Hannah und der seltsame Herr Saliba. Paul Baldauf
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„Du bist jetzt bestimmt müde von dem Flug, nicht wahr?“ Hannah und Nicky sahen ihn gespannt an. „Ja, ich bin ein wenig müde.“
Ufff, der erste Satz war heraus. Jean, Hannah und Nicky lächelten.
Die Fahrt bis nach «Sliema» dauerte gar nicht lange. Adrian hielt an und deutete geradeaus. „Dies ist unser Haus. Hier wirst du die nächsten drei Wochen verbringen.“ Florian schaute das Haus mit großen Augen an. In einer fremden Familie, für drei Wochen! Und sie sprachen kein Wort Deutsch! Vermutlich konnten sie das gar nicht. Ihm war etwas mulmig zumute. Adrian schleppte seinen Koffer nach oben. Auch an der Tür war ein großes Willkommens-Schild angebracht. «Schön, dass du da bist!» stand darauf. Die Buchstaben waren ganz bunt. „Meine Kinder haben das für dich vorbereitet“, sagte Jean. Florian blieb der Mund offen. Für mich? „Vielen Dank!“, sagte er auf Englisch. Er war froh, dass ihm überhaupt etwas eingefallen war. Hannah und Nicky liefen kichernd in die Wohnung. Als erstes zeigte Jean ihm das Bad. „Lass dir Zeit, Florian. Hier hast du ein Handtuch. Da in der Ecke ist die Dusche, daneben die Badewanne. Fühl dich ganz wie zu Hause.“ „Danke.“ Florian sah sich um. Das Badezimmer war so schön eingerichtet! Die Seifen dufteten wie frische Äpfel. Eine halbe Stunde später verließ er das Bad. Die Dusche hat gut getan, dachte er. Jetzt bin ich in Malta, sagte er zu sich selbst. Er konnte es noch nicht ganz glauben.
Im nächsten Raum wartete Jean schon auf ihn. „Zunächst zeige ich dir dein Zimmer. Folge mir bitte.“ Jean gab ihm ein Zeichen mit der Hand. Soll sie am besten immer so machen, dachte er. Das wäre leichter. Sie zeigte ihm zunächst das Treppenhaus. Florian gefielen die bunten Glasfenster. Im Treppenaufgang standen einige antike Möbel.
„Und dies ist dein Zimmer. Ich hoffe, es gefällt dir.“ Jean öffnete den Vorhang. Florian riss staunend die Augen auf. Da unten sah man die Meerespromenade! Jean schien seine Gedanken zu lesen. „Aber bitte, sei vorsichtig! Obwohl es in Malta meist warm ist, weht manchmal ein starker Wind.“ Zum Glück machte sie wieder einige Gesten. Es sah aus, wie wenn sich jemand einen Schal anzieht. Ahaaa, dachte Florian. „Natürlich“, sagte er. Jean lächelte ihn an. „Du wirst sehen, bald sprichst du so flüssig Englisch wie meine Kinder.“ „Ich hoffe“, gab Florian zurück. Er hatte nur die Hälfte verstanden. Aber irgendetwas musste man ja sagen. Jean sah ihn wohlwollend an und strich ihm über das Haar. „Ich lasse dich jetzt erst einmal allein. In einer guten halben Stunde essen wir zu Abend. Einen Stock tiefer, gleich links.“ „Einen Stock tiefer“, wiederholte Florian. Die Anspannung fiel langsam von ihm ab. „Downstairs“, prägte sich Florian das englische Wort ein, als Jean schon wieder im Haus unterwegs war: «Downstairs.»
Als Florian die Treppen hinunterschlich, überkam ihn auf einmal Heimweh. Ach, wäre ich jetzt nur zu Hause und könnte Deutsch sprechen, ging es ihm durch den Kopf. Sein Vater kam ihm in der Erinnerung auf einmal gar nicht mehr so streng vor. Er spürte, wie sich sein Bauch etwas zusammenzog. Jetzt kommt das Abendessen, das kann lange dauern. Wie soll ich mich da unterhalten? Am besten esse ich die ganze Zeit! Mit diesem Vorsatz beschleunigte er seinen Schritt.
Kapitel 3: Bitte setzen…
Der Tisch war schon gedeckt. „A d r i a n“, rief Jean mit lauter Stimme. Dann wandte sie sich dem Gast aus Deutschland zu. „Nimm ruhig Platz.“ „B i t t e s e t z e n“, sagte Hannah. Sie saß am Ende des Tisches und kicherte in sich hinein. „Hannah!“ Jean drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. „Sie macht sich nicht über dich lustig, sondern versucht nur, etwas Deutsch zu sprechen. Für uns ist es nicht leicht, deutsche Wörter auszusprechen.“ Florian zog einen Stuhl heraus und nahm Platz. „Oh, ich verstehe.“ Was hat sie gesagt? «To pronounce?» Was ist das denn? Uff!
Bald nahmen auch Adrian und Nicky ihre Plätze ein. Der Tisch war reich gedeckt: Baguettes und Eier, ganz viele Käsesorten, Salat und Nachtisch, Tee und Fruchtsaft. „Wir frühstücken morgens zwischen 8 und 9 Uhr. Die Kinder, je nach Schulbeginn, natürlich manchmal früher oder später. Mittags essen wir um 12 Uhr, Abends normalerweise um 18.00 Uhr. Ich hoffe, die Zeiten sagen dir zu.“ „Ja, das ist prima.“ Vielleicht hätte ich mir die Uhrzeiten besser mitgeschrieben, dachte Florian. Er sah sich etwas zaghaft um. Hannah war ganz mit dem Essen beschäftigt. Nicky schmierte sich Käse auf ein aufgeschnittenes Baguette. Adrian goss sich warmen Tee ein. Für eine Weile trat Stille ein. Dann sagte Jean: „Erzähl mal, Florian. Deine Heimatstadt in Deutschland, wie heißt sie?“
„Speyer.“ „S p e y e r“, wiederholte Hannah. Sie schüttelte sich und hielt sich eine Hand vor den Mund. Was für ein Wort! „Und wo liegt S p e y e r: In Nord- oder in Süddeutschland, oder wo?“ Die Frage ist zum Glück nicht so schwer, dachte Florian. Er legte sein Brot zur Seite und sagte: „Im Südwesten von Deutschland.“ „And your surname is?“ „?“„Our surname is B o n n i c i.“ „Ah, my surname is Müller.“ „Muller, I see. Very good!“ Gar nicht so schlecht, mein Englisch, dachte Florian. Sie hat «very good» gesagt!
Die erste Nacht schlief Florian ganz tief. Im Schlaf erschien ihm eine Stewardess der AIR MALTA. Sie forderte ihn auf, sich anzuschnallen: „Fasten your seatbelt. Your English lesson is going to start soon!“
Kapitel 4: Zeit für das Frühstück…
Am Morgen hörte er plötzlich ein Klopfen an der Tür. Die Tür ging ein klein wenig auf. „Guten Morgen, Florian. Es ist Zeit für das Frühstück.“ „Ich komme gleich!“ Die Tür schloss sich wieder. Florian erschrak. Um Himmels willen, ich habe verschlafen. Eine halbe Stunde später eilte er an den Frühstückstisch. Alle anderen saßen schon und warteten auf ihn. „Keine Sorge“, sagte Adrian. „Das ist völlig normal, dass man nach einer langen Anreise länger schläft.“ „So ist es“, bestätigte Jean. „Möchtest du Kaffee?“ „Ja, Kaffee, bitte.“ „Mit Milch und Zucker?“ „Nur Kaffee, schwarzen Kaffee, bitte.“
Das Frühstück war schneller vorbei als erwartet. „Well, Florian, today we are supposed to start our lessons.“ „ Oh, I see.“ Jean lächelte. „I’ll go to my room and get my book, my papers and my pen.“ „Very good!“, sagte Jean. „You can also say: I’ll go and fetch my book.“ „Fetch my book“, wiederholte Florian. Dann eilte er die Treppen hinauf.
Kapitel 5: Der Unterricht beginnt
Der erste Unterricht fand auf der Gartenterrasse statt. Florian, dem vorhin noch ganz bang zumute war, fühlte, wie seine Stimmung stieg. An der Wand entdeckte er bunt bemalte Kacheln. Vor der Terrasse blühten Blumen. Sträucher rundeten das Bild ab. Jean goss ihm sogar eine Tasse Tee ein. Florian wusste kaum, wie ihm geschah. Er hatte sich die Lehrerin und den Unterricht streng vorgestellt. Jean blätterte in seinem Englisch-Buch. Nach einer Weile sagte sie: „Heute fangen wir auf spielerische Art und Weise an. Der Unterricht soll schließlich Freude machen.“
Dann fügte sie noch hinzu: „Morgens unterrichte ich dich. Dann hast du Zeit für die Hausaufgaben. Nachmittags hast du frei. Man kann schließlich nicht den ganzen Tag lernen, nicht wahr?“ „Ich stimme zu!“, sagte Florian sofort. Jean lachte lauthals.
„Diese Art von Unterricht heißt auf Englisch «a private lesson or private tuition»: Nur ein Lehrer oder eine Lehrerin und ein Schüler, verstehst du?“
„Ich verstehe“, gab Florian zurück. Verflixt! Warum fällt mir nicht mehr ein? Doch nach den ersten zwei Stunden hatte er das Gefühl, dass der Knoten platzte. So langsam traute er sich mehr zu. Jean war eine angenehme Lehrerin. Mit ihr war das Lernen gar nicht so schlimm. Im Gegenteil. Sie erzählte ihm so viele interessante Dinge. Und sie erklärte auf eine Art, dass ihm alles viel leichter in den Kopf ging.