Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin. Alfred Bekker

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Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin - Alfred Bekker

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hätte nämlich nicht viel gefehlt und er wäre am Steuer eingeschlafen.

      Er löste den ersten Knopf seines Hemdkragens, bevor er die Tür passierte. Lebend bis nach Hamburg gelangen – das erschien ihm im Moment wie ein Ziel, das fast unerreichbar war.

      2

      Dornbach ließ den Blick schweifen. Hinter dem Tresen stand ein großer, breitschultriger Mann, auf dessen T-Shirt in großen Buchstaben ICH BIN KALLI aufgedruckt war, womit er wohl signalisieren wollte, dass man es bei ihm mit dem Chef von KALLIS AUTOBAHN-RESTAURANT zu tun hatte.

      Dornbach bemerkte einen Mann mit hoher Stirn, die so sehr glänzte, dass sich in ihr sich das Licht der Neonröhren spiegelte. Er trug eine Brille mit schwarzem Horngestell, die ihm auf der Nase zu drücken schien, denn er nestelte immer wieder an dem Gestell herum.

      Einen Augenblick fragte sich Dornbach, ob er einer von IHNEN war. Dicke Brillen eigneten sich hervorragend zum Verstecken von Ohrhörern und Mikrofonen, wie sie Observationsteams benutzten. Besonders stark schien die Brille auch nicht zu sein. Möglicherweise Fensterglas!, dachte Dornbach.

      Wie erstarrt stand er da und konnte sich im letzten Moment bremsen, um nicht einfach instinktiv unter die Jacke zu greifen und die Waffe herauszureißen.

      Der Mann mit der dicken Brille schien sich für den Ständer mit Karten und Stadtplänen zu interessieren. Zumindest tat er so.

      Er blätterte in einem Reiseführer über Mecklenburg-Vorpommern herum und stellte ihn wieder zu den anderen.

      Dann blickte er auf und sah Dornbach für einen Moment an.

      Das Gesicht war V-förmig und sehr schmal, was die abstehenden Ohren dafür umso größer wirken ließ.

      An dem spitz zulaufenden Kinn befand sich ein deutlich sichtbares Grübchen.

      Dornbach schluckte. Er versuchte, sich zu erinnern, ob dieser Mann zu IHNEN gehörte und er ihn schon einmal gesehen hatte. Vielleicht in anderer Kleidung und kosmetisch verändert...

      „Ist was?“, fragte der Mann mit Brille.

      Der Schweiß auf Dornbachs Stirn fühlte sich jetzt eiskalt an.

      Er öffnete halb den Mund und war im ersten Moment vollkommen unfähig, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen.

      „Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte der Mann mit der Brille.

      „Alles in Ordnung“, meinte Dornbach, obwohl sein Herz raste und er das Gefühl hatte, als ob jemand einen Spanngurt um seinen Brustkorb gespannt hätte und diesen nun langsam immer fester zurrte.

      Dornbach ging weiter Richtung Tresen.

      Eine Frau von Mitte dreißig saß dort vor ihrem Kaffee. Sie trug ein seriös wirkendes Kostüm. Das blonde Haar war leicht gelockt.

      „Einen Kaffee“, wandte sich Dornbach an den Mann mit dem Kalli-T-Shirt. „Und ich hoffe, dass er besonders stark ist.“

      „Für Sie also einen Leichenwecker!“

      „Ja.“

      Er grinste.

      Aber dieses Grinsen erstarb sofort, als er die Schweißperlen auf Kallis Stirn sah.

      „Ist es Ihnen zu warm hier?“

      „Nein, nein, ist alles in Ordnung.“

      „Sagen Sie, ich kenne Sie doch. Fahren Sie die Strecke nicht öfter?“

      „Tut mir Leid, aber mir ist im Moment nicht nach Small Talk“, sagte Dornbach.

      „War ja nur 'ne Frage. Ich dachte, ich hätte Sie hier schon mal gesehen.“

      Das Telefon klingelte und der Mann mit dem „ICH BIN KALLI“- T-Shirt ging an den Apparat.

      „Nehmen Sie das Kalli nicht übel“, sagte die Frau mit den blonden Locken. „Das macht er bei jedem.“

      Dornbach lächelte matt.

      Immer wieder kehrte sein Blick dabei zu den blonden Haaren zurück, die sich auf ihren schmalen Schultern kräuselten.

      Dornbach nippte an seinem Kaffee. „Wenigstens ist sein sogenannter Leichenwecker wirklich das, was er sein sollte – nämlich stark!“

      „Ja, hier halten viele Trucker, die viel zu lange auf dem Bock sitzen und glauben, dass sie mit einer Tasse des Gebräus wenigstens noch bis Ludwigslust kommen!“ Sie stutzte. „Ist irgendetwas mit meinen Haaren nicht in Ordnung oder warum starren Sie...“

      „Es ist alles in Ordnung. Es ist nur so: Jemand, der mir sehr nahe stand, hatte die Haare genauso wie Sie. Und für einen Moment sind meine Gedanken etwas abgeschweift.“

      Sie runzelte die Stirn.

      Dann blickte sie auf die Uhr an ihrem Handgelenk und sagte: „Es wird Zeit für mich.“ Sie wirkte plötzlich nervös. Kalli war immer noch am Telefon. Sie holte ihre Kreditkarte aus der Handtasche und tickte damit unruhig auf dem Tresen herum. Als sie stille hielt, konnte Dornbach den Namen lesen, der dort eingetragen war.

      Rita Rabulewski.

      3

      Eine halbe Stunde später ...

      Die Limousine holperte über den schmalen, ungepflasterten Weg, der bis zu einem Waldstück führte. In einer Entfernung von einer halben Meile war das nächtliche Lichterband der Autobahn zu sehen.

      Bei dem Waldstück hielt der Wagen. Der Motor wurde abgeschaltet.

      Der Fahrer stieg aus, umrundete die Motorhaube und öffnete die Beifahrertür. Das Mondlicht fiel auf den von blonden Locken bedeckten Kopf einer

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