Sammelband: 3 wüste Western. Alfred Bekker

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Sammelband: 3 wüste Western - Alfred Bekker

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der Münzen dreht sich auf dem Tresen wie eine Ballerina und fällt erst dann um.

      “Danke.”

      “Danke dem Herrn für jeden Tag, an dem du die Augen aufschlägst, mein Sohn.”

      “Ja, das tue ich auch. Und ich war zuletzt auch wieder in der Kirche”, sagt der Salooner. Das ist nichtmal gelogen, denn er war in der Kirche dabei, als man beschlossen hat, den Colorado-Mann und seine Leute zu holen.

      Der Prediger nimmt sein Frühstück.

      Währenddessen geht der Salooner zu den Schwingtüren und blickt hinaus auf die Main Street.

      “Ich glaube, da draußen wartet jemand auf dich, Prediger!”

      “Soll sich in Geduld üben”, sagt der Prediger und isst ungerührt weiter.

      “Ich fürchte, die werden kaum noch länger geduldig sein”, meint der Salooner daraufhin. Er sieht den Colorado-Mann und seine Leute, wie sie sich vor dem Sallon aufgestellt haben. Am meisten fürchtet der Salooner nun, dass sie zu ihm hereinkommen und die Schießerei bei ihm im Schankraum stattfindet.

      Besser, das Blutbad findet draußen auf der Main Street statt.

      Dann hat er nicht den Schaden.

      “Allein der Herr bestimmt Tag und Stunde”, sagt der Prediger.

      13

      Ein Schuss pfeift durch das Fenster. Die Scheibe zerspringt.

      Der Salooner verkriecht sich hinter seinem Tresen.

      “Prediger! Komm raus!”, ruft eine heisere Stimme.

      Aber der Prediger isst ungerührt sein Frühstück zu Ende.

      Dann legt er einen Cent auf den Tresen.

      “Das ist für dich, Salooner”, sagt er. “Für deine Unannehmlichkeiten. Und dafür, dass du hinterher sauber machst”

      Der Prediger geht zu den Schwingtüren, stößt sie auf und tritt ins Freie.

      Da stehen sie - der Colorado-Mann und seine fünf Gunslinger. Die Hände sind an den Colts. Und zwei der Männer haben Shotguns in den Händen, einer eine Winchester, die jetzt gerade mit einem ratschenden Laut durchgeladen wird.

      Der Prediger schlägt den Rock zur Seite und legt die Griffe der Mauser-Pistolen frei.

      “Ihr habt fünfmal sechs Schüsse in euren Colts”, sagt der Prediger ruhig. “Das macht dreißig Schuss. Dazu kommen je zwei Schuss in den Shotgun-Läufen. Das macht 34 Schuss. Und 12 Schuss im Magazin der Winchester. Dann sind wir bei sechsundvierzig Schuss. In meinen Mauser-Magazinen sind vierzig Kugeln. Ihr seid also leicht im Vorteil.”

      “Ich habe gehört, du redest viel über den Herrn und so - und nicht so viel über Patronen”, sagt der Colorado-Mann.

      “Alles zu seiner Zeit”, sagt der Prediger.

      Der Colorado-Mann spuckt aus. “Wie auch immer, wenn du noch etwas zum Herrn sagen willst, solltest du das jetzt tun. Weil es sonst zu spät sein könnte.”

      Die anderen lachen dreckig.

      Im Hintergrund, auf der anderen Straßenseite, bemerkt der Prediger Hallway und den Town Marshal. Die halten sich beide aus der Schusslinie. Aber sie wollen trotzdem wissen, wie die Sache ausgeht. Sollen sie ihr Schauspiel haben, denkt der Prediger.

      Der Colorado-Mann verzieht das Gesicht. Sein Handballen ruht auf dem Colt. “Na, was ist? Kein Gebet, Prediger?”

      “Es ist niemals zu spät, zum Herrn zu sprechen”, sagt der Prediger.

      14

      Er wartet nicht, bis einer der Männer nervös wird und anfängt zu schießen.

      Stattdessen zieht er seine Mauser-Pistolen heraus und feuert als Erster.

      Einer der Shotgun-Schützen fliegt regelrecht in den Dreck und bleibt der Länge nach und bleidurchsiebt liegen. Der Winchestermann sinkt wie ein gefällter Baum nieder. Ein Schuss nach dem anderen kommt aus den Läufen der Mauser-Pistolen und der Colorado-Mann hat bereits eine Kugel mitten in die Stirn bekommen. Das Einschussloch sieht jetzt aus wie ein drittes Auge.

      Hinter dem Prediger bewegen sich die Schwingtüren, in denen inzwischen Dutzende von Löchern sind.

      Aber der Prediger hat nichts abbekommen.

      Es dauert nicht länger als ein paar Augenaufschläge und der Colorado-Mann liegt zusammen mit allen fünf Gunslingern im Staub der Main Street. Einer der Gunslinger hat noch versucht, zu den Pferden zu kommen.

      Aber der Prediger lässt ihn nicht entkommen und feuert ihm eine Kugel in den Rücken.

      Die angebundenen Pferde wiehern unruhig.

      Aber ansonsten herrscht nun Stille.

      Für den Moment. Als der Prediger zwischen den Toten hindurchgeht und zu Boden auf ihre zerschossenen Leiber blickt, sieht er aus den Augenwinkeln heraus noch, dass jetzt der Town Marshal auf der anderen Straßenseite zur Waffe gegriffen hat.

      Er denkt wohl, dass die Gelegenheit günstig ist.

      Vielleicht glaubt er auch, dass die Magazine der Mauser-Pistolen leer sind.

      Aber so genau kann das in diesem Höllenfeuer ohnehin niemand mitgezählt haben.

      Der Schuss des Town Marshals geht daneben. Knapp, aber daneben.

      Der zweite Schuss streift den Prediger an der Schulter.

      Im Schulterpolster seines Rocks ist jetzt ein Loch. Aber er selbst

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