Der Kandidat. Джек Марс
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Er hatte einen Martini in der Hand. Das Martiniglas sah im Vergleich winzig aus. Trotz des protzigen Anzugs und seines offensichtlichen Reichtums hatte er die rauen Hände von jemandem, der damit aufgewachsen war, sich mit harter Arbeit Geld zu verdienen. Die Hände schrien geradezu: Was stimmt an diesem Bild nicht?
Es war eine unangenehme Nacht in der Hauptstadt und der Wind heulte draußen. Der alte Mann blickte über die Stadtlandschaft und ihre Lichter. Gerry wusste, dass der Dorfjunge in ihm selbst nach all den Jahrzehnten immer noch von den glänzenden Lichtern der Stadt bezaubert wurde.
„Wie läuft der Krieg?“, fragte Jefferson Monroe, gewählter Präsidentschaftskandidat der Vereinigten Staaten mit einer sanften Satzmelodie, die auf seine Herkunft aus dem Süden schließen ließ.
„Wunderschön“, sagte Gerry ernst. „Sie sitzt in der Ecke fest und weiß nicht, was sie machen soll. Ihre Erklärung heute hat das offenbart. Sie will ihr Amt nicht abtreten? Das kommt uns nur zugute. Sie schottet sich ab – die Öffentlichkeit wird auf unserer Seite sein. Wenn wir alles richtig machen, können wir sie sogar früher als geplant da rausholen. Ich denke, wir sollten den Druck erhöhen – sie dazu bringen, das Amt bereits früher abzutreten, lange bevor sie die Wahlbetrugsuntersuchungen abschließen können. Dann können wir sie einfach selbst einstellen.“
Der alte Mann drehte sich um. „Gibt es einen Präzedenzfall für einen Präsidenten, der sein Amt schon einmal verfrüht abgetreten hätte?“
Gerry der Hai schüttelte seinen Kopf. „Nein.“
„Wie sollen wir das dann schaffen?“
Jetzt lächelte Gerry. „Ich hätte da ein paar Ideen.“
KAPITEL SIEBEN
18:47 Uhr Eastern Standard Time
Das Oval Office
Das Weiße Haus, Washington, D.C.
Sie war allein, als Luke ins Büro gebeten wurde.
Einen Moment lang dachte er, sie würde schlafen. Sie saß in einem Sessel in der Mitte des Raums. Sie sah aus wie ein kaputter Crashtest-Dummy oder ein Schulkind, das seinen Unmut ausdrückt, indem es sich so lässig wie möglich hinsetzt.
Das neue Resolute Desk stand hinter hier. Die schweren Vorhänge waren zugezogen. Auf dem Boden, rund um die Umrisse des ovalen Teppichs befand sich eine Inschrift:
Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst – Franklin Delano Roosevelt
Die Worte liefen rund um den Teppich und hörten genau da auf, wo sie auch begonnen.
Sie trug eine blaue Hose und eine weiße Bluse. Ihr Blazer hing auf einem der Stühle, die am Schreibtisch standen. Ihre Schuhe lagen wie unachtsam weggeworfen auf dem Teppich.
Trotz ihrer Haltung waren ihre Augen wachsam. Sie beobachtete ihn.
„Hi, Susan“, sagte er.
„Hast du meine Pressekonferenz gesehen?“, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Ich schaue schon seit einem Jahr kein Fernsehen mehr. Seitdem fühle ich mich viel besser. Du solltest es auch mal ausprobieren.“
„Ich habe dem amerikanischen Volk gesagt, dass ich mein Amt nicht abgeben werde.“
Luke lachte fast. „Ich wette, das ist gut gelaufen. Was ist passiert? Hast du so sehr gefallen an deinem Job gefunden, dass du nicht mehr aufhören willst? Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ganze so nicht funktioniert.“
Ein zurückhaltendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Dieses Lächeln, auch wenn es kaum zu sehen war, erinnerte ihn daran, warum sie einst ein Supermodel gewesen war. Sie war wunderschön. Ihr Lächeln brachte jeden Raum zum Leuchten. Es konnte sogar den Nachthimmel erhellen.
„Sie haben die Wahl gestohlen.“
„Natürlich haben sie das“, sagte er. „Und du wirst sie jetzt zurückstehlen. Klingt wie ein guter Plan.“ Er schwieg für einen Moment. Dann sagte er ihr, was er wirklich dachte. „Hör zu, ich glaube, du bist ohne diesen Job besser dran. Sie werden keine Susan Hopkins mehr haben, die sie herumschubsen können. Lass sie doch sehen, wie schlimm die Dinge laufen, wenn du nicht da bist. Sie werden dich darum anbetteln, zurückzukommen.“
Sie schüttelte ihren Kopf und lächelte jetzt noch mehr. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ganze so nicht funktioniert.“
„Ich auch nicht“, sagte er.
Sie schüttelte ihren Kopf. Ein langes Seufzen entfleuchte ihr.
„Wo warst du, Luke Stone? Du hättest hierbleiben sollen. Wir haben ganz schön viel Spaß gehabt, sobald das Chaos sich ein wenig beruhigt hatte. Wir haben viel Gutes erreicht. Und du wolltest mir zeigen, wie man schießt. Schon vergessen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Stimmt. Du wolltest den Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs erschießen. Ich erinnere mich. Aber ich habe selbst seit neun Monaten keine Waffe in der Hand gehabt. Ich wollte eigentlich ab und zu auf den Schießstand gehen, um nicht völlig einzurosten. Aber dann dachte ich mir, wozu? Ich will niemanden mehr erschießen. Und selbst, wenn ich eines Tages muss, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich schon nichts verlernt haben werde.“
„Wie Fahrradfahren?“, sagte sie.
Er lächelte. „Oder wie von einem herunterfallen.“
Sie setzte sich auf und zeigte auf den Stuhl vor ihr. „Du weißt wirklich nicht, was vor sich geht?“
Luke setzte sich hin. Der Stuhl war aufrecht, weder gemütlich noch unangenehm. „Ich habe ein paar Gerüchte gehört. Der Neue ist Rechtsaußen. Er mag die Chinesen nicht. Er will die Fabrikarbeiter unterstützen. Nicht sicher, wie er das anstellen will – will er all die Roboter auf den Müll schmeißen? Wie dem auch sei, wenn es das ist, was die Leute wollen…“
„Unwissenheit ist ein Glück, schätze ich“, sagte Susan.
„Das Ganze wirkt nicht gerade glücklich auf mich, aber –“
„Er ist ein Faschist“, sagte sie. „Er ist ein Milliardär, ein Räuberbaron, der schon seit Jahrzehnten Gruppen für die Weiße Vorherrschaft unterstützt, scheinbar schon seitdem er im Senat sitzt. Er will an seinem ersten Amtstag einen Krieg mit China anzetteln, möglicherweise mit taktischen Nuklearschlägen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie viele dem wirklich Glauben schenken. Er will Sicherheitszäune und Mauern um Chinatowns in verschiedenen Städten errichten. Seine Reden sind voll mit Hass für Minderheiten, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, für jeden, der nicht seiner Meinung ist. Außerdem hat er sich deutlich gegen die Unabhängigkeit der Judikative ausgesprochen.“
Luke war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Er hatte das politische Geschehen schon seit langem nicht mehr verfolgt. Er vertraute Susan und er sah, dass sie daran glaubte, was sie ihm erzählte. Aber er hatte auch Schwierigkeiten, selbst daran zu glauben. Als er Teil des Militärs gewesen war, hatte er unter konservativen Präsidenten gedient, als Mitglied des Special Response Teams unter liberalen Präsidenten. Natürlich unterschieden sie sich voneinander, aber so sehr? Weiße Vorherrschaft, Sicherheitszäune um Enklaven, in denen Minderheiten lebten? Nein. Das war nicht