Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin - Alfred Bekker страница 9
„Tut mir Leid, dass Sie so schlecht von uns denken“, erwiderte ich. „Eigentlich sehen wir unsere Aufgabe eher darin, die Menschen vor dem Verbrechen zu schützen. Vor allem die Schwachen.“
Nollendorfer lachte höhnisch. „Sie glauben diesen Mist doch nicht einmal selbst, Herr...“
„Kommissar Kubinke.“
„Ich persönlich traue weder der Regierung noch den Behörden über den Weg. Es wäre alles viel einfacher, wenn jeder Mann seine Waffe hätte und damit auch umgehen könnte. Dann könnte man sich diesen gesamten korrupten Polizeiapparat sparen.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
Dann zuckte er mit den breiten Schultern.
Niemand von uns hatte besondere Lust, die verqueren Ansichten von Michael Nollendorfer weiter zu diskutieren. Uns ging es um die Abklärung der Fakten.
„Wann haben Sie die Tote genau gefunden?“, fragte ich.
„Heute Morgen, so gegen vier Uhr. Kurz darauf ging die Sonne auf.“
„So früh sind Sie schon unterwegs?“, wunderte ich mich.
Er nickte.
„Ja. Was dagegen?“
„Schildern Sie uns genau, was passiert ist!“
„Ich mache um die Zeit immer einen Weg von gut fünf Meilen mit Wotan und Odin.“
„Sind das nicht zwei verschiedene Namen für ein- und denselben nordischen Gott?“, mischte sich Frederike Glasmacher ein.
Er schien überrascht zu sein, dass ihn jemand darauf ansprach. „Das stimmt“, gab er zu. „Aber die beiden Doggen kommen ja auch aus demselben Wurf. Aber wollen Sie mich jetzt über die Hunde ausfragen oder über die Leiche am Waldrand?“
„Es würde uns bei der Einschätzung Ihrer Aussage helfen, etwas mehr über Sie zu wissen“, erwiderte Frederike Glasmacher.
„Dann hätte ich die Leiche wohl besser sich selbst überlassen sollen, anstatt der Polizei den Fund zu melden“, knurrte Nollendorfer mit heiserer Stimme. „Die Raben hätten ihre Mahlzeit und ich keinen Ärger gehabt.“
„Wieso gehen Sie davon aus, dass Sie Ärger bekommen?“, fragte Frederike.
Er stutzte, presste die Lippen aufeinander und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Mir fiel auf, dass er eine Tasche für ein Klappmesser am Gürtel trug.
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich erwarte ich einfach Ärger, wenn Bullenschweine auftauchen.“
„Sie waren gerade dabei, uns zu schildern, wie Sie auf die Leiche aufmerksam wurden“, versuchte sich das Gespräch wieder auf den Fall zu lenken.
Er nickte. „Die Hunde wurden plötzlich unruhig. Ich bin den beiden eigentlich nur gefolgt und dann sah ich sie da sitzen. Grässlich. Da ich kein Handy und auch keinen Festnetzanschluss besitze, musste ich erst die Strecke bis zu Kallis Autobahn-Restaurant laufen. Das liegt an der A24. Es gehört auch eine Tankstelle dazu. Alles 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet. Von dort habe ich die Polizei angerufen.“ Er atmete tief durch. „Dieser Kalli hat noch so ein Theater wegen der Hunde gemacht. Keine Ahnung, in welches Dreckloch Wotan hinein getreten war, aber jedenfalls gab es ein paar hässliche Spuren auf dem Boden.“
„Sind Sie von dort aus direkt zurück zum Tatort gegangen?“
„Nein, ich musste den Hunden etwas zu fressen und zu trinken geben. Wotan und Odin sind an einen regelmäßigen Tagesablauf gewöhnt. Als ich am Tatort eintraf, waren schon jede Menge Bullen in der Nähe. Ich habe gegenüber dem Wachtmeister oder wie der sich nennt meine Aussage gemacht und dachte eigentlich, dass es damit vorbei wäre.“
„Hatten Sie Gelegenheit, sich am Tatort etwas umzusehen?“, mischte sich jetzt Rudi ein. „Oder haben Ihre Hunde noch etwas entdeckt?“
„Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinaus wollen!“
„Darauf, dass wir bei der Toten nur einen Lippenstift, aber nicht die dazugehörige Handtasche gefunden haben. Und außerdem hat jemand versucht, ihr einen Ring vom Finger zu nehmen.“
„Fangen Sie den Mörder. Dann haben Sie wahrscheinlich auch diese Dinge.“
Ich nickte. „Vermutlich. Nur eine Sache noch!“
„Wenn ich dann endlich meine Ruhe habe...“
„Das Taschenmesser an ihrem Gürtel hätte ich gerne.“
Nollendorfer verengte die Augen und ich war froh, dass die Hunde im Haus eingeschlossen waren. Andererseits traute ich den Tieren durchaus zu, dass sie auf einen Pfiff hin die Tür öffnen konnten.
„Wir möchten Sie als möglichen Täter gerne von vorn herein ausschließen“, erklärte Rudi. „Unsere Spezialisten im Labor können beurteilen, ob Ihr Messer die Tatwaffe gewesen sein könnte.“
„Sie bekommen es natürlich sofort zurück, wenn der Befund negativ ist“, versicherte ich.
„Sie wollen mir doch bloß was anhängen!“, knurrte er.
„Genau das Gegenteil ist der Fall“, erwiderte ich. „Lassen Sie das Messer in der Tasche stecken und nehmen Sie die vom Gürtel.“
„Brauchen Sie dazu nicht einen richterlichen Beschluss oder sowas? Ich kenne mich inzwischen gut aus. Schließlich war ich schon oft genug ein Opfer von Amtswillkür und Justizschikane.“
Rudi seufzte. „Wenn wir mit einem richterlichen Beschluss zurückkehren müssen, stellen sechs Mann Ihr Haus auf den Kopf. Sie werden solange in Gewahrsam genommen und Ihre Hunde müssen sich für 48 Stunden an den Tagesablauf des örtlichen Tierheims gewöhnen. Ich weiß nicht, ob das wirklich in Ihrem Interesse liegt.“
Er griff sich an den Gürtel, zögerte aber noch. Die Hunde im Haus wurden unruhig. Offenbar waren die Tiere sensibel genug, um die zunehmend aggressive Grundstimmung des Gesprächs mitzubekommen.
Für ein paar Augenblicke hing alles in der Schwebe und ich war kurz davor, Frederike Glasmacher zu raten, sich in ihren Wagen zu setzen. Aber dann gab Nollendorfer doch noch nach. „In Ordnung, Sie kriegen das Messer.“
7