Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin - Alfred Bekker страница 13
Kalli verengte die Augen ein wenig.
„Sie glauben wirklich, dass dieser biedere Typ ein Mörder ist?“
„Nein. Aber er wird uns zweifellos ein paar sehr interessante Fragen beantworten müssen!“
Frederike Glasmacher erkundigte sich dann noch nach Michael Nollendorfer. „Was hatten Sie an dem Morgen für einen Eindruck von ihm, als er die Polizei verständigte?“
„Ich konnte kaum noch die Augen offen halten“, erklärte Kalli. „Erwarten Sie jetzt also keine scharfsinnigen Beobachtungen. Nollendorfer war völlig außer sich und das machte natürlich auch seine Hunde entsprechend nervös. Außerdem war seine Kleidung blutig.“
„Wo genau war seine Kleidung blutig?“, hakte Rudi nach.
Kalli Bovenschütte hob die Augenbrauen. „An den Ärmel-Enden seiner Jacke. Ich sprach ihn deswegen an, aber er reagierte gar nicht darauf. Ich nehme an, dass er noch versucht hat, der Frau zu helfen. Er stammelte nur immer wieder etwas davon, dass ihre Pulsadern aufgeschnitten seien und glaubte wohl, es mit einer Selbstmörderin zu tun zu haben.“
„Aber Sie haben das nicht angenommen“, stellte ich fest.
Kalli bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht zu deuten wusste.
„Nein, ich dachte ehrlich gesagt gleich an das A24-Monster. Wissen Sie, wenn man hier direkt an der Autobahn lebt, dann geht einem diese Serienkiller-Geschichte natürlich viel näher, als jemandem, der irgendwo sonst wohnt. Allein der Gedanke, dass der Killer vielleicht hier einen Kaffee getrunken und getankt hat... und zwar nicht nur dieses eine Mal, sondern über die Jahre immer wieder! Schließlich sind doch all die Verbrechen entlang der A24 geschehen. Das ist schon gespenstisch...“
„Aber Sie hatten Michael Nollendorfer nicht in Verdacht, als er mit blutigen Händen bei Ihnen auftauchte?“, hakte ich nach.
Kalli Bovenschütte starrte mich überrascht an.
„Nollendorfer? Das ist ein armer Kerl – und auch wenn er mit seinen Hunden ziemlich gefährlich wirken mag, ist der völlig harmlos. Etwas verrückt vielleicht, aber harmlos. Und das er so seltsam geworden ist, kann ich ehrlich gesagt gut nachvollziehen.“
„In wie fern?“, fragte ich.
Kalli Bovenschütte beugte sich zu mir über den Tresen und sprach in gedämpftem Tonfall weiter. „Dieser Nollendorfer war vor Jahren eine große Nummer in der IT-Branche. Hat drüben in Lübeck eine Firma aus dem Nichts gestampft, die innerhalb von drei Jahren 500 Mitarbeiter hatte. Nach dem Boom in der Branche kam der Crash. Andere waren cleverer und haben ihre Firmen schnell genug verkauft. Nollendorfer hat gedacht, er könnte noch etwas retten und dabei alles verloren. Aber damit nicht genug. Er hat innerhalb kürzester Zeit seine Frau und sein Kind verloren. Das hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Seitdem lebt er völlig zurückgezogen in seinem Haus mit seinen Hunden. Er besitzt nicht einmal ein Telefon. Einmal in der Woche kommt er her und kauft eine Kleinigkeit ein.“
10
Während Rudi und Frederike noch im Restaurant blieben und Kalli Bovenschütte nach weiteren Einzelheiten fragten, ging ich zur Tankstelle, um mir die Videoaufzeichnungen der vergangenen Nacht zu besorgen.
Ein junger Kerl mit roten Haaren tat dort seinen Dienst. Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis und er kopierte mir die Aufzeichnungen auf eine DVD. „Eine Woche lang heben wir die Daten auf“, erklärte er mir. „Eigentlich hat uns Kalli dazu verdonnert, dass wir uns die Aufzeichnungen auch vor dem Löschen noch mal anschauen, aber dazu bleibt kaum Zeit genug...“
Er gab mir noch die Adresse des Kollegen, der in der letzten Nacht in der Tankstelle kassiert hatte. Er hieß Dirk Gittis und wohnte in Ludwigslust.
Mit Sicherheit mussten wir ihn auch noch befragen, wenn sich die Hinweise auf den schwitzenden Mann im Dreiteiler verdichten sollten.
Ich ging zurück und entdeckte Carmen Herrmanns bei den Parkplätzen. Sie rauchte eine Zigarette und wirkte ziemlich nervös. Ich ging zu ihr.
„Alles in Ordnung, Frau Herrmanns?“
„Sicher. Es ist nur so, dass man fast nirgendwo mehr rauchen kann, ich aber nicht davon loskomme.“
Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich ihr einziges Problem war. Zu eindeutig war die Reaktion auf das Führerscheinbild von Rita Rabulewski gewesen. Mein Instinkt sagte mir, dass sie uns noch irgendetwas verschwiegen hatte.
„Warum sind Sie so erschrocken, als ich den Führerschein der Ermordeten auf den Tisch legte?“, fragte ich.
„Erschrocken? Ich?“
„Ich war leider nicht schnell genug, um ein Beweisfoto zu schießen, aber auf einer Scala von eins bis zehn war das eine zehn, Frau Herrmanns.“
„Das müssen Sie sich irren.“
„Kennen Sie die Frau vielleicht?“
„Nein! Woher denn auch? Und wie ich schon sagte, hatte ich gestern frei. Fragen Sie Kalli, wenn Sie wollen, er wird Ihnen das bestätigen.“
„Ich brauche trotzdem Ihre Adresse, falls wir doch noch Rückfragen haben. Die Telefonnummer wäre auch nicht schlecht.“
„Telefonnummer können Sie nicht haben. Ich besitze kein Handy. Was die Adresse angeht, bin ich derzeit bei meinem Bruder untergekommen. Er wohnt in Ludwigslust, Exter Straße. Aber das ist nur, bis ich etwas Eigenes gefunden habe.“
„Das ist ein ganzes Stück bis hier raus. Haben Sie einen Wagen?“
„Nein.“
„Einen Führerschein?“
„Hören Sie, sehe ich aus wie ein Serienkiller? Kümmern Sie sich um den Kerl, der das getan hat, damit man als Frau wieder unbehelligt in einem Autobahn-Restaurant arbeiten kann, ohne befürchten zu müssen, von so einem Perversen wie diesem A24-Monster abgeschlachtet zu werden!“ Sie sah mich an. Auf ihrer Stirn hatten sich leichte Falten gebildet. „Liegt etwas gegen mich vor, Herr...“
„Kommissar Kubinke.“
Sie deutete auf ihren Zigarettenstummel, den sie danach in einem der Papierkörbe entsorgte. „Ich wette, es wird bald Gesetze geben, die auch noch das Rauchen unter