Gesammelte Erzählungen und Gedichte. Joachim Ringelnatz

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Gesammelte Erzählungen und Gedichte - Joachim  Ringelnatz

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hat mich auf Händen getragen.

      Doch ich habe mir selber mein Glück zerstört.

      Das war im Englischen Garten.

      Da gab mir’s der Teufel ein,

      Daß ich – um auf Gustav zu warten –

      In der Nase bohrte, ich Schwein.

      Gustav hat alles gesehn.

      Er sagte: Das sei kein Benehmen.

      Was hilft es nun, mich zu schämen.

Ich möchte manchmal ins Wasser gehn.

      Gewitter

      Oben in den Wolken krachte der Donner.

      Am Ufer des Indischen Ozeans balzte ein Kind.

      Würde der Mond noch monder, die Sonne noch sonner,

      So würden die Menschen vielleicht noch drehlicher, als sie schon sind.

      Tausend Menschen lachten und weinten;

      Sechs von dem Tausend wußten, warum;

      Zwei von den sechsen aber meinten

      Von sich selber, sie seien eigentlich dumm.

      Breite Straße filmte mir vorbei,

      Links und rechts mit Lichtern und Reflexen

      Fechtend und mit Worten und Geschrei.

      Helle Nacht ergoß sich brausend.

      Und ich grüßte ehrfurchtsvoll die zwei,

      Und ich beugte staunend mich den sechsen,

      Kniete, echt und bettelnd, vor dem Tausend.

      Vor dem Grand Hotel zu den Drei Mohren

      Kreiste jämmerlich ein Hund und schiß.

      Nebenbei, von irgendwem verloren,

      Lag ein künstliches Gebiß.

      Doch ich räusperte und spie,

      Und ich rotzte,

      Bis ich einer weichen Phantasie

      Würdig trotzte.

      Und zur gleichen Zeit mag ein Kommis

      (Elegante Kleidung – sauber – Schaf)

      Auf dem Teppich heiß gestammelt haben,

      Einer, der vom lieben Gott was wollte,

Was das Hauptbuch und den nächsten Tag betraf;

      Der Zahnfleischkranke

      Was geht mich der Frühling, was geht mich dein dummes Gesicht,

      Dein Leben an. Aber nur weine nicht.

      Geh, Mädchen! Geh! Geh!

      Mir tun meine Zähne,

      Deine Knietschträne tut noch mehr weh.

      Eine entzündete Wurzelhaut

      Kennt keine Braut,

      Noch Kunst noch Konstabler.

      Wer mir jetzt eins in die Fresse haut,

      Oder ein Kinnladenschuß

      Wären immerhin diskutabler.

      Sterben jetzt, wäre Genuß.

      Siehst du den gelben Schaum?

      Das Fleisch ist ganz weich.

      Selbst wenn ich schliefe,

      Blähen versäumte Präservative

      Sich Luftschiffen gleich

      In meinen Traum.

      Stochern muß ich; gib eine Gabel!

Was sagst du? Halt deine – Schnabel!!

      Aus dem Tagebuch eines Bettlers

      Ich klingelte. Ich bettelte um Brot.

      Um alte Sachen.

      Ich beschrieb anschaulich die Not.

      Ich kann so eine jämmerliche Miene machen.

      Meine Familie sei teils hungrig, teils tot.

      Nur ein kleines, hartes, verschimmeltes Restchen Brot,

      Womit ich eigentlich Geld meinte.

      Der Herr verneinte.

      Ich versuchte diverse Gebärden.

      Ich kann so urplötzlich ganz mager werden.

      Ich taumelte krank.

      Ich – stank.

      Da wurde ich gepackt.

      Fünf Minuten später war ich nackt.

      In einer Wanne im Bad

      Bei dreißig Grad.

      Ich weinte. – Ich wußte:

      Hier half kein Beteuern.

      Man fing an, meine Kruste

      Herunterzuscheuern.

      Dieser Herr war ein Schelm.

      Ich wurde auf die Straße gestoßen.

      Ich fand mich in schwarzen Hosen,

      Lackschuhen,

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