Die große Zerstörung. Andreas Barthelmess
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Die Globalisierung bringt es mit sich, dass die Politik immer stärker den Marktregeln folgt und damit den Primat des Politischen aus der Hand gibt. Es kommt, auch in der EU, zu einem ruinösen Steuerunterbietungswettbewerb. Firmen erpressen Staaten, und die spielen mit, so etwa Irland und Luxemburg bei ihrem Werben um die »GAFA«-Unternehmen Google, Apple, Facebook und Amazon. Ist das Kapital erst einmal global unterwegs, kann es sich aussuchen, wo es sich kurzfristig niederlässt.
Dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump kann man vieles vorwerfen. Er agiert erratisch und demokratiefeindlich. Und doch hat keine politische Führungsfigur des Westens in den letzten Jahren so obsessiv versucht, den Primat des Politischen über die globale Wirtschaft zurückzugewinnen. Gerade als Unternehmer will er der Berufspolitiker-Welt zeigen, wie sich Politik gegenüber globalen Märkten und Unternehmen behaupten kann.
Am Ende der langen Geschichte vom technischen Fortschritt gibt uns eines zu denken: Fast alle Unternehmen, die heute die Wirtschaft dominieren, sind in den ersten Jahren nach der Öffnung des World Wide Web 1993 entstanden: Amazon 1994, Google 1998, Alibaba 1999 und Facebook 2004. Die ersten drei sind Twens, erst seit ein paar Jahren volljährig, Facebook sogar noch ein Teenager, der sich bis zu seinem 16. Geburtstag im Juli 2020 in den USA nicht einmal ein Bier und ein paar Zigaretten kaufen dürfte. Vor allem aber sind die Firmen keine Hersteller von Produkten, sie sind Plattformen. Genau umgekehrt liegen die Dinge im deutschen DAX: Alle seine Unternehmen stehen für Produkte, und das Durchschnittsalter der Unternehmen liegt bei knapp 130 Jahren.
Was wir sehen, ist ein Traditionsbruch. Oder, wie es der Journalist Gabor Steingart am 11. Januar 2020 gegenüber der 240 Jahre alten Neuen Zürcher Zeitung formuliert hat: »Aus der Tradition ergibt sich heute gar nichts. Manchmal ist sie auch nur ein Problem und Erfahrungsschatz ein anderes Wort für Sondermüll.«
Dieser Traditionsbruch ist Ausdruck der großen Disruption unserer Gegenwart. Dazu kam es durch die technologische Beschleunigung und die Vernetzung von IT und Handel. Die Globalisierung verschaffte dem Kapital die freie Wahl. Als Venturecapital befeuerte es Tech-Start-ups, bald folgten, durch die Selbstverstärkung des Digitalen noch weiter beschleunigt, ihre Börsengänge.
Was zeichnet unsere disruptive Zeit aus? Das Netz, werden wahrscheinlich die meisten antworten. Sie haben recht. »Online« war der große Durchbruch. Jeder vernetzt sich mit jedem, alles mit allem. Wissensressourcen und Kundenzugänge werden global, Markteintrittsschwellen für Start-ups sind niedrig wie nie zuvor. Deshalb kommt es zur Gründungswelle. Die Ansprache von Kunden und Usern ist auf digitalem Wege so einfach wie nie. Ob im Büro nebenan oder auf der anderen Seite des Globus, alle sind immer erreichbar.
Mit dem Smartphone wird das Netz portabel und mobil. Jetzt ist immer alles zur Hand. Nicht nur alle User lassen sich erreichen, sondern alle User immer, in Echtzeit. Das wird zum Uber-Geschäftsmodell. Egal wann: Wer gerade Auto fährt, lässt sich buchen. Global und dereguliert, wie die Märkte sind, breiten sich Plattformen und Produkte augenblicklich weltweit aus – mit Ausnahme von China, Russland und ein paar anderen Ländern wie dem Iran.
Am Ende der technologischen Entwicklung schlagen die Raumüberwindung und Beschleunigung der Plattformen um in Allgegenwart und Permanenz. Im disruptiven Zeitalter ist alles gleichzeitig: Alles ist immer überall.
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