Der Sonnenweg des Yoga. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
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Es gibt nicht ein einziges erfülltes Verlangen, das nicht eine Art Bitterkeit hinterlässt. Es ist die Bitterkeit, die deinen Mund füllt, wenn du etwas zu Süßes gegessen hast. So ist das. Du musst dich aufrichtig bemühen. Natürlich darfst du nicht vortäuschen, ein Begehren aufzugeben und es dann in einem Winkel aufbewahren, denn dann wird man sehr unglücklich. Du musst es aufrichtig tun.
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Erringe deine kleinen Siege
Wenn du durch eine Anstrengung des inneren Bewusstseins und Wissens wahrhaftig ein Begehren in dir bezwingen kannst, das heißt, es auflöst und aufgibst, wenn du durch inneren guten Willen, durch Bewusstsein, Licht und Wissen imstande bist, es verschwinden zu lassen, wirst du, zuallererst in dir persönlich, hundertmal glücklicher sein, als hättest du ihm nachgegeben, und dann wird das wunderbare Wirkung zeigen. Es wird einen Widerhall in der Welt finden, von dem du keine Vorstellung hast. Es wird sich fortpflanzen. Denn die Schwingungen, die du hervorgerufen hast, werden sich ausbreiten. Diese Dinge wachsen zu größerem Umfang als der auslösende Schneeball. Der Sieg, den du in deiner Natur erringst, wie klein er auch sein mag, kann in der ganzen Welt errungen werden...
Wenn du wirklich etwas Gutes tun willst, dann gibt es nichts Besseres, als dir in aller Aufrichtigkeit deine kleinen Siege zu erkämpfen, einen nach dem anderen, und auf diese Weise wirst du für die Welt das dir Bestmögliche tun.
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Ändere dich selbst zuerst
Du kannst an anderen nichts tun, es sei denn, du kannst es an dir selbst tun. Du kannst niemals irgend jemandem einen Rat erteilen, es sei denn, du wärest fähig, ihn dir zuerst selber zu geben und ihn dann zu befolgen. Und wenn du irgendwo eine Schwierigkeit siehst, dann ist die beste Methode, das zu verändern, es zuerst in dir selbst zu korrigieren. Wenn du bei jemandem eine Schwäche siehst, darfst, du sicher sein, sie ist in dir, und du fängst an, sie bei dir selbst zu ändern. Und wenn das geschehen ist, wirst du stark genug sein, dasselbe auch bei anderen zu bewirken. Und das ist eine wunderbare Sache. Menschen begreifen nicht, welche unendliche Gnade es ist, dass dieses Universum so eingerichtet ist, dass eine Ansammlung von Substanz, angefangen vom äußerst Physischen bis zum höchsten Spirituellen, sich insgesamt in einem sogenannten kleinen Individuum konzentriert, aber einem zentralen Willen zur Verfügung steht. Und das gehört dir, es ist dein Arbeitsfeld, niemand kann es dir nehmen, es ist dein Besitz. Und in dem Umfang, in dem du in ihm arbeiten kannst, wirst du eine Wirkung auf die Welt ausüben. Aber nur in dem Umfang. Übrigens, man muss mehr an sich selbst arbeiten als an anderen.
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Kapitel 3
Moral, Religion, Yoga
Spiritualität und Moral
Es besteht ein großer Unterschied zwischen Spiritualität und Moral, zwei Dingen, die ständig miteinander verwechselt werden. Das spirituelle Leben, das Leben im Sinne des Yoga, hat zu seinem Ziel, in das göttliche Bewusstsein hineinzuwachsen und als sein Ergebnis, das zu läutern, verstärken und erstrahlen zu lassen und zu vervollkommnen, was in dir ist. Es macht dich zu einer Kraft, die das Göttliche offenbart. Es hebt die Natur jeder Persönlichkeit zu ihrer vollen Bedeutung empor und verhilft ihr zu ihrem höchsten Ausdruck; denn dies ist Teil des göttlichen Plans. Moral folgt einem mentalen Verfahren und errichtet mit einigen wenigen Vorstellungen davon, was gut ist oder nicht, ein Idealmodell, in welches sich alle hineinzwingen müssen. Diese Idealvorstellung unterscheidet sich zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten in ihren Einzelheiten und in ihrer Gesamtheit. Und dennoch erklärt sie sich selbst zum einzigartigen Vorbild, einem kategorischen Absoluten. Sie erkennt außerhalb ihrer selbst nichts an; sie lässt nicht einmal eine Abweichung innerhalb ihrer selbst gelten. Alle sollen ihrem alleinigen Idealbild entsprechend geformt werden, alle sollen einheitlich und untadelig dieselben sein. Wegen ihrer starren, wirklichkeitsfremden Natur ist die Moral in Prinzip und Wirkensweise das Gegenteil von Spiritualität. Im spirituellen Leben enthüllt sich die eine Wesenheit in allem, aber auch ihre unbegrenzte Mannigfaltigkeit. Sie arbeitet für die Vielfalt im Einssein und für Vollkommenheit in dieser Vielfalt. Moral errichtet einen künstlichen Maßstab, der zur Verschiedenartigkeit des Lebens und der Freiheit des Geistes im Widerspruch steht. Sie erschafft etwas Mentales, Festgesetztes, Beschränktes und verlangt von allen, sich dem anzupassen. Alle müssen sich abmühen, dieselben Eigenschaften und denselben vorbildlichen Charakter zu erwerben. Moral ist nicht göttlich oder vom Göttlichen. Sie ist vom Menschen und menschlich. Ihre Grundlage ist die unveränderliche Spaltung in Gut und Böse. Aber das ist eine willkürliche Setzung. Sie nimmt relative Dinge und versucht, sie als absolute einzuführen; denn dieses Gute und jenes Böse unterscheiden sich in unterschiedlichen Klimagebieten und Zeiten, Epochen und Ländern. Die Moralauffassung geht so weit zu behaupten, es gäbe gute und schlechte Begierden und verlangt von dir, die eine anzunehmen und die andere zurückzuweisen. Aber das spirituelle Leben fordert von dir, überhaupt alles Begehren zurückzuweisen. Gemäß seines Gesetzes musst du alle Bestrebungen, die dich vom Göttlichen entfernen, verwerfen. Du musst sie abwehren, nicht weil sie in sich selbst schlecht wären – denn sie mögen für einen anderen Menschen in einer anderen Umgebung gut sein – sondern weil sie zu jenen Antrieben und Kräften gehören, die, unerleuchtet und unwissend, dir auf deinem Weg zum Göttlichen im Wege stehen. Alles Begehren, ob gut oder schlecht, fällt in diese Darstellung: denn das Begehren selbst entspringt einem unerleuchteten, vitalen Wesen und seiner Unwissenheit. Andererseits musst du alle Regungen annehmen, die dich in Kontakt mit dem Göttlichen bringen. Aber du stimmst ihnen zu, nicht weil sie in sich selbst gut wären, sondern weil sie dich zum Göttlichen leiten. Akzeptiere also alles, was dich zum Göttlichen führt. Weise alles zurück, was dich von ihm fortbringt, aber sage nicht, dies ist gut oder jenes ist schlecht oder versuche nicht, anderen deine Auffassung aufzunötigen; denn das, was du als schlecht bezeichnest, mag für deinen Nachbarn, der nicht versucht, das Göttliche Leben zu verwirklichen, genau das Richtige sein.
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Hat uns die Moral nicht geholfen?
Liebe Mutter, hat uns die Moral nicht geholfen, unser Bewusstsein zu erweitern?
Das hängt von den Leuten ab. Es gibt Leute, denen sie dienlich und andere, für die sie das überhaupt nicht war.
Moral ist etwas ganz und gar Künstliches und Willkürliches und in den meisten Fällen, selbst bei den Besten, hemmt sie echte spirituelle Bemühung durch eine Art moralischer Zufriedenheit, man sei auf dem rechten Weg und ein wahrer Gentleman, man erfülle seine Pflicht und komme allen moralischen Erfordernissen des Lebens nach. Dann ist man so selbstzufrieden, dass man sich nicht mehr von der Stelle rührt oder irgendeinen Fortschritt macht.
Es ist für einen tugendhaften Mann sehr schwierig, den Pfad Gottes zu betreten. Das ist schon oft gesagt worden, aber es ist vollkommen richtig, denn er ist in höchstem Maße selbstzufrieden, er glaubt, er hat verwirklicht, was er verwirklicht haben sollte. Ihm fehlt entweder die Sehnsucht oder sogar jene einfache Demut, die uns nach Fortschritt verlangen lässt. Weißt du, einer, den wir hier als einen Weisen betrachten, hat es sich gewöhnlich in seiner Tugendhaftigkeit sehr bequem eingerichtet und denkt niemals daran, da herauszukommen. Das entfernt dich meilenweit von göttlicher Realisation.
Bis