Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin. Alfred Bekker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin - Alfred Bekker страница 6

Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin - Alfred Bekker

Скачать книгу

nicht gelöst ist, was mich ehrlich gesagt auch nie wirklich losgelassen hat.“

      „Vielleicht haben wir jetzt die Gelegenheit, den Täter endlich zu überführen“, sagte ich.

      „Ich werde jedenfalls mein Bestes dazu tun“, versprach Frederike Glasmacher.

      Ein Erkennungsdienstler wandte sich an Fastendonk und wies darauf hin, dass die mit Markierungen abgegrenzten Areale auf keinen Fall betreten werden durften. „Wir haben ein paar Fuß- und Reifenabdrücke“, erklärte er. „Näheres kann ich natürlich noch nicht sagen.“

      Fastendonk brachte uns zu der Stelle, an der die Tote aufgefunden worden war. Sie saß aufrecht gegen einen Baum gelehnt.

      Der Gerichtsmediziner hatte seine Untersuchungen gerade abgeschlossen.

      Es war Dr. Bernd Claus von der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst Berlin.

      „Tag, Harry“, begrüßte mich Dr. Claus, mit dem wir schon häufig zusammengearbeitet hatten.

      Eigentlich lag der Tatort gar nicht mehr im Zuständigkeitsbereich der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst. Aber hier auf dem platten Lande besaß man natürlich kein eigenes gerichtsmedizinisches Institut.

      „Können Sie schon etwas sagen?“, fragte Rudi.

      „Jemand hat sie mit ein paar sehr exakt angesetzten Schnitten so verletzt, dass sie innerhalb einer Viertelstunde vollständig ausgeblutet sein dürfte. Ich kann keinerlei Anzeichen für Gegenwehr erkennen. Und die Schleifspuren auf dem Boden sprechen eine relativ eindeutige Sprache.“

      „Sie meinen, sie wurde betäubt“, mischte sich Frederike Glasmacher ein.

      Dr. Claus nickte. „Ja, davon würde ich ausgehen. Genaues kann ich natürlich erst nach einer Autopsie sagen. Wir werden auf diesen Punkt besonderen Augenmerk legen.“

      Frederike Glasmacher wandte sich an mich. „Das entspricht exakt der Vorgehensweise, die der Kerl bei den bisherigen Taten an den Tag gelegt hat.“

      „Sie sind sich bereits sicher, dass es ein Mann ist?“, fragte ich.

      „Die meisten Taten dieser Art werden von Männern begangen“, erwiderte sie.

      „Es ist noch gar nicht solange her, da hatten wir es in Berlin mit einem weiblichen Serientäter zu tun.“

      „Ich habe davon gehört. Der sogenannte ‚Frisör’. Der Fall hat in der Fachpresse einiges Aufsehen erregt. Sie haben an dem Fall gearbeitet?“

      „Ja“, nickte ich.

      „Dann kennen Sie sicher Dr. Gary Schmitt.“

      „Er war unser Profiler...“

      „...und mein Dozent in Quantico.“

      Ich hob die Augenbrauen. „Sie waren an der FBI-Akademie?“

      „Ja.“

      „Die USA scheinen ja das Mekka dieser Art von Forschung zu sein.“

      „Da haben Sie zweifellos Recht. Man ist uns da meilenweit voraus.“

      „Und Dr. Schmitt war Ihr Dozent in Quantico?“

      „Ja, genau.“

      „Und Sie? Hätte Sie sowas nicht gereizt?“

      „Ich habe niemals mit dem Gedanken gespielt, dort zu bleiben – genauso, wie ich eine Bewerbung beim Bundeskriminalamt nie in Erwägung gezogen habe.“

      „Warum nicht?

      „Ich war im Rahmen einer Fortbildung in Quantico, die ich auf mein Psychologiestudium draufgesetzt habe.“

      „Und doch haben Sie sich später bei der Hamburger Kripo anstellen lassen.“

      „Wissen Sie, das Erstellen von Täterprofilen hat mich immer interessiert, aber nie so sehr, dass ich nur noch dieser Tätigkeit nachgehen wollte. Ich bin in erster Linie Psychologin geworden, um Menschen zu heilen, nicht um Verbrecher zu überführen.“

      „Verstehe.“

      „Außerdem habe ich Schwierigkeiten, mich in eine Hierarchie einzuordnen, was die Aufstiegschancen doch ganz erheblich minimiert – gleichgültig ob beim BKA oder der Hamburger Kripo.“

      „Wem sagen Sie das...“

      „Also habe ich mich selbstständig gemacht, nachdem ich durch meine Tätigkeit bei der Polizei in Hamburg genug verdient hatte. Jetzt arbeite ich allenfalls noch auf Honorarbasis für die Behörden – und ich sage Ihnen, es ist sehr viel angenehmer, mit dem Gefühl zu arbeiten, jederzeit die Brocken hinwerfen zu können, wenn einem etwas gegen den Strich geht.“

      „Konnte die Tote schon identifiziert werden?“, fragte Rudi an Polizeiobermeister Fastendonk gewandt.

      Dieser schüttelte den Kopf.

      „Nein. Meine Leute haben gleich die Umgebung abgesucht, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das uns einen Hinweis geben könnte. Sie hatte keine Handtasche und keine Papiere dabei – und in dem Bereich, den wir absuchen konnten, fand sich auch nichts dergleichen.“

      Ich ging in die Hocke und sah mir die Tote genauer an. Ihre Augen waren geschlossen. Die Züge wirkten beinahe entspannt, friedlich. Auch das sprach dafür, dass sie betäubt worden war.

      „Selbstmord ist definitiv auszuschließen“, sagte Dr. Claus. „Die Schnitte an den Armbeugen und den Handgelenken hätte sie sich natürlich auch selbst beibringen können – aber bei dem Bauchschnitt halte ich das für vollkommen ausgeschlossen.“

      „Wir hätten dann auch die Tatwaffe finden müssen“, stellte der Kollege Fastendonk klar.

      „Mit was für einen Täter haben wir es Ihrer Meinung nach zu tun?“, fragte ich an Frederike Glasmacher gerichtet.

      „Er ist männlich, wahrscheinlich zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig Jahre alt. Er dürfte von eher zurückhaltendem, introvertiertem Charakter sein und war vielleicht wegen einer Psychose in ärztlicher Behandlung. Vielleicht nimmt er bis heute Psychopharmaka, die ihn stabilisieren. Ich könnte mir vorstellen, dass er ein ziemlich unauffälliges Leben führt, einen Job gewissenhaft erfüllt. Kein Beruf, der Kreativität erfordert, sondern eher etwas... wie soll ich mich da ausdrücken?“

      „Langweiliges?“, hakte ich nach.

      Frederike Glasmacher nickte. „Buchhalter, Handelsvertreter, Prokurist. Vielleicht war er in der Schulzeit ein gewissenhafter Streber mit sehr guten Beurteilungen in den schriftlichen Fächern – und vor allem bei Tests im Multiple Choice Verfahren. Aber spätestens auf der Uni, wo mehr Selbstständigkeit gefragt ist, dürfte er ins Mittelfeld abgerutscht sein.“

      „Sie reden über den Täter, als wäre er Ihnen persönlich bekannt“, staunte der Kollege Fastendonk.

      „In gewisser Weise ist er das auch. Seit Jahren sehe ich mir die Tatorte an, die er hinterlassen hat und versuche mich

Скачать книгу