Inselgötter. Reinhard Pelte

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Inselgötter - Reinhard Pelte

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fragte er mit gespielter Gleichgültigkeit.

      »Das hat er natürlich nicht explizit gesagt. Aber …«

      »Natürlich? Ich finde das nicht natürlich. Ich finde das verlogen«, giftete Jung.

      »Natürlich oder verlogen, das ist doch völlig wurscht, Tomas. Er hat Angst vor der Öffentlichkeit. Das spüre ich. Presse und Medien sollen unter allen Umständen außen vor bleiben. Keine Schlagzeilen, keine Homestory, keine Interviews, keine Fotografen vor der Haustür. Was nicht in den Medien erscheint, existiert auch nicht. Verstehst du?«

      »Wie will er das bewerkstelligen? Wir leben nicht …«

      Jung brach ab, weil der Kellner das Essen brachte. Sie hoben ihre Gläser und wünschten sich guten Appetit. Dann machten sie sich über ihre Teller her. Schon nach wenigen Bissen kam Holtgreve zurück zur Sache.

      »Der Präsident will, dass du die Sache in die Hand nimmst. Er besteht darauf«, erklärte er mit Nachdruck.

      »Ich?«, reagierte Jung erstaunt. »Ich bin Leiter des S-Kommissariats bei der Bezirkskriminalinspektion Flensburg, Henning. Ich bearbeite unaufgeklärte Kapitalverbrechen, nicht Vermisstenanzeigen. Weiß er das?«

      »Oh ja. Das weiß er ganz genau. Er hat aber darauf verwiesen, dass du durchaus zuständig sein könntest. Er ist nicht dumm. Er …«

      »Das weiß ich, Henning. Er wäre sonst nicht da, wo er ist«, warf Jung ein.

      »Er ist listig, Tomas. Das solltest du dir gut merken.«

      »Okay, okay. Ich weiß. Aber warum ich?«

      »Die Fälle sind nicht abgeschlossen. Also unaufgeklärt. Keiner weiß, was passiert ist. Verbrechen drängen sich als Erklärung geradezu auf. Da hat er einfach recht. Das musst du zugeben, Tomas.«

      Holtgreve kaute schweigend und sah Jung durchdringend an.

      »Am Anfang ist immer alles unaufgeklärt«, sagte Jung lahm. »Das kann nicht der Punkt sein. Es gibt ein paar Menschen, die sich verdünnisiert haben. Nichts deutet bislang darauf hin, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Vielleicht haben sie keine Lust mehr auf unsere Gesellschaft. Einer von ihnen ist der Sohn eines abgehalfterten Bankvorstandes. Wenn an den Gerüchten etwas dran ist, dann braucht der Junior vielleicht mal ’ne Erholungspause von dem Alten. Darauf würde ich zuerst tippen.«

      Holtgreve lachte gequält.

      »Tomas, ich bitte dich, reg dich nicht auf. Ihr habt die volle Unterstützung und das uneingeschränkte …«

      »Ihr?«, ging Jung dazwischen. Seine mühsam bewahrte Beherrschung begann zu bröckeln. »Wer ist das denn? Das wird ja immer abenteuerlicher, Henning.« Jung stocherte fahrig in seinen Nudeln herum. Er ahnte Schlimmes. Ihm begann der Appetit zu vergehen.

      »Lass mich bitte ausreden, Tomas. Ich mach es kurz. Du und die Kollegin Bakkens seid oben positiv aufgefallen. Sehr positiv. Den letzten Fall habt ihr geräuschlos und vor allem beeindruckend schnell abgewickelt. Der Auftritt der Kollegin Bakkens vor den Medien hat den Präsidenten begeistert. Das war eine brillante Idee von dir, mein Lieber. Cool, professionell, attraktiv. Beste Werbung für die Polizei. So seine eigenen Worte. Wenn ihr die vorliegende Angelegenheit ebenso erledigt, dann seid ihr oben angekommen, Tomas. Dann stehen euch alle Türen offen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«

      Jung starrte Holtgreve entgeistert an.

      »Bevor ich durch irgendeine Tür gehe, habe ich aber die totale Arschkarte. Überleg doch mal, Henning. Kopper-Carlson ist schon eine Ewigkeit an der Sache dran. Er hat …«

      »Eilers junior steht erst seit ein paar Tagen auf der Liste«, unterbrach ihn Holtgreve. »Kopper-Carlson kann also noch gar nicht richtig losgelegt haben.«

      »Er war fleißig«, ließ Jung sich nicht beirren. »Seine Ermittlungen sind akribisch und umfassend. Ich habe die Akten gelesen. Und jetzt soll ich den ganzen Kram in Nullkommanichts in die Archive bugsieren.« Tomas Jung lachte grimmig. »Daran kannst du nicht ernsthaft glauben.«

      »Kriminaldirektor Tomas Jung zusammen mit Kriminaloberkommissarin Charlotte Bakkens. Doch, Tomas. Ich …«

      »In spe, Henning, in spe. Wenn überhaupt. Was ist, wenn …«

      »Tomas, reg dich ab«, beschwor ihn Holtgreve. »An deiner Stelle …«

      »Du bist nicht an meiner Stelle, Henning. Du bist …«

      »Der Präsident hat sie bereits informiert«, machte Holtgreve dem Wortgefecht ein Ende. »Sie ist auf dem Weg zu uns.«

      »Was? Er hat sie …«

      Jung brach abrupt ab. Ihm wurde klar, dass die Würfel längst gefallen waren. Die Beamtenmaschinerie war angesprungen und nahm ihren Lauf. Die Probleme waren von oben nach unten bis auf die Arbeitsebene durchgereicht worden. Und da würden sie unweigerlich mit den alltäglichen Notwendigkeiten kollidieren. Krawumm! Und das Desaster begann. Nur ein Weltuntergang, ein Krieg oder Krankheit würden daran etwas ändern können. Die beiden ersten waren nicht in Sicht und krank wollte Jung nicht werden. Aus diesen Gründen schon gar nicht. Aber welche Motive bewegten die Leute an den Schalthebeln, das absehbare Kuddelmuddel zuzulassen? Welche Gründe könnte es überhaupt dafür geben? Vielleicht überschätzte er seine Vorgesetzten einfach.

      Holtgreve schien in Jungs Gesicht zu lesen, was ihn bewegte. Er redete begütigend auf ihn ein.

      »Der Präsident hat seinen Einfluss geltend gemacht und dafür gesorgt, dass ihr zu jeder Zeit und zu jedem Thema mit Eilers reden könnt. Auch mit seiner Frau. Ihr habt exklusiven Zutritt zu den beiden. Das war die Bedingung für seine Zugeständnisse. Soviel ich weiß, sind sie alte Freunde.«

      »Auch das noch«, stöhnte Jung.

      »Das kann durchaus von Vorteil sein, Tomas. Wenn der Präsident euch persönlich auswählt, dann zeigt er damit, dass ihr sein uneingeschränktes Vertrauen genießt. Dass er mit all seinem Einfluss hinter euch steht. Verstehst du, was ich damit sagen will?«

      »Sein Vertrauen. Ach du meine Güte«, brummte Jung unwillig.

      »Seine Macht färbt auf euch ab. Man wird euch mit Respekt begegnen. So läuft das in den höheren Kreisen.«

      Jung dämmerte, was auf ihn zukam. Er schwieg verstimmt und widmete sich seinem Essen.

      Holtgreve hingegen schien erleichtert. Er aß mit sichtlichem Appetit den Rest der Tagliatelle und schloss mit einem ordentlichen Schluck Rotwein ab.

      »Hervorragender Tropfen. Wie bist du auf den gekommen, Tomas?«

      »Robertos Empfehlung«, antwortete Jung einsilbig. Er fühlte sich unwohl. Er ermahnte sich, höflich zu sein. Das war auf jeden Fall besser, als seinem aufkommenden Verdruss freien Lauf zu lassen.

      »Nehmen wir zum Abschluss einen Espresso, Henning?«, fragte er aufgeräumt.

      »Danke, Tomas. Aber ich muss los. Lass dir Zeit und denk über alles in Ruhe nach. Wir sprechen uns später.«

      Holtgreve stand auf. Jung machte Anstalten, sich ebenfalls zu erheben.

      »Lass stecken, Tomas. Trink deinen Kaffee. Ich

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