Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
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„Ich schätze, das wird so leicht nicht zu beweisen sein.“
„Im Moment ist noch gar nichts zu beweisen“, meinte Berringer resigniert. Nur nicht zu viele Hoffnungen machen, dachte er. Schon gar nicht darauf, dass die Eminenz vielleicht endlich enttarnt würde. Die Chance standen eins zu tausend.
Berringer setzte sich vor den Rechner und sah sich die Bilder noch einmal an. Eines klickte er nicht nach ein paar Sekunden weg, sondern betrachtete es sich genauer.
Eine Gruppe von Männern verließ das Firmengelände, und eines der Gesichter glaubte Berringer zu erkennen.
Unmöglich!, dachte er.
Alles in ihm sträubte sich dagegen.
Er spürte plötzlich die sengende Hitze auf seiner Haut. Die Explosion ... die Flammen ...
Berringer schluckte. Schweißperlen standen ihm mit einem Mal auf der Stirn, und er merkte, wie eine rätselhafte Starre seinen gesamten Körper befiel.
Das ist er!, hämmerte es in ihm.
Seine Gefühle waren sehr zwiespältig. Einerseits wühlte es ihn auf, dieses Gesicht endlich gefunden zu haben, nach all den Jahren. Andererseits führte ihn das wieder zurück in die Vergangenheit, ein Gebiet, das er meiden musste wie der Teufel das Weihwasser. Er stand am Rand der Klippe, und es genügte ein kleiner Schubs, um ihn in den Abgrund zu stoßen. Dann war alles aus. Vielleicht war dann Frieden. Wer wusste das schon ...
„Hey, was ist los, Robert?“, fragte Vanessa.
Berringer gab ihr keine Antwort. Hektisch hantierte er mit der Maus herum und vergrößerte das Bild. Er zoomte das Gesicht des einen Mannes so nah heran, dass die einzelnen Pixel sichtbar wurden und sich schließlich nur noch ein Teppich aus quadratischen Farbflächen zeigte. Es hat keinen Sinn, dachte er. Die Auflösung, die Mark gewählt hatte, ließ eben nur einen gewissen Zoom-Faktor zu, wenn man noch etwas erkennen wollte.
„Wer ist dieser Mann?“, hörte er Vanessas Stimme wie aus weiter Ferne. Er achtete auch nicht auf sie, sondern war mit seinen Gedanken ganz bei diesem Mann, bei diesem Gesicht ...
Berringer glaubte einen Mann an der Straßenecke gesehen zu haben, kurz bevor sein Wagen samt Insassen in die Luft geflogen war.
Einen Mann, der genauso aussah wie der Kerl auf dem Bild.
Berringer war schon viel zu lange in diesem Geschäft tätig, um noch an Zufälle zu glauben. Der Kerl musste etwas mit der Bombe zu tun gehabt haben, denn er war damals in der Nähe des Tatorts gewesen, hatte sich aber später nicht als Zeuge zur Verfügung gestellt, sondern war stattdessen abgetaucht.
Das macht doch Sinn, durchfuhr es den Detektiv. Wahrscheinlich hatte er in aller Ruhe und Sicherheit abgewartet, bis die Bombe hochging. Er hatte sich davon überzeugen wollen, dass das Höllending auch explodierte!
Ob er je einen Gedanken an die Opfer verschwendet hatte?
Wahrscheinlich nicht, dachte Berringer.
Er lehnte sich zurück.
Vanessa hatte es inzwischen aufgegeben, ihn ansprechen zu wollen. In Berringers Kopf fuhren die Gedanken Karussell. Immer schneller, bis sie einen Strudel bildeten, dessen Sog sich der Detektiv einfach nicht mehr entziehen konnte.
Und was, wenn er völlig falsch lag? Konnte er wirklich sicher sein, dass dieses Allerweltsgesicht dem Typen von damals gehörte?
„Ja“, sagte er laut. „Ja!“
Von den beiden Mitarbeitern der Detektei erntete er dafür befremdete Blicke.
Berringer schloss die Augen. Er versuchte die Erinnerung zu reaktivieren, sich das Bild wieder ins Bewusstsein zurückzuholen, das er damals gesehen hatte. Aber es war unmöglich.
„Es ist nichts“, sagte er schließlich mit brüchiger Stimme. „Wir machen Schluss für heute.“
6. Kapitel: Eine Gestalt in der Nacht
Berringer fand kaum Schlaf. Immer wieder wachte er auf, weil er wirres Zeug träumte, das sich allerdings aus Bruchstücken von Erinnerungen zusammensetzte.
Erinnerungen, die alle etwas mit der Explosion zu tun hatten, die sein ganzes Leben verändert hatte.
Schließlich sah Berringer ein, dass es keinen Sinn mehr hatte, sich weiterhin im Bett hin und her zu wälzen. In dieser Nacht würde er keinen wirklichen Schlaf finden.
Also zog er sich an und ging an Deck seines Hausboots. Das Wetter hatte sich geändert. Wolken waren aufgezogen, es war nasskalt, und außerdem graupelte es ein bisschen.
Aber die kühle Feuchtigkeit war wie eine kalte, reinigende Dusche für die Gedanken.
Hör auf damit, die Eminenz finden zu wollen!, ermahnte er sich. Hör auf damit, in der Vergangenheit herumzuwühlen wie in einem Schlammloch! Du wirst auf nichts stoßen, was dir irgendwie weiterhelfen wird, sondern am Ende nur darin versinken!
Berringer entschloss sich, ein paar Schritte am Hafenbecken entlangzugehen. Da war es dunkel. Es gab keinen Mond, keine Sterne. All die Lichter der Nacht lagen hinter einem grauen Schleier aus Dunst. Wabernde Schwaden krochen über das dunkle Wasser, dessen Oberflächenbewegung eine fast hypnotische Wirkung auf Berringer ausübte.
Versuch an nichts zu denken. Lass den Kopf frei werden. Alles raus. Nichts bleibt drin. Nur leerer Raum zwischen den Ohren. Nennt man diesen Zustand Paradies?
Er spürte, wie er sich allmählich beruhigte.
Dann bemerkte er die Gestalt.
Sie stand etwa fünfzig Meter entfernt am Rand des Beckens. Es war ein Mann, so viel glaubte Berringer erkennen zu können. Ein Mann mit einer Baseballkappe.
Berringer sah nur eine Art Schattenriss.
Er war von einer Sekunde zur nächsten wieder voll und ganz in der Gegenwart. Die Anwesenheit des Fremden hatte genau das bewirkt, was er zuvor vergeblich zu erreichen versucht hatte: Sein Kopf war leer von all dem Ballast, den seine Seele mit sich herumschleppte. Es gab nur den Augenblick und die Frage, was das für ein Typ war, der da nachts in der Nähe seines Hausboots herumlungerte.
Berringer ging direkt und mit sehr entschlossen wirkenden