Ein erlesener Todesfall. Фиона Грейс
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„Das hoffe ich. Ich bin dir dankbar für deine Hilfe, und du machst das ausgezeichnet“, ermutigte Olivia ihn. Sie war sich nicht sicher, ob Paolo die Arbeit in der Weinkellerei wirklich mochte oder ob er einfach nur froh war, Gabriellas tyrannischer Kontrolle zu entkommen.
Jetzt, wo der Verkostungsraum bemannt war, eilte sie aus der Kühle hinaus in die glorreiche Nachmittagssonne und nahm sich einen Moment, um sie zu genießen. Es war ein perfekter Tag, warm und ruhig und ohne eine einzige Wolke am tiefblauen Himmel. Sie atmete den süßen, blumigen Duft des toskanischen Jasmins ein, der an der Vorderseite des Gebäudes hinaufrankte, bevor sie sich auf den Weg hinauf zu La Leggendas höheren Lagen machte, wo Antonio eine der höchstgelegenen Hänge bepflanzte.
Während ihres zügigen Aufstiegs entschloss Olivia, so viel wie möglich darüber zu lernen, was er dort tat und wieso. Diese hohen Ebenen des Weinguts sahen dem Terrain ihrer neuen Farm sehr ähnlich. Es musste ein Geheimnis geben, wie man Wein auf diesem trockenen und steinigen Grund erfolgreich anbaute.
Ein kleiner Traktor, zwei der Geländewagen des Weinguts und ein weißer Van sagten ihr, wo Antonio und sein Team gerade arbeiteten.
„Hallo, Olivia“, rief Antonio, als er sie kommen sah. „Ich habe vergessen, dir neue Weine zu bringen! Was brauchst du?“
„Ich habe nur noch eine Flasche Miracolo, und der Sangiovese geht mir auch bald aus“, sagte Olivia.
„Ich bringe sie dir heute Nachmittag“, versprach Antonio.
Er streckte seine Arme über seinem Kopf aus und klopfte dann seine Taschen nach seinen Zigaretten ab, sichtlich erleichtert, eine Pause von der anstrengenden Arbeit einlegen zu können.
„Ist dieses Land neu bepflanzt?“, fragte Olivia.
„Ja, brandneu. Wir haben entschieden, dem vorigen Terrain eine Pause zu gönnen, da es letztes Jahr keinen guten Ertrag geliefert hatte.“
„Welche Sorte pflanzt ihr hier?“, fragte sie.
„Nebbiolo. Das ist eine rote Traube mit dünner Haut, die Wein mit hohem Säuregehalt und einem unglaublichen Bouquet produziert. Es ist knifflig, diesen Wein anzubauen, und man muss den Ort sorgfältig wählen. Er mag Sonne und sandigen Boden, und diese Rebsorte bevorzugt die hochgelegenen Hänge im Südwesten. Aber saurer Boden kann in den weiten Bereichen ein Problem darstellen, also auch hier.“
„Wirklich?“ Olivia spitzte die Ohren. Sie würde den Boden auf ihrer Farm testen müssen, bevor sie mit dem Pflanzen anfing.
„Wir nutzen einen biologischen Dünger und eine Schicht aus Kompost gemischt mit Kalk. Der Kompost hilft auch, die Feuchtigkeit zu halten. Diese hochgelegenen Böden trocknen sehr schnell aus, zu schnell für den gesunden Wachstum der Trauben, vor allem, wenn sie noch jung sind.“
Das waren eine Menge Informationen. Olivia wiederholte sie für sich selbst, sich bewusst, dass Antonio sie neugierig beobachtete.
Sie war versucht, ihm von ihrem verrückten Vorhaben zu erzählen, aber entschied, dass es besser wäre, es nicht zu erwähnen. Allein das Aussprechen der Worte konnte die Unternehmung in diesem frühen Stadium verhexen. Sie wurde nervös bei dem Gedanken an das Pflanzen ihrer ersten Reben, denn das bedeutete die Möglichkeit auf haushohes Versagen.
Sie würde fürs Erste kein Wort darüber verlieren und versuchen, zu lernen, was sie nur konnte.
Olivia dankte Antonio erneut und machte sich auf den Weg zurück zur Kellerei.
Als sie eintrat, sah sie, wie Marcello gerade aus seinem Büro kam, welches auf der Rückseite der Verkostungsstube lag.
„Olivia. Können wir uns jetzt unterhalten, falls du Zeit hast?“
„Natürlich“, sagte Olivia und blickte zum Tresen, wo Paolo eine Gruppe junger, dänischer Frauen mit großem Enthusiasmus bediente. Überall sah Olivia nur lächelnde Gesichter und wusste, dass er die Situation ganz unter Kontrolle hatte, als er seine Ärmel hochschob und seine muskulösen Arme zur Schau stellte, bevor er schwungvoll eine Flasche Vermentino-Weißwein präsentierte.
„Ich habe definitiv Zeit“, bestätigte sie.
„Morgen früh muss ich nach Pisa“, erklärte Marcello. „Es ist ein Geschäftstrip, und ich hätte gern, dass du mit mir kommst, denn ich glaube, das wäre eine gute Lernerfahrung für dich. Wir werden hier um sieben Uhr losfahren müssen und den ganzen Tag unterwegs sein.“
Olivia blieb vor Aufregung der Atem weg. Die Chance, einen ganzen Tag damit zu verbringen, alles über Wein zu lernen, war eine Gelegenheit für sich, aber das alles in Gesellschaft von Marcello? Das war die Kirsche auf der Sahnehaube.
„Das würde ich liebend gerne“, willigte sie ein.
War es nur ihre Einbildung oder war Marcello tatsächlich erfreut über ihre enthusiastische Zustimmung?
„Ich freue mich schon darauf“, sagte er. „Ich glaube, das wird ein produktiver Tag für uns beide.“
Olivia sprudelte vor Aufregung. Diese Lernerfahrung war genau das, worauf sie während ihrer Zeit auf La Leggenda gehofft hatte. Es würde ein Abenteuer werden zu sehen, wie andere Farmen in der Gegend arbeiteten, und wie ihre Weine schmeckten.
„Ich habe gesehen, dass du mit Antonio gesprochen hast“, bemerkte Marcello. „Schuldet er dir etwa Wein?“
„Das tut er“, sagte Olivia. „Er hat mir versprochen, die Flaschen später vorbeizubringen.“
Marcello nickte. „Wir sind mit dem Bepflanzen dieses Feldes spät dran. Wir hoffen auf einen guten Ertrag an Trauben während der nächsten Saison, aber es ist womöglich schon zu spät, und die Trauben reifen vielleicht nicht rechtzeitig. Wir haben entschieden, dass heute die letzte Chance zum Pflanzen ist. Egal, wie lange wir heute arbeiten, die Samen müssen zum Sonnenuntergang im Boden sein.“
In diesem Moment rief jemand nach Marcello, welcher mit einer schnellen Entschuldigung wieder hineinlief, um nach dem Rechten zu sehen.
Olivia blickte ihm sorgenvoll nach.
Sie dachte, sie hätte noch Tage – Wochen – um ihren ersten Wein zu pflanzen und genug Zeit, darüber nachzudenken, zu planen und Informationen zu sammeln, bis sie diesen wichtigen Schritt wagen würde. Doch die Bombe, die Marcello gerade zum Platzen gebracht hatte, änderte nun diesen Zeitplan.
Sie hatte nicht den Luxus eines weiteren Abends, wenn sie in der nächsten Saison auch einen Ertrag vorweisen wollte.
Heute, direkt nach der Arbeit, würde sie ihre ersten Samen kaufen und pflanzen müssen.
KAPITEL VIER
Atemlos und ungeduldig eilten Olivia und Charlotte nur fünf Minuten vor Geschäftsschluss in den Eisenwarenladen im nahegelegenen Dorf Collina.
Olivia trug noch immer ihre Arbeitsklamotten. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich umzuziehen. Als sie in die Villa zurückkehrte, hatten sie und Charlotte sich in einem Miniatur-Tornado aus Handlungseifer in den Fiat gezwängt und waren in einer Geschwindigkeit ins Dorf gerast, die selbst einen waschechten Italiener stolz gemacht hätte.
Olivia hatte nicht einmal abgebremst, als sie das beschauliche