Der Tote auf dem Spielesplatz. Anna-Lena Hees
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Während der Spurensicherung hatten Isabel und Stefan das Lokal nicht verlassen. Auch Hans-Dieter war nicht herausgegangen, sondern hatte seinen Gästen Beistand geleistet. Er ahnte, dass sie sehr geschockt sein mussten, angesichts des Fundes, den sie gemacht hatten. So hatte er ihnen auch angeboten, die Nacht wegen des starken Regens in seinem Lokal zu verbringen. Isabel und Stefan hatten dieses Angebot gerne angenommen und sich auf den Sitzbänken ausgebreitet. Bequem war dieses Lager zwar nicht, aber die beiden konnten immer noch stundenweise ihren Schlaf bekommen.
So wachten sie am nächsten Morgen sehr früh auf und schauten sich zunächst verwundert um. Isabel klagte beim Aufsetzen über Rückenschmerzen und blickte ihren Partner mit schmerzverzerrtem Gesicht an.
»Wir hatten es diese Nacht wirklich nicht bequem«, sagte Stefan daraufhin. »Aber wenigstens hatten wir ein Dach über dem Kopf.«
»Das ist richtig!« Mit einem Mal tauchte Hans-Dieters Kopf über dem Pärchen auf. »Habt ihr soweit gut geschlafen? Ich habe beim Bäcker noch Brötchen geholt. Wollen wir alle zusammen frühstücken?«
»Gerne!« Isabel nickte und streckte sich ein wenig. Noch wirkte sie recht verschlafen, aber das legte sich bei ihr immer schnell. Sie stand auf und wanderte umher.
Währenddessen kümmerte sich Hans-Dieter ums Frühstück. Er stellte Butter, Marmelade, Käse und Wurst auf den Tisch. Stefan ging ihm dabei zur Hand und unterhielt sich mit ihm über den grausigen Fund in der Nacht.
»Es ist schlimm. Wenn es nicht mal eine Blutlache gab, können wir ein Gewaltverbrechen sicher ausschließen. Aber da müssen wir abwarten, was die Polizei ans Licht bringt. Ich bin ziemlich gespannt. Vielleicht hat der Mann auch Drogen genommen. Weiß man nicht«, sagte Hans-Dieter.
»Oder der junge Mann wurde vom Blitz getroffen«, warf Isabel da ein. »Kommt aber auch darauf an, wie lange der da schon lag. Vielleicht war er auch schon Stunden vor dem Gewitter tot.«
»Ich weiß nicht. War ja sicher schon dunkel, als er hier vorbeikam. Die Sache ist auch einfach zu merkwürdig. Als die letzten Gäste mein Lokal verlassen haben, muss der junge Mann noch gelebt haben. Ich wäre doch sicher informiert worden. Oder?« Hans-Dieter wurde plötzlich sehr unsicher. Er wusste aber auch nicht, woran das lag. Vielleicht wollten seine vorigen Gäste ihn auch nicht darüber informieren, dass da jemand reglos am Boden lag. Zu wenig Vertrauen in den Inhaber? Hans-Dieter konnte es sich nicht erklären, und so blieb allen dreien nichts anderes übrig, als nur darüber zu mutmaßen, wie es wohl gewesen sein könnte.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen eingeleitet. In diesem Fall ermittelte wieder das Trio um Kommissar Ottfried Braun, Hermann Zinn und Sabrina Fass. Alle Drei konnten sich noch an den damaligen Fall Krausmann erinnern, damit verbunden der Mord an Jan Kruse und die schwerwiegende Körperverletzung an der jungen Hannah Berg. Es war beinahe unglaublich, dass der Fund dieser Leiche, die des jungen Mannes, wieder in Pfalzel stattgefunden hatte. Ottfried und Hermann waren zwar in der Nacht ausgerückt und hatten den Toten gesehen, aber so richtig fassen konnten sie es immer noch nicht. Die drei Ermittler saßen gerade im Büro der Polizeiwache Trier-Kürenz und arbeiteten sich in den neuen Fall ein.
»Ich find‘s ziemlich komisch, dieser Fall jetzt«, meinte Sabrina. »Ein Toter, von dem man nicht weiß, wie er zu Tode kam. Kein Gewaltverbrechen. Warum ermitteln wir?«
»Weil wir dafür einfach zuständig sind. Die Kollegen Bruno und Dietfried sind lediglich von der Schutzpolizei. Die kümmern sich um kleinere Delikte wie Diebstahl und ähnliches. Aber wir haben hier einen eventuellen Mord aufzuklären. Wir wissen es nicht. Es kann ja sein, dass er erdrosselt wurde. Da müssen wir jetzt die Ergebnisse der Autopsie abwarten. Irgendwie wird die Untersuchung schon Licht ins Dunkel bringen«, antwortete Ottfried und nickte seiner Kollegin zu.
Bevor Sabrina etwas sagen konnte, kam ihr Hermann zuvor: »So wie es aussieht, werden wir da wohl in alle Richtungen ermitteln müssen. Entweder war es ein Mord oder der Tod des jungen Mannes hat andere Gründe. Drogen zum Beispiel. Vielleicht ein Blitzschlag? Irgendwas muss es ja gewesen sein. Aber eins sage ich euch jetzt schon: Es kann kein natürlicher Tod gewesen sein. Das schließe ich jetzt schon einmal aus!«
»Warum?« Sabrina starrte ihren Kollegen fassungslos an.
»Weil es einfach nicht sein kann. Wie alt war der? Haben wir Fotos? Glauben wir der Staatsanwaltschaft, war er noch sehr jung. Da stirbt man doch nicht auf natürliche Art und Weise. Ich bin der Überzeugung, dass etwas anderes dahintersteckt.« Hermann nickte daraufhin bekräftigend. Von seiner Überzeugung würde ihn so schnell niemand abbringen können. Nicht einmal Ottfried und Sabrina, die das Ganze natürlich anders sahen.
»Ich denke, da wir so oder so in alle Richtungen ermitteln müssen, wird es das Beste sein, einen Ausflug nach Pfalzel zu wagen, um die Anwohner auf dem Spielesplatz zu befragen. Immerhin wurde dort von diesem Pärchen die Leiche gefunden«, sagte Ottfried. Seine Kollegen waren einverstanden.
»Wer bleibt dann hier und erledigt die Papierarbeit?«, vergewisserte sich Sabrina vorsichtshalber noch. »Reicht ja, wenn nur zwei Leute hinfahren und nach dem Rechten sehen.«
»Recht hast du!« Ottfried lächelte. »Würde es dir was ausmachen, wenn du dich durch die Papiere arbeitest und ich mit dem Hermann fahre?«
»Macht nur. Ich kenne mich mit dem Papierkram ja inzwischen bestens aus.« Sabrina lachte und schickte die Kollegen fort. Ottfried und Hermann machten sich auf den Weg zum Streifenwagen und waren kurz darauf unterwegs nach Pfalzel.
Eine Viertelstunde später kamen sie an. Das Auto wurde direkt auf dem Spielesplatz geparkt, und die Polizisten stiegen aus. »Wo fangen wir an?«, wollte Hermann wissen und beäugte seinen Kollegen kritisch.
»Hm, dort. Gelbes Haus. Wir befragen hier jeden«, gab Ottfried zurück und steuerte bereits auf das nächste Haus zu. Hermann folgte ihm eilig, um überhaupt hinterher zu kommen. Nur wenige Minuten später sahen sie einen der Anwohner vor sich. Es handelte sich um einen großen Mann im mittleren Alter. Er hatte strohblondes Haar und trug eine Brille. Seine braunen Augen starrten die Kriminalkommissare fragend an. »Ja? Kann ich helfen?«
»Bestimmt. Ottfried Braun ist mein Name, von der Kriminalpolizei Trier. Das ist mein Kollege Hermann Zinn. Können wir Ihnen ein paar Fragen stellen?« Ottfried wies mit der Hand auf seinen Kollegen, dann zeigte er dem Anwohner seinen Ausweis. Der Mann nickte. »Nur zu, kommen Sie herein. Herbert Alt heiß‘ ich.« Er ließ die Polizisten eintreten und führte sie in sein Wohnzimmer. Sie setzten sich auf das große Ledersofa. Herbert schaute seine Besucher fragend an. »Was ist nun?«
»Ja, es geht um Folgendes: Wir haben hier in der Nacht die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Sie lag vor einer Sitzgruppe, gerade gegenüber dem Vereinslokal. Nun wollen wir wissen: Ist Ihnen etwas aufgefallen?«, fragte Ottfried direkt.
»Hm, ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen. Ich war zwar zu Hause, aber gesehen habe ich nichts. Tut mir leid.«
»Gut, dann lässt sich nichts machen.«
»Ja, aber eine Frage noch, Herr Kommissar. Können Sie ein Zeitfenster angeben?«
»Also, wir wurden hinzugerufen, da ging es auf ein Uhr zu. Wir wissen allerdings nicht, wie lange der Mann dort schon tot lag. Deswegen befragen wir hier ja auch jeden, der auf dem Spielesplatz wohnt.«
»Okay, ich verstehe. Zumindest kann ich Ihnen sagen, dass die Person noch