Die Bad Religion Story. Jim Ruland

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Die Bad Religion Story - Jim Ruland

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verstand Rodneys bedeutsame Rolle für die Szene. „Er war ein Typ, der stolz darauf war, genau zu wissen, wer die neuesten coolen Bands waren, weil er ihre Konzerte besuchte. Rodneys Radiosendung startete um Mitternacht und er spielte Importe aus England, an die wir nicht herankamen sowie lokale Gruppen, die man nur schwer fand. Aber die Bands steckten ihm ihre Tapes zu, damit er sie im Radio spielte.“

      Rodneys Show ließ Gregs Traum vom Musikmachen ein wenig realistischer erscheinen. Die Musik, die Rodney im Radio spielte, umfasste nämlich auch krude Demos. Was zur Erkenntnis führte, dass man nicht bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag stehen musste, um es ins Radio zu schaffen. Alles, was man dafür tun musste, war, es eben einfach zu versuchen.

      Auch für Jay Ziskrout stellte Rodneys Radiosendung eine vitale Verbindung zur Punk-Szene in Hollywood dar. „Damals hatte KROQ ein echt schwaches Signal. Wir saßen draußen im westlichen San Fernando Valley und konnten KROQ bei uns zuhause nur selten empfangen. Ich besuchte dann Brett, weil er auf einem Hügel wohnte. Manchmal musste man dann die Antenne hochhalten, damit man einen klaren Empfang hatte.“

      Die Circle Jerks nahmen das Demo von Bad Religion mit zum Radiosender. (Sowohl Hetson als auch Lucky reklamieren diese Ehre für sich.) Keith stellte die Band vor und Rodney schickte „Politics“ über den Äther. Obwohl Ziskrout wusste, dass es passieren könnte, war er nicht auf seine eigene Reaktion vorbereitet, als es tatsächlich soweit war. „Der Nervenkitzel, sich selbst zum ersten Mal im Radio zu hören, ist unbeschreiblich. Man kann das mit nichts vergleichen.“

      Rodneys Hörer waren von der neuen Gruppe aus dem San Fernando Valley überaus angetan. Sie wollten mehr davon und Rodney entsprach diesem Wunsch. „Daraufhin verzeichneten wir einen Popularitätsanstieg in L.A.“, sagt Brett. „Rodney war ein echter Förderer. Er mochte den Song und fand uns gut. So machten wir uns einen Namen, da die Kids seine Show aufzeichneten. Auf diese Weise konnten die Leute unsere Songs hören, noch bevor sie überhaupt auf Platte erschienen waren.“

      Bad Religion traten außerdem in New Wave Theatre auf, einer Show im Kabelfernsehen, in der man Live-Auftritte von Underground-Bands verfolgen konnte. In der der relativ kurzen Laufzeit der Sendung spielten Bad Religion dort gleich zwei Mal. Ihre Premiere feierten sie Ende 1980 mit drei Songs: „Bad Religion“, „Slaves“ und „Oligarchy“. Der Gastgeber Peter Ivers kleidete sich stets in topaktueller New-Wave-Manier, obwohl er schon ein bisschen älter war als die jungen Leute aus der Szene.

      Der Anfang und das Ende der Show sorgten dafür, dass der Auftritt von Bad Religion unvergesslich blieb. Ivers, der gerne locker-flockig und spontan daher plauderte, stellte Bad Religion als „highspeed tough guys from Purgatory Beach“ vor – als Hochgeschwindigkeits-Schlägertypen vom Strand des Fegefeuers. Es muss ihm bewusst gewesen sein, dass er es mit ein paar Jugendlichen zu tun hatte, die noch nie im Fernsehen gewesen waren, aber indem er die Band als „Schläger“ ankündigte, vermittelte er dem Publikum den Eindruck, Punk wäre brutal und gewalttätig, mehr Sport als Kunst.

      Nach ihrer Darbietung schlüpfte Ivers während eines kurzen Interviews erneut in die Rolle des Provokateurs. Es war ein faszinierender Austausch, der nicht nur die jugendliche Energie von Bad Religion und ihren Charme, sondern auch ihre intellektuelle Seite offenbarte. Greg wirkte ruhelos und unfähig, während des Interviews stillzustehen. Trotz Ivers’ konfrontativer Art lächelte er die ganze Zeit. In der Mitte des Interviews stieß Jay Greg versehentlich mit seiner Bassgitarre an, was Greg aus der Konzentration brachte. Ivers stellte Greg eine Frage zu „Slaves“, der darauf sagte, es handle sich um einen sehr „inspirativen“ Song.

      Doch Ivers war noch nicht fertig mit Greg und drängte ihn, sich zu rechtfertigen. Unsicher, was er sagen sollte, antwortete Greg: „Ich schreibe bloß den Text.“ Einen Augenblick lang schien es, als wäre die Band in eine Falle getappt. Als ob er gespürt hätte, dass Ivers beabsichtigte, die Band als Narren zu entlarven, eilte Brett, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „SMUT MONGER“ trug, seinem Sänger zu Hilfe.

      BRETT: Zunächst einmal, jede organisierte Denkschule ist eine schlechte Religion. Jede Regierung ebenso. Jegliche vorbestimmte Vorstellung davon, wie man sich benehmen soll, ist eine schlechte Religion … Eigentlich haben wir uns Bad Religion genannt, weil wir unsere Ideen zum Ausdruck bringen wollen. Wir haben uns nicht Good Religion genannt. Wir nennen uns Bad Religion, weil wir Religion für schlecht halten und im Grunde genommen sämtliche organisierte Denksysteme Religionen sind.

      IVERS: Ihr präsentiert euch auf eine sehr primitive, fast schon animalische Art und Weise, doch das, wovon du da sprichst, ist sehr anspruchsvoll.

      BRETT: Ich finde nicht, dass man Leute nach ihrem Verhalten bewerten sollte. Ich glaube nicht, dass das eine Auswirkung auf das hat, was sie im Kopf haben.

      GREG: Genau, sieh dich doch mal an.

      Obwohl sie sich auf der Bühne als rotzfreche Maulhelden gaben, enthüllte die Show, wie scheu sie abseits davon waren. Sie waren die letzte Generation von Kindern, denen nicht ständig eine Videokamera ins Gesicht gehalten wurde. Ihr Unbehagen ist gleichermaßen charmant und albern. Gregs kindische Stichelei – „Sieh dich doch mal an“ – war ein krasser Kontrast zu seinen nachdenklichen Texten und jener Art von Dialog, zu der er später als Akademiker anregen würde.

      „Wir waren super-nervös“, kommentiert Jay die Show ganz unumwunden. „Wir waren ja so unfassbar schräg!“

      Ein Auftritt in einer lokalen Kabelfernsehsendung war nun kaum der ganz große Wurf, doch markierte er zumindest einen vielversprechenden Abschluss eines eindrucksvollen Jahres. Sie hatten ein Demo produziert, das sehr gut ankam, ein paar Konzerte gespielt und eine EP aufgenommen. Damit hatten sie schon mehr geschafft als andere Bands in ihrer gesamten Karriere. Dass sie ein paar ihrer frühen Auftritte mit Social Distortion und den Circle Jerks absolvierten und diese von Leuten wie Darby Crash frequentiert wurden, legte nahe, dass sie gut vernetzt waren. Das traf aber nicht zu. Obwohl Punk in L.A. nun populärer als je zuvor war, gab es nach wie vor nur wenige Auftrittsmöglichkeiten. Deshalb reisten Punk-Fans aus der ganzen Gegend um Los Angeles an, um Auftritte auf Gartenpartys und in Lagerhallen zu erleben. Gleichzeitig waren Punk-Bands immer auf der Suche nach gleichgesinnten Bands, die darauf brannten, live zu spielen, und dann auch wirklich aufkreuzten – selbst wenn sie ihre Ausrüstung in irgendein Haus oder eine gemietete Lagerhalle in Oxnard, East L.A. oder San Pedro schleppen mussten. Diese Beschreibung traf auf Bad Religion zu.

      „Die Szene war ziemlich klein“, so Jay. „Somit traf man ständig auf die immer gleichen Leute. Man besuchte ein Konzert und sah sich die Band an. Das nächste Mal spielte man dann wiederum selbst.“

      In jenen Tagen konnte ein jugendlicher Punk, der noch nie in Hollywood gewesen war, ein Konzert besuchen und direkt neben seinen Helden stehen. Natürlich beruhte das Gefühl der Wertschätzung nicht immer auf Gegenseitigkeit. So etwa bei Jays erstem Treffen mit John Doe. „Zur Seite, Junge“, blaffte ihn der Bassist von X an. „Er war vielleicht 21“, berichtet Jay. „Ich war 15 und er dachte sich vermutlich, dass ich die Szene ruinieren würde. Womit er richtig lag.“

      Den Bandmitgliedern fiel schon bei ihren ersten Konzerten auf, dass viele der jungen Konzertbesucher die Texte ihrer Songs kannten, obwohl die erste EP noch gar nicht erschienen war. Als die Leute bei ihren Shows mitsangen, begriffen Bad Religion, dass dieses schräge Projekt, das sie nach der Schule in der Garage von Gregs Mom betrieben, über ihren unmittelbaren Freundeskreis hinaus Anklang fand. Was sie da taten, bedeutete den Fans offenbar etwas und wurde von ihnen geschätzt. Langsam dämmerte es ihnen, dass diese Kids sich ihre Songtexte deshalb merkten, weil sie etwas Bedeutungsvolles zu sagen hatten.

      Da sich das Publikum teilweise aus ihren Helden und Kollegen aus anderen Bands zusammensetzte, kam Jay nicht umhin, seine Darbietung überaus kritisch zu bewerten: „Ich weiß noch, dass ich immer dachte: Das war ein guter Song, der war auch gut.

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