber auch für tausend Bucks kann ich es nicht verantworten, einen Mann der Company mit Ihnen auf die Prärie hinauszuschicken. Darüber brauchen wir gar nicht erst zu verhandeln. Die Cheyennes haben uns hier in Julesburg schon mal verflucht übel mitgespielt. Ich wette, dass Sie in der ganzen Stadt keinen Mann finden, der die Nerven hat, mit Ihnen auf den Trail zu gehen. Ausgenommen vielleicht jene Revolver- und Kartenhaie, die seit Wochen in den Saloons rumlungern. Die denken, wenn erst der neue Schienenstrang hier ist, schwimmen sie in Geld. Inzwischen sieht es allerdings so aus, als würde das nicht so schnell geschehen.«
»Bist ein kluger Junge, Harrison!« Ein spöttisches Lachen kam von der lautlos aufgeschwungenen Tür. »Wenn du nur auch am Pokertisch was davon merken ließest!«
Stirnrunzelnd blickte der Wells Fargo Stationier auf den hochgewachsenen, städtisch gekleideten Mann, dessen Lächeln dem Zähnefletschen eines Tigers glich. Seine katzenhafte Geschmeidigkeit passte dazu. Der Colt schaukelte tief auf seinem rechten Oberschenkel.
Harrison räusperte sich.
»Es geht mich ja nichts an, Clinton, was Bancroft dir und deinen Freunden versprochen hat, wenn ihr mit ihm Julesburg verlasst!«
»Du sagst es, Harrison, es geht dich nichts an!« Rhett Clintons Zähne blitzten. »Belassen wir’s dabei! Und keine Angst, Harrison, ich bin nicht hier, die zwanzig Dollar zu kassieren, die du mir seit dem letzten Spiel noch schuldest! Heb’ sie auf, bis ich mit der nächsten Stagecoach aus Cheyenne zurückkomme! Wenn nichts draus wird, dann hast du dir eben noch ein Häppchen dazuverdient. Streite also bloß nicht ab, dass heute dein großer Glückstag ist, alter Junge!« Grinsend kniff er ein Auge zu.
Harrison machte ein Gesicht, als hätte er es mit zwei Verrückten zu tun. Clinton nickte dem hageren Bankier aus Omaha lächelnd zu.
»Schätze, das war's, Bancroft. Gehen wir! Du brauchst dich nicht zu bemühen, Harrison. Wir suchen uns die Gäule, die wir brauchen, schon selber aus.«
Bancroft klemmte sich den Holzkoffer unter den Arm. Sie waren bereits bei der Tür, als der Wells Fargo Agent ihn nochmals anrief. Auch Clinton blieb stehen. Harrison druckste.
»Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, Bancroft, möchte ich Sie für zwei Minuten noch unter vier Augen sprechen.«
»Es macht ihm was aus«, erwiderte Clinton anstelle des Bankiers. »Er hat nämlich schon viel zu viel Zeit mit dir vertan, Dicker. Und die Warnung, dass er sich mit den falschen Leuten auf den Weg macht, kannst du dir sowieso sparen. Er weiß, welchen Ruf meine Freunde und ich in dieser netten Stadt haben. Du hast das mit den ,Revolver und Kartenhaien‘ vorhin sehr treffend gesagt, Harrison. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es, und gescheite Sprüche allein bringen Bancroft ganz bestimmt nicht nach Cheyenne. Mach ruhig den Mund wieder zu, alter Freund, sonst fliegt dir noch was rein, was du nicht verdauen kannst!«
Harrison stand noch wie versteinert da, als die Tür zuklappte. Draußen unterm Vordach brannte Clinton sich eine Zigarette an.
»Alles klar, Jungs!«, sagte er zu den drei Männern, die auf ihn und Bancroft gewartet hatten. Sie trugen ebenso wie er elegante Anzüge, weiße Hemden und tiefgeschnallte Revolver. »Sobald ihr die Pferde angeschirrt habt, brechen wir auf. Vergesst eure Gewehre nicht! Wenn wir ...« Seine Augen verengten sich. Ein Reiter war am Ende der wenig belebten Straße aufgetaucht. Er ritt, als wären die Cheyennes schon hinter ihm her. Seine Jacke flatterte. Immer wieder stieß er dem Pferd die Sporen gegen die Flanken. Eine Frau konnte gerade noch ihren kleinen Jungen vor dem heranbrausenden Pferd wegreißen.
»He, das ist ja Jeff, den du heut’ früh zu Wildbums verlassener Farm geschickt hast, damit er Brad ablöst!«, rief einer der Spieler Clinton zu.
»Kümmert ihr euch um die Kutsche!«, fuhr Clinton den Mann an. Er sprang auf die Straße und ging dem Heranpreschenden entgegen. Knapp vor ihm zügelte der Reiter das schweißbedeckte Tier. Clinton hielt es fest, während der Mann keuchend herabglitt.
»Nun sag bloß nicht, Brad, dieser Hundesohn, hatte keine Lust, seinen gemütlichen Platz auf Wilburns Farm mit dem Kutschbock zu vertauschen!«
»Brad ist tot, und auch Slim hat’s erwischt! Du wirst diesen verdammten Rumpelkasten schon selber kutschieren müssen, Rhett!«
Clinton ließ die Trense los und spuckte die angerauchte Zigarette aus.
»Die Cheyennes?«
»Lorman!«
Clintons Hände schossen hoch und gruben sich in die Aufschläge von Jeffs Jacke.
»Mach keine Witze!«
»Verdammt, Rhett!«, krächzte der Mann. »Wer sonst hätte Grund gehabt, Brad und Slim da draußen auf der Wilburn-Farm auf die Nase zu legen. Jetzt ist er mit Scobey auf dem Weg hierher. Sieht genauso aus wie du ihn beschrieben hast. Groß, hager, und sein Eisen schleppt er mindestens so tief herum wie du deins.«
»Du hast ihn also gesehen.«
»Aber er mich nicht!«, sagte der Kerl mit verkniffenem Grinsen. »Ich war ’ne Meile vor der Farm, als ich die Schüsse hörte. Auch ich dachte zuerst an die verdammten Rothäute. Deshalb hab’ ich mich im nächsten Gebüsch versteckt. Bald darauf ritten sie vorbei. Danach hab’ ich ‘nen Bogen geschlagen und bin wie der Teufel geritten, um vor ihnen hier zu sein. Länger als 'ne Viertelstunde wird’s wohl kaum mehr dauern. Wenn du mich fragst, Rhett ...«
»Ich frage dich, wieso du nicht auf die Idee gekommen bist, dein Gewehr zu nehmen!« Clinton stieß den Mann, der erschrocken die Augen aufriss, heftig zurück. Als er sich umdrehte, hatte er Bancroft vor sich. Das fahle Gesicht des Bankiers wirkte noch zerknitterter und sorgenvoller. Krampfhaft hielt er seinen Holzkoffer fest.
»Was will dieser Lorman von Ihnen?«
»Meinen Skalp oder ein Stück Blei zwischen die Rippen, je nachdem, wer der Schnellere von uns beiden sein wird. In einer Viertelstunde werden wir’s ja wissen.«
»In einer Viertelstunde sind wir auf dem Weg nach Cheyenne«, erwiderte