ANGESTRANDET. Rainer Teklenburg

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ANGESTRANDET - Rainer Teklenburg

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mehrjährige Gefängnisstrafe wegen Piraterie. Er saß schon eine geraume Zeit in Fortaleza, der größten und sichersten Strafanstalt des Landes. Mit einigen Compañeros hatte er mit einem Schnellboot, außerhalb der dominikanischen Hoheitsgewässer, langsamere Yachten ausgeraubt. Solange sie in internationalen Gewässern ihr Unwesen trieben, geschah ihnen nichts, obwohl ihre Aktivitäten bekannt waren. Ein einziges Mal nur, sie witterten fette Beute, verfolgten sie einen Segler und stellten ihn erst als er sich bereits in der hiesigen Hoheitszone befand. Das reichte den örtlichen Behörden, um diese modernen Piraten festzusetzen und abzuurteilen. Jetzt brummte er in seiner Zelle während Carlo mit dem Frühstück auf Patricia wartete. Seine Gedanken verloren sich und er fing an zu träumen, sah seinen Vater in der schmucken Uniform am Bug eines Schiffes stehen. Sie liefen Reval an und bald würde er seine Liebste wieder sehen. Fein hatte er sich gemacht, gefallen wollte er ihr und ihr Herz erobern, dabei gehörte es ihm doch schon längst. Mit schönen Worten würde er sie umschmeicheln, trunken machen mit seinen feurigen Küssen. Verführen würde er sie und sie würde ihm folgen, egal wohin die Reise auch ging. Vier Mädchen würde sie ihm gebären und zu guter Letzt auch noch einen Jungen: Carlo!

      „Carlito", hatte seine Mamuschka gesagt, „du wirst den Namen von Papaschka weitertragen. Du bist ihm Garant, dass sein Name fortbesteht und nicht ausstirbt.“

      Gottesfürchtig war seine Mamuschka und in ihren Gebeten hatte sie dem Herrn gedankt für ihren Mann und ihre Kinder. Der Herrgott musste sie wohl sehr lieb gehabt haben, immerhin hatte er beide sehr früh zu sich geholt. Die Kinder wurden getrennt und kamen in ein Heim. Als Carlo vierzehn Jahre alt geworden war, hatte er seine Habseligkeiten in einen kleinen Rucksack gepackt und war getürmt. Er hatte gelernt sich durchzuschlagen. Auf der Straße groß geworden, hatte die Straße ihn geprägt.

      „Carlo.“

      Aus seinen Träumen schreckte er auf. Patricia stand vor ihm, es war ihre angenehme Stimme die nach ihm gerufen hatte. Er hatte die Tür für sie weit offen gelassen.

      „Du warst so in Gedanken dass du mein Klopfen gar nicht gehört hast.“

      „Frühstücken wir?“

      „Gerne“, antwortete sie lächelnd und zeigte dabei ihre wunderschönen perlweißen Zähne. Das ist schon komisch, das Lächeln einer Frau und ihre Zähne sind immer das erste, was ihm an ihnen auffällt. Sie konnten schön sein und gut ausgestattet in der Bluse. Und mit einem knackigem Arsch, das ließ ihn erst einmal kalt. Lächelten sie aber, dann war es als wenn sie eine Tür aufmachten und wortlos sagten: „Komm rein, ich mag dich.“ Ein Lächeln reißt die Mauern jeder Festung ein. Wie einfach man doch einen Faden spinnen kann. Während Carlo den Kaffee holte, hatte sie Platz genommen und es sich bequem gemacht. Sie hielt die Augen geschlossen und reckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. Barfuß, die Zehen rot lackiert, den Saum ihres Kleides ein wenig nach oben geschoben, saß sie Carlo gegenüber der ihre wohlgeformten Beine mit seinen Blicken bewunderte. Anmut und Wärme strahlte sie aus.

      „Verdammt.“, Carlo war lange mit keiner Frau mehr zusammen gewesen. Er saß ihr gegenüber, schenkte ihr den Kaffee ein und schnitt ihr ein Brötchen in zwei Hälften. Eigentlich eine vertraute Geste wo sie sich doch kaum kannten. Es schien ihr zu gefallen. Jede Hälfte bestrich sie dick mit Butter und Marmelade und biss vergnügt hinein.

      „Wie gefällt dir dein neues Zuhause?“

      „Es ist wirklich wunderbar, ich fühl mich wohl hier, einfach nur gut.“

      „Später musst du in mein Büro kommen wir müssen den Vertrag noch gegenzeichnen.“

      „Hast du dir schon überlegt was du tun willst, was wirst du arbeiten?“

      „In der Heimat habe ich mit Schmuck gehandelt und das werde ich auch hier tun.“

      Einen kleinen Laden habe ich auch schon, und zwar gegenüber von Angels Haus, genau neben dem Cafe des Inders. Der Laden gehört ihm ebenfalls und ich kann mich zu einem vernünftigen Preis einmieten.“

      „Hast du denn schon Ware, die du verkaufen kannst?“, wollte Patricia von ihm wissen.

      „Na ja, ich habe Edelsteine mitgebracht und ich denke, Gold kann ich hier kaufen. Angel und ich wir werden uns zusammen tun und einen Goldschmied kennt er auch.“

      „Weißt du Carlito, ich kenne da zwei Goldsucher,“ die beiden mieten sich immer bei mir ein, wenn sie aus den Bergen kommen, um in Puerto Plata ihren Fund zu verkaufen. Ich werde euch bekannt machen, möglicherweise kommt ihr miteinander ins Geschäft.“

      Patricia entpuppte sich als ein wahrer Schatz. Sie half Carlo bei den Genehmigungen, die er benötigte, war mit ihm unterwegs um die Ausstattung seines Geschäftes zusammen zu kaufen. Immer öfter frühstückten sie gemeinsam und auch ihre Gespräche wurden vertraulicher. Obwohl zwischen beiden eine geheimnisvolle Spannung entstand, gelang es ihnen doch, es niemals verfänglich werden zu lassen. Es war, als ob sie sich im Arm lagen, ohne sich zu berühren. Irgendetwas hielt Carlo davon ab, einen Angriff zu wagen und auch Patricia wollte ihrem Mann die Treue halten - und das nicht nur platonisch.

      ***

      Der Pick Up krächzte und ächzte, quälte sich durch die Berge. Hinten auf der Ladefläche die Neuerwerbung fürs Geschäft. Zwei Glasvitrinen, abschließbar aus Panzerglas. Patricia hatte das arrangiert; eine Witwe aus Santiago hatte die Vitrinen zum Kauf angeboten. Patricia hatte sie angerufen und schon am Telefon den Preis ausgehandelt und verbindlich zugesagt.

      Man hatte ihren Gatten bei einem Raubüberfall erschossen.

      „Er war Juwelier“, erklärte sie Carlo vor dem Deal.

      „Na wenn das kein gutes Omen ist.“, erwiderte er trocken.

      „Wir leben hier in der dritten Welt“, lächelte Patricia. „Ein bisschen Restrisiko hast du immer. So manchem braven Mann wurde schon für sehr viel weniger die Kehle durchgeschnitten.“

      Das einzige was im Pick Up noch gut funktionierte, war das Radio, aber für ein paar Dollars sollte man keine Wunder erwarten und der Wagen fuhr und brachte sie dahin, wohin sie wollten. Patricia hatte ihre Schuhe abgestreift und ihre nackten Füße aufs Armaturenbrett gestützt. Sie trug abgeschnittene Jeans und ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „GAME OVER.“ Ihre Haare quollen wild unter einer Baseballmütze hervor die sie verkehrt herum trug. Die Augen geschlossen, summt sie das Lied mit, welches blechern aus den Lautsprechern drang.

      „Warum hast du keine Freundin?“

      Carlo sah sie von der Seite an, wie hübsch sie doch ist, dachte er bei sich.

      „Hm. Keine Ahnung. Ich glaube, die Frauen mögen mich nicht.“

      „Komm. Sag' schon. du wirst Ansprüche stellen, die kaum eine Frau erfüllen kann. Ist es nicht so?“ bohrte sie.

      „Nein Quatsch. So ist das wirklich nicht!“

      „Wie muss denn deine Perle aussehen? Sie muss bestimmt bildhübsch sein, damit du dich für sie interessierst, stimmt’s?“

      „Das Aussehen ist mir eigentlich nicht so wichtig“, lachte Carlo. „Allerdings über den TÜV sollte sie schon noch kommen.“

      „Und du?“

      „Wie müsste Dein Traummann sein?“

      „Mein Traummann?“ Also, der sitzt in Fortaleza.“

      Sie

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