Taunusgier. Osvin Nöller

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Taunusgier - Osvin Nöller Melanie-Gramberg-Reihe

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permanent um Hamburg. Sie versuchte, ihre Nerven zu beruhigen, und wo sollte das besser klappen als in der beinahe mystischen Atmosphäre der Erlöserkirche.

      Gänsehaut überzog sie, als sie an die Beerdigung ihres Vaters dachte, die sich als gesellschaftliches Ereignis entpuppt hatte. Mit zahlreichen Vertretern der Anwaltsgilde, den Abgesandten der Stadt und unzähligen Menschen, die ­Melanie nicht kannte.

      Sie war Fred Spiegel und Wolfgang Schuldt dankbar gewesen, dass sie gekommen waren. Aber warum hatte Wolfgang nichts über ihre Suche nach Jan Wolter gesagt? Sie hatte ihn ebenfalls nicht angesprochen, da sie einerseits den Anlass als unpassend empfand, andererseits Fred nicht kompromittieren wollte, weil sie ja Schuldts Interesse von ihm wusste.

      Eine Träne löste sich und kullerte ihre Wange entlang. Wäre die Bahn dieses eine Mal pünktlich gewesen, hätte ihr Vater bei ihrem Eintreffen noch gelebt. Wie friedlich er ausgesehen hatte, als er in dem Sterbezimmer gelegen hatte.

      ­Melanie nahm ein Papiertaschentuch aus der Jackentasche und schnäuzte sich die Nase. Sie musste die Ermittlungen vorantreiben und baldmöglichst zu Ende bringen, schon, um Anja zur Seite zu stehen, die viel stärker trauerte als sie selbst.

      Sie verzog das Gesicht, als die Gedanken den Weg zurück zum Fall fanden. Sie hatte zwar verschiedene Fäden gefunden, aus denen ließ sich aber kaum etwas stricken.

      Ihr Auftraggeber war gestern bei ihrem Treffen nicht besonders begeistert gewesen, als sie ihm vorsichtig mitgeteilt hatte, wie wenig sie bisher erfahren hatte. Sie grinste, als sie daran dachte, dass sie ihn schließlich davon überzeugen hatte können, geduldig zu bleiben, weil sie weder unnötig auffallen, noch wichtige Spuren vernichten wollte. Wenn es wenigstens welche gegeben hätte!

      ­Melanie erhob sich. Sie musste sich um ­Sabrinas andere Ex-Freunde kümmern. Mit Philipp Heimke würde sie beginnen und ihn in Michelstadt aufsuchen. Schließlich hatte der ebenfalls die Kurstadt Hals über Kopf verlassen. Vielleicht konnte er ihr etwas zu den Gesamtumständen hier vor Ort erzählen und sein Wohnort lag nur rund neunzig Kilometer entfernt. Das ließ sich mit einem Mietwagen leicht bewältigen.

      ***

      Die Stimme klang entspannt. „Die Gramberg ist wieder in Bad Homburg. Hast du sie getroffen?“

      „Nein. Hat sie uns im Visier?“

      „Bisher nicht. Sie sucht nach wie vor Jan. Du musst aufpassen, wo und wie sie ermittelt. Insbesondere jetzt, da der Penner verschwunden ist. Gibt es dazu was Neues?“

      „Ja, das ist blöd. Die Polizei streift hier herum. Zwei Beamte haben im Silbernen Bein Fragen gestellt, weil er dort regelmäßig war. Es hält sich das hartnäckige Gerücht, dass das Blut, das sie gefunden haben, vom ihm stammt. Soll ziemlich viel gewesen sein. ­Sabrina ist mit den Nerven völlig fertig. Sie hatte einen Zusammenbruch und liegt im Krankenhaus.“

      „Aha. Was ist mit ­Rosenthal? Wie weit seid ihr mit dem.“

      „Geht voran. Er überlegt ernsthaft, nach Gran Canaria zu ziehen. Dann würde er das Haus verkaufen und alle Zelte abbrechen.“

      „Endlich. Bleibt an ihm dran. Da darf jetzt nichts anbrennen. Er ist ein dicker Fisch für uns. Das dürft ihr nicht vermasseln. Hörst du?“

      „Klar, brauchst du mir nicht zu sagen!“

      „Will ich hoffen“, entgegnete die Stimme und legte ohne einen Abschiedsgruß auf.

      ***

      ­Melanie betrat die gut besuchte Wirtschaft. Am Stammtisch saß wie so oft Ralf und an einem Ecktisch Marion Klettke und Werner Mumer. Sie unterhielten sich mit einer älteren Dame, die ­Melanie nicht kannte.

      Überrascht entdeckte sie hinter dem Tresen nicht ­Sabrina, sondern eine schlanke junge Frau. Sie war in etwa so alt wie die Wirtin, hatte schwarze, gewellte Haare, die ihr bis zum Rücken reichten und trug ein knöchellanges, weit geschnittenes Kleid, das an ein buntes Patchwork erinnerte.

      ­Melanie setzte sich unaufgefordert zu Ralf, der sie sofort anstrahlte.

      „Schön, dass du wieder da bist“, begrüßte er sie. „Wir haben hier Wetten abgeschlossen, ob du noch einmal auftauchst. War es sehr schlimm?“

      Sie erzählte kurz von der Beerdigung des Vaters, allerdings ohne in die Einzelheiten zu gehen. Vielmehr tat sie so, als berühre sie das alles wenig.

      Ralf berichtete seinerseits von ­Sabrinas ­Nervenzusammenbruch und ihrem Krankenhausaufenthalt. Er sei am Nachmittag bei ihr gewesen und hoffe, dass sie bald entlassen werde. Das Verschwinden des Grafen hätte sie dermaßen aus der Bahn geworfen. Er zeigte zur Bar. „Das ist übrigens Katja, ­Sabrinas Cousine. War in den vergangenen Wochen mit dem Rucksack in der Welt unterwegs, deshalb kennst du sie nicht.“

      Die Frau erschien am Tisch und fragte nach der Bestellung.

      „Eine Kräuterlimonade, bitte.“

      „Katja, darf ich dir Mel vorstellen? Sie war in letzter Zeit fast jeden Tag hier und hat sich ein wenig mit uns angefreundet. Ein neuer Stammgast!“

      Die Bedienung lächelte und streckte ihr die Hand entgegen. „Freut mich, Katja.“

      „­Melanie, aber alle sagen nur Mel.“

      Die Cousine verschwand in Richtung Tresen, während sich ­Melanie wieder Ralf zuwandte. „Wo wohnt sie denn? Bei ­Sabrina?“

      Er schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat ein paar Häuser entfernt eine Wohnung.“

      ­Melanie überlegte. Das war die Chance, auf die sie gewartet hatte!

      Die Eingangstür öffnete sich und Leo Schneider betrat forsch das Lokal. Schnurstracks lief er auf die Bar zu und polterte sofort los: „Ein Bier, und zwar zackig!“ Er schien zur Verstärkung seiner Forderung einen Kasernenton imitieren zu wollen und lachte hämisch.

      Katja zuckte zusammen und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Herr Schneider“, sie zögerte, „Sie haben bei uns Hausverbot und das wissen Sie! Verlassen Sie bitte die Gaststube.“ Sie stand da wie angewurzelt.

      „Pass mal auf, du Schnepfe! Mir ist egal, was ihr hier erzählt. Ich hab eine Hopfenkaltschale bestellt und ich bekomme jetzt sofort eine!“ Er beugte sich vor. Die Stimme wurde einen Tick leiser, dennoch konnte ­Melanie alles gut verstehen.

      „Falls ich nicht blitzartig ein volles Glas vor mir habe, mache ich aus dieser Kaschemme eine Achterbahn.“ Wie zur Bekräftigung fegte er eine Spendendose vom Buffet, die krachend auf dem Boden landete, zum Glück jedoch verschlossen blieb.

      Katja bewegte sich im Zeitlupentempo zum Zapfhahn. „Okay, einen Augenblick“, flüsterte sie.

      ­Melanie sah sich um. Keiner der Anwesenden machte Anstalten, einzugreifen und der Bedienung zur Seite zu stehen. Einige schauten gebannt zum Tresen, andere schienen sich auf einmal für die Tischplatten vor ihnen zu interessieren.

      ­Melanie versuchte so viel Entschlossenheit, wie es ihr möglich war, in den Befehl zu legen. „Stopp, Schneider!“ Sie sprang auf.

      Katja hielt inne und sah verdutzt herüber.

      Der Jungnazi wirbelte herum. „Wer bist du denn, Kleine? Spinnst

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