Das Netz ist politisch – Teil I. Adrienne Fichter
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19 <https://medium.com/the-graph/youtubes-ai-is-neutral-towards-clicks-but-is-biased-towards-people-and-ideas-3a2f643dea9a> ↵
20 <https://www.thetimes.co.uk/article/global-brands-shun-google-p9zlr7bq7> ↵
21 <https://www.heise.de/newsticker/meldung/Strengere-Regeln-fuer-YouTube-Kanaele-die-Geld-verdienen-wollen-3944497.html> ↵
22 <https://youtube.googleblog.com/2018/07/building-better-news-experience-on.html> ↵
23 <https://digiday.com/media/the-atlantic-focus-youtube/> ↵
24 <https://www.youtube.com/watch?v=kWrGLKO2fOA> ↵
25 <https://youtube.googleblog.com/2018/07/building-better-news-experience-on.html> ↵
26 <https://www.hollywoodreporter.com/news/sxsw-youtube-ceo-enlists-wikipedia-curb-fake-news-videos-1094314> ↵
27 <https://mashable.com/article/fbi-conspiracy-theories-domestic-terror-social-media/> ↵
28 <https://arxiv.org/abs/2003.03318> ↵
29 <https://arxiv.org/abs/1908.08313> ↵
30 <http://www.their.tube/leftist> ↵
31 <https://foundation.mozilla.org/en/blog/examining-ais-effect-on-media-and-truth/> ↵
32 <https://www.nytimes.com/2019/03/29/technology/youtube-online-extremism.html> ↵
33 <https://youtube.googleblog.com/2019/01/continuing-our-work-to-improve.html> ↵
34 <https://blog.youtube/inside-youtube/the-four-rs-of-responsibility-raise-and-reduce> ↵
35 <https://www.getrevue.co/profile/caseynewton/issues/an-ex-youtube-engineer-has-a-warning-for-democracy-95073> ↵
36 <https://www.bloomberg.com/news/features/2019-04-02/youtube-executives-ignored-warnings-letting-toxic-videos-run-rampant> ↵
37 <https://www.spiegel.de/netzwelt/web/corona-verschwoerungstheorien-und-die-akteure-dahinter-bill-gates-impfzwang-und-co-a-2e9a0e78-4375-4dbd-815f-54571750d32d> ↵
Warum Island keine eigene Verfassung hat. Eine nordische Saga
Nach der Finanzkrise wagten die Isländer eine weltweite Premiere: Sie schrieben ihre Verfassung neu – im Internet. Das Projekt scheiterte. Weil das alte Establishment zurückschlug.
Erschienen als optische Version mit Fotografien[1] in der Republik, 05. September 2018
Einzigartiges Inselvolk: Nach der Finanzkrise starteten die Isländer ein nie gesehenes Crowdsourcing-Experiment in Sachen Demokratie.Wenn die Isländerinnen die Geschichte ihrer gescheiterten Demokratie-Revolution erzählen, reden sie gern in Bildern. Sie erzählen von mäandrierenden Öltankern oder brennenden Schlössern. Von Helden und Bösewichten.
Die Guten, die Bösen, das sind dann gern Figuren aus berühmten Isländersagas. Wie beispielsweise Grettir Ásmundarsonar[2], einer der stärksten isländischen Wikinger. Nach seinem Sieg über Glámur, den bösen Untoten, wird er verflucht und am Schluss von seinen eigenen Anhängern verbannt.
In unserer Demokratie-Saga wirken Grettir und Glámur ebenfalls mit.
Der tragische Held Grettir: die Sozialdemokratische «Allianz».
Der nicht totzukriegende Glámur: die konservative Unabhängigkeitspartei.
Unsere Geschichte spielt in den Jahren 2009 bis 2013 – und das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben.
Wieder eine bankrotte Vulkaninsel
Die Isländer akzeptieren nur eine Form von höherer Macht: die Natur. Die Erde lebt hier jede Minute. Auslaufende Gletscher, die den Strassenverkehr aufhalten. Eruptierende Vulkane, die den Flugverkehr stilllegen.
Deswegen planen die Einwohnerinnen Islands nur ungern weit im Voraus. Sie haben sich mit ihrer Insel arrangiert. Die Route ist schon wieder überschwemmt? Ein Gletscherstrom, wo vorher Strasse war? Der morgige Ausflug fällt ins Wasser? Trinkt man halt noch ein Bier im Pub.
Es gibt nur eine Katastrophenart, die die Isländer wirklich aus der Fassung bringt – die menschengemachte. Eine wie im Herbst 2008: Über Nacht gehen drei isländische Banken pleite. Die Börse bricht um 90 Prozent[3] ein. Noch im August 2008 war Island eines der reichsten Länder der Welt, mit den meisten Auslandsinvestitionen und einem grosszügigen Wohlfahrtsstaat. Am 1. Oktober 2008 ist es nur noch eine bankrotte Vulkaninsel. Wie zu Beginn der 1960er-Jahre, nur mit noch mehr Schulden. Kein anderes Land wird so hart getroffen von der Finanzkrise.
Den Dänemark-Klon loswerden
Die Unabhängigkeitspartei dominierte jahrzehntelang die Politik. Ihr Credo: «Wachstum, Wachstum, Reichtum». Unterstützt von den Banken, die billige Kredite streuen wie Geysire.
Doch nach der Bankenpleite sackt die isländische Krone ins Bodenlose. Und die Schulden in Fremdwährungen schnellen in die Höhe. Für das Einfamilienhaus wird plötzlich die Hypothek im Wert eines Palastes fällig.
Der Zorn der Isländerinnen ist gross.
Ein Bösewicht, ein Glámur, muss her. Und ein Held, der ihn erschlägt.
Der isländische Premierminister Geir Haarde dankt ab, Island wählt. Es ist eine turbulente Zeit, in der Tomaten geworfen, auf Kochtöpfen getrommelt