Die Bibel (Teil 1/2). Johannes Biermanski

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Die Bibel (Teil 1/2) - Johannes Biermanski

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dunkler und betrügerischer Arbeitsweise.]

      "Und warum sollten sie dieselbe nicht in ihrer eigenen Sprache besitzen?" dachten sie. Moses schrieb in der Sprache des Volkes seiner Zeit; die Propheten redeten in der Sprache, die den Leuten bekannt war, an die sie sich richteten, und das Neue Testament war in der damals in der römischen Welt gesprochenen Sprache geschrieben. Die Übersetzung der Bibel ins Englische von John Wyclif im Jahre 1380 war das Hauptereignis am Anfang der Reformation. Es bereitete auch den Weg vor für die Wiederauflebung des Christentums in England und für die darauf folgende Verbreitung des Wortes Gottes über die ganze Welt.

      Eine solche Übersetzung zu jener Zeit anzufertigen, sagt Neander, erforderte einen kühnen Geist, den keine Gefahr zurückschrecken konnte. Wyclif wurde wegen seiner Arbeit von verschiedenen Seiten angegriffen, weil er, wie behauptet wurde, "unter dem Volk ein Buch einführte, das ausschließlich für den Gebrauch der Priester bestimmt war." In der allgemeinen Anklage wurde erklärt, " daß das Evangelium auf diese Weise dem Laientum und den Frauen, welche lesen konnten, zugänglicher gemacht wurde, als es vorher den gelehrtesten Geistlichen gewesen war, und daß auf diese Weise die Evangeliumsperle hinausgeworfen und von den Schweinen zertreten werde." Im Vorwort zu seiner Übersetzung ermahnte Wyclif alle Leute, die Heilige Schrift zu lesen.

      Ein erhabenes und freudiges Gefühl erfüllte das Herz des großen deutschen Reformators, als er als zwanzigjähriger Jüngling beim Besichtigen von Bänden in der Universitätsbibliothek zu Erfurt zum erstenmale in seinem Leben ein vollständiges Exemplar der Bibel in den Händen hielt. "O Gott," flüsterte er, "könnte ich nur ein Exemplar dieses Buches besitzen, so wollte ich um keinen anderen Schatz bitten!" Etwas später fand er in einem Kloster eine angekettete Bibel. Zu ihr hatte er beständig Zutritt.

      Aber alle diese Bibeln, hier wie auch in anderen Ländern, ausgenommen in England, waren in den alten Sprachen geschrieben und konnten nur von den Gebildeten gelesen werden. "Warum," dachte Luther, "soll das lebendige Wort nur auf die toten Sprachen beschränkt sein?" Wie Wyclif beschloß er deshalb, seinen Landsleuten die Bibel in ihrer eigenen Sprache zu geben. Dieses tat er; sein Neues Testament erschien im Jahre 1522 und die vollständige Bibel, sein Meisterwerk, im Jahre 1534.

      Von dem Gedanken ergriffen, daß das Volk die Heilige Schrift in seiner Muttersprache lesen sollte, gab William Tyndale im Jahre 1525 gleichermaßen den Engländern seine Übersetzung des Neuen Testaments und später Teile des Alten Testaments. Sein sehnlicher Wunsch, daß sie die Bibel kennen sollten, war in seiner Aussage ausgedrückt, daß wenn Gott sein Leben erhalten werde, er verursachen würde, daß der Knabe hinter dem Pfluge mehr von der Heiligen Schrift wissen würde wie die Geistlichen seiner Zeit [und auch mehr zu unserer Zeit: dem 21. Jahrhundert!].

      Die erste gedruckte vollständige englische Bibel war die von Miles Coverdale, die im Jahre 1535 zu Zürich, Schweiz, gedruckt wurde. Bald darauf erschienen Matthews and Taverners Bibel und die auf Anregung Thomas Cromwells, Carls von Essex, hergestellte sogenannte Große Bibel. So fing das Licht von neuem an, hervorzustrahlen, jedoch nicht ohne Widerstand.

      Bibelverbrennungen.

      Wie Jojakim, der König von Juda, und die Fürsten unter dem König Zedekia durch die Verbrennung der Schriften Jeremias und Gefangensetzung {Gefangennahme} des Propheten in einem Kerker ihre Verachtung vor Gott ausdrückten (Jer. 36,20-33; 38,1-6), so suchten jetzt die Menschen die steigende Flut der Reform aufzuhalten, indem sie die Bibel und ihre Übersetzer verbrannten. Die Zerstörung von Exemplaren der Antwerpener Ausgabe von Tyndales Neuem Testament am St. Paulskreuz in London, worauf die Verbrennung einer zweiten Ausgabe im Jahre 1530 folgte. Ein wenig später fanden in großen Maßstabe Verbrennungen der Schriften und Übersetzungen Wyclifs, Tyndales, Basils, Barnes', Coverdales und andere statt.

      Im Jahre 1428 n. Chr., 43 Jahre nach dem Tod Wyclifs, wurden auf Befehl des Konzils zu Konstanz seine Gebeine ausgegraben und verbrannt. Am 6. Oktober 1536 wurde Tyndale auf Befehl Karls V. von Deutschland zu Vilvorde in der Nähe von Brüssel erdrosselt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. "Wenn Luther nicht widerrufen will," schrieb Heinrich VIII. von England, "so sollen er und seine Schriften den Flammen preisgegeben werden."

      Dies war unter der damals herrschenden geistlichen Tyrannei das Schicksal vieler, die für [den wahren] Gott und sein [Heiliges] Wort auftraten.

      Das Wort nicht gebunden.

      Aber das Wort Gottes konnte nicht auf immer [ewig] gebunden werden. Bei dem Versuche, seine Verbreitung zu verhindern, entdeckten die Menschen bald, daß sie ein Werk unternommen hatten, das weit über ihre Kräfte hinausging.

      Die Bibel hatte in den Herzen des Volkes tiefe Wurzel gefaßt. Was die Könige und Prälaten zu unterdrücken und zu vernichten versucht hatten, das begannen Könige und Prälaten jetzt zu pflegen und zu fördern.

      H. P. Warren sagt in seinen Erzählungen aus der englischen Geschichte: "Auf Cromwells Rat ordnete Henry an, daß eine Übersetzung der Bibel ins Englische angefertigt und jede Kirche mit einem Exemplar versehen werde. Es waren vorher schon englische Übersetzungen vorhanden, aber dieselben waren im allgemeinen nicht in den Händen des Volkes und waren nur im geheimen und mit Furcht gelesen worden. ... Cromwell ernannte dann Cranmer und die Bischöfe, um die Bibel zu revidieren und sie ohne Anmerkungen oder Auslegungen herauszugeben, und im Jahre 1539 wurde in einer jeden Gemeinde ein Exemplar der englischen Bibel an ein Lesepult gekettet. Von jener Zeit an hat das Drucken und der ungehinderte Verkauf der Bibel nie aufgehört.

      Charles S. Coffin sagt in seinem Werke "Story of Liberty": "Das Volk lauschte dem Lesen des Wortes Gottes mit Bewunderung und Freude. Es fing an, zu denken, und wenn die Menschen zu denken anfangen, dann nehmen sie einen Schritt zur Freiheit. Sie sehen, daß die Bibel ihnen Rechte gibt, die ihnen bisher versagt worden waren - die Rechte, zu denken und sich Kenntnisse anzueignen. Schulen werden gegründet. Männer und Frauen, die bis dahin keinen Buchstaben des Alphabets gekannt haben, erlernen das Lesen; Kinder lehren ihre Eltern. Es ist der Anfang eines neuen Lebens, eine neue Ordnung der Dinge in der Gemeinschaft - der Anfang der Freiheit."

      Der Wert des Bibelstudiums.

      Die Bibel ist Gottes großes Lehrbuch für den Menschen. Es ist seine Leuchte für unsere Füße und sein Licht auf unserem Pfade in dieser sündigen Welt. Der Wert des Bibelstudiums kann deshalb nicht zu hoch geschätzt werden.

      Vom literarischen Standpunkte allein betrachtet, steht die Bibel obenan. Ihr glatter und reiner Stil, ihre schöne und eindrucksvolle Bildersprache, ihre interessanten Geschichten und gut erzählten Schilderungen, ihre tiefe Weisheit und ihre gründliche Logik, ihre ehrwürdige Sprache und ihre hohen Themen - alles macht sie allgemeinen Lesens und sorgfältigen Studiums wert.

      Als eine erzieherische Macht hat die Bibel nicht ihresgleichen. Nichts erweitert den Gesichtskreis, stärkt den Geist, erhebt die Gedanken und veredelt die menschliche Natur wie das Studium der erhabenen und gewaltigen Wahrheiten der göttlichen Offenbarung. Eine Erkenntnis ihrer Grundsätze ist die nötige Vorbereitung für jeden Beruf. In dem Maße, in welchem sie studiert und in welchem ihre Lehren angenommen werden, verleiht sie Charakterstärke, Edelmut, Erkenntnisschärfe und gesundes Urteilsvermögen. Von allen Büchern enthält keins solche lehrreichen Unterweisungen, solch reine Vorschriften oder solch große Verheißungen wie die Bibel.

      Nichts überzeugt derart von der göttlichen Eingebung der Bibel wie das Lesen der Bibel selbst, und besonders wahr ist dies von den Teilen, die als die Weissagung bekannt sind. Nach der Auferstehung des Messias, als alles andere fehlgeschlagen zu haben schien, die Jünger zu überzeugen, daß er von den Toten auferstanden sei, berief er sich auf das inspirierte Wort und "legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren" (Luk. 24,25-27), und dann glaubten sie. Bei einer anderen Gelegenheit sagte er: "Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob jemand von den Toten aufstünde."

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